Rote Teufel wollen den Heimfluch besiegen

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    Rote Teufel wollen den Heimfluch besiegen

    Florian Pick erwartet mit seinem 1. FC Kaiserslautern am Samstag (14 Uhr) den FC Carl Zeiss Jena zum Drittliga-Kellerduell.


    Vielen FCK-Fans ist die Lust auf Heimspiele ihrer Roten Teufel vergangen. In der Liga gab’s zu Hause noch keinen Sieg, nur im DFB-Pokal beim 2:0-Erfolg gegen Bundesligist Mainz 05 durften die Lauterer Anhänger feiern. Etwas mehr als 14.000 Karten hat der FCK, der nach gut einem Viertel der Saison als 17. auf einem Abstiegsplatz steht, für die Partie des elften Spieltags gegen Schlusslicht Jena verkauft – für „Betze“-Verhältnisse eine bescheidene Nachfrage. Geht es nach dem Willen der Spieler, soll nun gegen die Thüringer im sechsten Anlauf in dieser Punktrunde der erste Heimsieg her. Sonst wird’s noch trister in diesem grauen Herbst auf dem Betzenberg.


    Turbulente Tage


    Ein Feuerwerk zur Stimmungsaufhellung also würde perfekt passen nach wieder mal turbulenten Tagen. Der Vertrag zum Jahresende auslaufende Vertrag mit Sport-Geschäftsführer Martin Bader wird nicht verlängert, Jürgen Kind und Paul Wüst sind aus dem Aufsichtsrat zurückgetreten. Nun ein neuer Anlauf: Wieder im FCK-Kader steht der zuletzt länger verletzte neue isländische Angreifer Andri Bjarnason. Verzichten muss FCK-Trainer Boris Schommers dagegen auf Timmy Thiele und auf Carlo Sickinger. Thiele hat im Training am Mittwoch einen Nasenbeinbruch erlitten, Sickinger muss wegen muskulärer Probleme passen. Ein Ausfall, der besonders schmerzt. Denn Sickinger war zuletzt ein Lichtblick. Wegen einer Bänderverletzung fehlt Hendrick Zuck.


    Verstecken gilt nicht


    „Viele Gespräche, viele offene Gespräche“ habe er mit seiner neuen Mannschaft geführt, sagt Schommers, der seit gut zwei Wochen im Amt ist. Der 40-Jährige attestiert dem Team mehr Qualität, als es der Blick auf die Tabelle zeigt. „Dieser Kader gehört nicht auf diesen Tabellenplatz“, meint Schommers. Gegner Jena kommt nach der Trennung von Trainer Lukas Kwasniok mit Interimstrainer Christian Fröhlich. „Sie werden eine Idee haben“, sagt Schommers, „wir werden die Gegenidee haben.“ Der neue FCK-Coach erhofft sich Früchte aus der Arbeit in seiner ersten kompletten, nicht von einem Spiel – wie zuletzt im Verbandspokal – unterbrochenen Trainingswoche. Schommers erwartet eine Reaktion der Mannschaft auf das bittere 1:3 bei 1860 München. „Ich fordere bei den Spielern auch eine Entwicklung in der Persönlichkeit ein“, sagt Schommers. Verstecken gilt nicht.


    Pick zeigt Flagge


    Einer, der Flagge zeigt, ist Florian Pick. Er liefert in schöner Regelmäßigkeit den Beweis, dass Linksaußen, wie eine alte Fußballer-Weisheit besagt, und Torhüter verrückt sind. Positiv verrückt, versteht sich. Sieben der 15 Lauterer Tore hat Pick geschossen, im Pokal zudem gegen Mainz und Gonsenheim getroffen. „Der erste Heimsieg muss her! Es ist angerichtet“, sagt Pick, der in München zuletzt die öffnenden Diagonalbälle vermisste. Pick weiß, dass er durchaus nerven kann, wenn er auf Teufel komm raus dribbelt. Da kann Stärke auch zur Schwäche werden. Pick weiß, fast im Stile eines Arjen Robben, in den Strafraum einzubrechen. Er hat Mut und findet immer öfter den richtigen Moment zum Abschluss. Und er liebt den Doppelpass. Speziell mit Christian Kühlwetter klappt das recht gut. Pick will auch gegen Jena wieder Trumpf sein.


