Diskussionsthema zum Artikel: Der Ausputzer
Der Ausputzer
Nachruf: Dietmar Schwager, beherzte Legende im Dress der Roten Teufel
Dietmar Schwager ist tot. Der einstige Bundesliga-Profi und frühere Kapitän des 1. FC Kaiserslautern ist am Dienstagabend – wie kurz berichtet – im Alter von 78 Jahren gestorben. FCK-Präsident Rainer Keßler kondolierte gestern Schwagers Frau, bekundete im Namen des Vereins das Mitgefühl. Der FCK ist um einen seiner Großen ärmer, der sich – menschlich enttäuscht – vom Verein seit Jahren zurückgezogen hatte.
Nach der Profikarriere hatte Schwager mit seiner Frau eine Lotto-Toto-Annahmestelle am Schillerplatz in Kaiserslautern geführt, im Stadtteil Dansenberg waren die Schwagers daheim. Seine Frau backte am Dienstag Plätzchen, als der „Dittes“ sich aufs Fahrrad schwang – nichts deutete auf das jähe Ende eines erfüllten Lebens hin. Er kam heim, stellte das Rad ab und starb an einem Herzinfarkt. Der FCK, die Fans, trauern mit seiner Frau, den beiden Töchtern und der Familie um einen großartigen Sportsmann.
1962 war der 14. August 1940 geborene Schwager vom ASV Kaiserslautern zum VfR Kaiserslautern gekommen, zwei Jahre später wechselte er vom Erbsenberg zum Betzenberg. Zwölf Jahre trug Schwager das Trikot der Roten Teufel, absolvierte 320 Bundesligaspiele, war Kapitän und Leitfigur. Gerade auch in den Jahren, in denen der FCK gegen den Abstieg spielte, war der große Kämpfer Schwager ein Garant fürs sportliche Überleben. Mehr Bundesligaspiele als er für den FCK bestritt nur Werner Melzer (374).
Fritz Fuchs spielte beim FCK mit Schwager in einer Mannschaft und spricht auch heute noch mit Hochachtung vom einstigen Mannschaftskameraden. „Ich kam 1969 aus Alsenborn, ,Dittes’ war ja schon da, Gyula Lorant war Trainer. Dietmar Schwager war Libero, Ausputzer, rustikal, kopfballstark, eine natürliche Führungspersönlichkeit“, würdigte Fuchs gestern den Kameraden, „einen echten Lauterer.“ Damals war die Liberorolle, der Part des freien Mannes, durch Franz Beckenbauers Stil geprägt worden. Schwager war, der Situation des FCK entsprechend – mehr Ausputzer als Libero. Einer, der die Identifikation mit seinem Klub vorlebte. „Er hat sich immer reingehauen“, betont Fuchs. Ganz oder gar nicht – Halbgares mochte Schwager nicht, auch später nicht, als er als Trainer arbeitete. „Wo der ,Dittes’ mit dem Kopf hin ist, da ist manch anderer nicht mit dem Fuß hin“, beschreibt Fuchs die totale Einsatzbereitschaft des Ausputzers.
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Dietmar Schwager war der Kapitän der Mannschaft, die am 13. September 1973 für das legendäre 7:4 gegen Bayern München mit den Top-Stars Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Uli Hoeneß sorgte. Der FCK – mit Jupp Elting, Lothar Huber, Ernst Diehl, Fritz Fuchs, Hermann Bitz, Herbert Laumen, Klaus Toppmöller, Seppl Pirrung, Klaus Ackermann, Roland Sandberg – und Schwager – machte aus einem 1:4 ein 7:4. Pirrung schoss drei Tore – „eins nach einem Lattentreffer von Dietmar Schwager“, erinnert sich Fuchs an das Spiel der Spiele. „Dietmar Schwager war ein starker Charakter. Schade, dass er sich später dann – enttäuscht von der damaligen Vereinsführung – zurückgezogen hat.“
Als Trainer war er bei den FCK-Amateuren, bei Borussia Neunkirchen und dem FSV Frankfurt tätig. 1979/80 heuerte er als Co-Trainer bei seinem alten Lehrmeister Gyula Lorant bei Schalke 04 an, wurde fünf Monate später dessen Nachfolger, aber im Frühjahr 1980 nach seiner Misserfolgsserie wieder entlassen. Ende 1991 nach der schmerzhaften Freistellung als Trainer der FCK-Amateure trat Schwager als Trainer ab.
„Dietmar Schwager war als Spieler ein Begriff, einer, der immer auf dem Spielberichtsbogen stand“, würdigt FCK-Präsident Keßler. „Dietmar Schwager war einer, der seine Arbeit im besten Sinne des Wortes gemacht hat. Einer ohne große Worte.“ Ein harter Hund. Ein feiner Mensch, offen und ehrlich. Einer, der den FCK liebte.
Die Rheinpfalz