Kommentar: Der lange Weg zurück zu alter Stärke

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    Kommentar: Der lange Weg zurück zu alter Stärke

    Am Ende reichte es nur zu einem torlosen Remis. Warum das erste Spiel unter der Führung von Sascha Hildmann dennoch Hoffnung auf eine bessere sportliche Zukunft macht. Ein Kommentar.


    Spiel eins nach Michael Frontzeck. Spiel eins für Sascha Hildmann. Beim 0:0 gegen die Würzburger Kickers war beileibe noch nicht alles gut, aber die Zielrichtung schien zu stimmen. Vor allem die „Betze-Attribute“ wurden wieder gelebt.


    So ähnlich und doch grundverschieden kann eine Spielbewertung ausfallen. Auch am Samstag hieß es am Ende 0:0, wie auch schon im Heimspiel gegen den SV Wehen- Wiesbaden. Und doch bekamen die Fans des 1. FC Kaiserslautern gegen die Kickers aus Würzburg ein ganz anderes Spiel zu sehen. Und so stand nach dem Schlusspfiff auch niemand im Innenraum des Stadions und stellte die Roten Teufel zur Rede. Es braucht eben nicht viel, um Fans und Anhänger halbwegs zufrieden zu stellen. Schon gar nicht im Dezember 2018.


    Die erste Veränderung, die Sascha Hildmann vornahm und positiv wahrgenommen wurde, war ein Systemwechsel auf ein zunächst klassisches 4-4-2 mit Doppelspitze. Theo Bergmann und Mads Albaek bekleideten die Doppel-6 mit der Option, dass einer der beiden bei schnellem Umschaltspiel vorrücken und den Offensivraum besetzen kann. Christian Kühlwetter rückte eine Position vor und agierte neben Timmy Thiele im Sturmzentrum. Bei Heimspielen des FCK will der gemeine Pfälzer elf rennende, kämpfende, sich Chancen herausspielende Teufel sehen. Das dies im Frontzeck-System mit Doppel-6 und nur einer Spitze in letzter Zeit selten bis gar nicht der Fall war, wusste auch Sascha Hildmann. Und so tat es gut zu sehen, dass der FCK am Samstag in beiden Halbzeiten einige gute Chancen kreierte, sie allerdings leider nicht verwerten konnte.

    Hildmann lebt den FCK

    Die zweite merkliche Neuerung war der Trainer selbst. Anders als zuvor Michael Frontzeck oder Norbert Meier wurde Sascha Hildmann auf der Videoleinwand zunächst von Horst Schömbs begrüßt, vorgestellt und auch von der Westkurve kurz, aber sehr freundlich empfangen. Als Schiedsrichter Müller die Partie anpfiff, war man als Fan genötigt, doch hin und wieder den Blick zur Seitenauslinie zu richten. Da stand er also, Lauterns neuer Chefcoach Sascha Hildmann, der den FCK im Herzen trägt. Kaum eine Minute verging, in der er nicht seine Coachingzone auf- und ablief, Anweisungen an seine Spieler weitergab, sich über vergebene Chancen und verlorene Zweikämpfe ärgerte oder sich einfach nur der Euphorie hingab. Und wenn er sich einmal kurz setzte, dann nur, um seiner Bank zu erklären, was gerade aus seiner Sicht falsch lief. Bei Einwürfen gab er Spielern schon mal die ein oder andere Anweisung mit auf den Weg. Als der FCK dann die durchaus zahlreichen Chancen vergab, sprang und fieberte der neue Trainer nicht weniger als die Fans in der Westkurve. Es sind im Gesamtbild nur diese kleinen Feinheiten, die letztlich größeres bewirken können. Bei Hildmann wurde schnell spürbar, wie er seine Funktion als Trainer lebt, wie er leidet wie kein zweiter. Das sind die Dinge, die man in Kaiserslautern sehen will. Ob als Fernseh- oder Stadionzuschauer ließ sich an diesem Samstag Nachmittag also den Eindruck gewinnen, dass Hildmanns Körpersprache die Kurve noch ein bisschen mehr pusht. Auch die Mannschaft ging voll mit, ließ sich in keiner Phase hängen und strahlte seit längerer Zeit mal wieder aus, das Spiel unbedingt gewinnen zu wollen. Als der Schiedsrichterpfiff erklang, bildeten Mannschaft und Trainerteam einen Kreis, inmitten dessen Sascha Hildmann stand und zur Mannschaft sprach. Der ein oder andere durfte sich an alte Marco Kurz Zeiten erinnert fühlen.

    Es steht noch jede Menge Arbeit bevor

    Freilich, dazu fehlt noch einiges. Gerade defensiv war der FCK nach wie vor zu anfällig und lud Würzburg durch schwaches Stellungsspiel regelrecht zu Kontern ein. Zahlreiche Aktionen im Spielaufbau und Offensivverbund wurden oft unsauber zu Ende gespielt, andere schlicht und einfach vergeben. Die to-do Liste des Trainers ist noch lang, hatte er zudem auch gerade einmal zwei Trainingstage zur Verfügung, um wesentliche Dinge zu verändern. Doch war an diesem Tag spürbar, dass die Jungs zumindest wieder in die richtige Richtung marschieren. Folglich rief die Westkurve der Mannschaft nach Abpfiff auch wieder „Auswärtssieg!“ zu, man hält es zumindest nach diesem Auftritt wieder für machbar. Der Weg zurück zum Erfolg ist noch lang und, der Punkteabstand noch groß. Doch Sascha Hildmann gibt Grund zur Hoffnung, dass der Weg zwar steinig, aber noch begehbar ist.


    Quelle: Treffpunkt Betze