    So spielen sie


    1. FC Kaiserslautern: Grill - Schad, Kraus, Matuwila, Sternberg - Starke, Bachmann, Skarlatidis, Pick - Röser, Kühlwetter

    Ersatz: Spahic, Hainault, Fechner, Jonjic, Hemlein, Bergmann, Bjarnason

    Es fehlen: Esmel, Spalvis (beide Reha), Hercher (Trainingsrückstand), Sickinger (muskuläre Probleme), Thiele (Nasenbeinbruch), Zuck (Bänderverletzung)


    FC Carl Zeiss Jena: Coppens - Grösch, Volkmer, Maranda - Eckardt, Hammann - Zejnullahu, Bock, Obermair - Günther-Schmidt, Donkor

    Es fehlen: Kühne (Reha , Kübler (Schulter lädiert), Schau (Jochbeinbruch)


    Schiedsrichter: Reichel (Stuttgart).


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    Ich bin der Meinung, ...


    ... dass die Spieler des FCK jetzt mehr denn je in der Pflicht sind.Sie laufen, sie schießen, sie tun, sie machen. Am Engagement jedes einzelnen Spielers liegt es nicht, dass Fußball-Drittligist 1. FC Kaiserslautern nach zehn von 38 Spieltagen auf einem Abstiegsplatz steht. Es mangelt völlig an effektivem Zusammenwirken – in der Defensive generell, speziell beim Verteidigen von Standards, und auch beim letzten Pass, beim Abschluss vor des Gegners Tor. Der Neue-Besen-Effekt – Boris Schommers hat vor gut zwei Wochen Sascha Hildmann als Trainer abgelöst – hat sich beim FCK noch nicht eingestellt. Die magere Ausbeute bislang: zwei Spiele, ein Punkt, 1:1 gegen Magdeburg, 1:3 bei 1860 München. Schommers ist ein Freund des gepflegten Spielaufbaus, seine Fußballer aber haben sich bislang noch nicht sattelfest gezeigt, was schnelles und präzises Passspiel betrifft. So geht es rasend schnell in die falsche Richtung.


    Für die rund 1500 am vorigen Samstag mit nach München gereisten Fans war die Partie eine Tragikomödie. Die Tore bei der 1:3-Schlappe haben sich die Lauterer fast alle selbst geschossen. So ziemlich alles, was den Roten Teufeln misslingen konnte, misslang ihnen. So flüchteten sich einige Anhänger aus der Pfalz bei der abendlichen Rückfahrt im Zug in Galgenhumor; sie sangen: „Wir fahren weit, wir trinken viel, und wir verlieren jedes Spiel!“


    Die Niederlage im Slapstick-Stil brachte das Fass zum Überlaufen. Der FCK gab bekannt, dass der am 31. Dezember auslaufende Vertrag von Sport-Geschäftsführer Martin Bader nicht verlängert wird. Aus Protest dagegen, dass Bader nicht sofort entlassen worden ist, ist Jürgen Kind aus Beirat und Aufsichtsrat zurückgetreten. Für ihn rückt Fritz Fuchs nach. Paul Wüst ist ebenfalls auf eigenen Wunsch aus den Gremien ausgeschieden – aus gesundheitlichen Gründen und aus Rücksicht auf seine Familie. Der Südpfälzer sah sich „Beschimpfungen, Rücktrittsforderungen und Denunziationen“ ausgesetzt. Die Jahreshauptversammlung am 20. Oktober naht, dort soll es gründliche Aussprachen geben. Themen gibt es reichlich.


    Zunächst aber sind die FCK-Spieler gefordert. Sie müssen ihren Fans zeigen, dass wirklich mehr in ihnen steckt als Rang 17, ein Abstiegsplatz, nach zehn von 38 Spielen. In der Innenverteidigung ist der vor allem zu Saisonbeginn oft ganz starke Joe Matuwila, Neuzugang aus Cottbus, auf der Suche nach Konstanz. Janik Bachmann, von Bader und Hildmann als Schlüsselspieler im defensiven Mittelfeld geholt, ist zweikampfstark, produziert aber ebenso Fehlpässe wie Jan Löhmannsröben, der keinen neuen Vertrag mehr bekam. Auch der Ende August von Zweitligist Dynamo Dresden geholte Angreifer Lucas Röser muss beweisen, dass er das viele Geld wert ist. Führungsfiguren, die ihre Mitspieler aufrichten und mitreißen, sind nicht erkennbar. „Die Hierarchie muss auf dem Platz sichtbar sein“, fordert Schommers. Den Worten sollen Taten folgen. Klar, Drittliga-Spieler sind keine Stars. Aber von ihrem Anspruch und ihrer Bezahlung her gehören sie zum oberen Liga-Drittel.


    Oliver Sperk



    Die Rheinpfalz

    „Es ist noch keiner vom Ball erschossen worden!"

    - Gerry Ehrmann -