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Boeing 747 mehr als nötig
Vor dem Spieltag kündigte Dirk Schuster 2-3 Neuzugänge an, die einer Boeing 747 entsprechen. Wer die Lautrer in Halbzeit eins in Fürth gesehen hat, hofft auf einen vollbesetzten Flieger.
Der 3:1 Auswärtssieg bei Greuther Fürth hat eines noch einmal offenbart: Der 1. FC Kaiserslautern braucht dringend neues Personal an Bord. Dass die Roten Teufel gegen den Bundesliga-Absteiger, wie schon in Kiel, nach Rückstand zurückkamen, ist der Disziplin, dem Willen und dem Matchglück zu verdanken - nicht jedoch fußballerischen Finessen. Personell muss nachgerüstet werden. Die Aussagen von Dirk Schuster lassen vermuten, dass sich im FCK-Cockpit niemand vom starken Saisonstart blenden lässt, sondern, dass gerade ein Upgrade des laufenden Kaders vorgenommen wird.
Fürth führt glücklicherweise nur 1:0
Den Franken gelang es im ersten Durchgang einfach viel zu oft, sich durch die Lautrer Verteidigungslinien hindurch zu kombinieren und ihre Offensivspieler mit Steilpässen im Strafraum zu bedienen. Kein Gegner erspielte sich gegen die Roten Teufel in dieser Saison so viele Großchancen wie die Kleeblätter. Dass diese nicht zur vorzeitigen Bruchlandung des FCK führten, lag am Fürther Unvermögen und an Torwart Andreas Luthe. Die ersten 45 Minuten am Sportpark Ronhof entsprachen mit deutlichem Abstand der schlechtesten Lautrer Halbzeit in dieser Spielzeit. Auch wenn es im zweiten Durchgang, wie in bisher jedem Spiel, Freude bereitet hat, dieser sympathischen und kampfstarken Mannschaft zuzusehen - es darf nicht darüber hinweg täuschen, dass die bisherige Punkteausbeute durchaus schmeichelhaft ist. Zudem wird jeder kommende Kontrahent nun registriert haben, wie die Defensive des FCK zu knacken ist. Ein solches Glück wie am Sonntag werden die Pfälzer so schnell nicht wieder haben.
Alle Liganeulinge mit Startschwierigkeiten. Alle?
Die letzten vier Positionen der Zweitligatabelle belegen aktuell die abgestürzten ehemaligen Bundesligisten Arminia Bielefeld und Greuhter Fürth sowie die Aufsteiger Magdeburg und Braunschweig. Der einzige Neuling am Zweitligahimmel ohne Startschwierigkeiten kommt aus Kaiserslautern. Das liegt zum einen daran, dass die Roten Teufel ohne den Verlust von Leistungsträgern die Liga wechseln konnten. Zudem scheint in der Mannschaft ein echter Teamgeist zu herrschen, wie man ihn sonst fast nur im Amateurfußball findet. Ehrlicherweise muss aber auch eingestanden werden, dass - abgesehen vom Spiel gegen Paderborn - das Glück stets auf Seiten der Männer in rot war. So auch am Sonntag in Fürth: Die sonst so sichere FCK-Defensive befand sich permanent in Turbulenzen, doch der klar überlegene Gegner ging, statt mit einer 4:0 Führung, nur mit 1:0 in die Pause. Im zweiten Durchgang scheiterten die noch sieglosen Franken dann endgültig an der eigenen Verunsicherung und wurden von einem willensstarken Lautrer Team besiegt - welches nicht besser, aber gefestigter und selbstbewusster war als der Gastgeber. Im umgekehrten Falle hätte es für den FCK sicher eine herbe Klatsche gegeben.
Mögliche Personalwechsel
Der erste Durchgang offenbarte ungewohnt viele Schwächen auf Seiten der Roten Teufel, gerade im „Security-Bereich“, sprich der Abwehr. Beispielhaft hierfür steht der Führungstreffer der Spielvereinigung. Der erste Tower (Kevin Kraus) ließ sich mit einer Körpertäuschung verladen, während der zweite Tower (Boris Tomiak) gedanklich auf Autopilot geschaltet hatte und seinen Gegenspieler zur Führung einschieben ließ. So stark die beiden Innenverteidiger auch im Kopfball sind, am Boden hatten sie in dieser Saison nicht zum ersten Mal Schwierigkeiten. Hoffentlich kommt von Pressesprecher Stefan Rosskopf hier bald die Durchsage mit der Landung eines neuen Abwehrchefs am Betzenberg.
In nahezu jedem Saisonspiel gingen nach ungefähr 75 Spielminuten die beiden Routiniers Terrence Boyd und Mike Wunderlich von Bord. Bislang konnten sie kein einziges Mal gleichwertig ersetzt werden. Im Falle von „Magic Mike“ fallen die möglichen Back-Ups Ben Zolinski und Anas Bakhat weiterhin verletzt aus. Am Sonntag kam der 19-jährige Aaron Basenach für Wunderlich erstmals auf die Passagierliste. Allerdings ist seine beheimatete Position im Mittelfeld eher das defensive Mittelfeld, zudem muss Basenach seine Zweitligatauglichkeit erst noch nachweisen. Für Stürmer Terrence Boyd ist definitiv niemand im Kader, der die Rolle des klassischen Mittelstürmers so interpretieren kann wieder der US-Amerikaner und noch dazu ähnlich torgefährlich ist.
Auch ein schneller Außenbahnspieler könnte den Lautrern noch guttun. Hier machte zuletzt das Gerücht um Aaron Opoku vom HSV die Runde. Dieser sah jedoch beim Spiel gegen Darmstadt 98 am vergangenen Samstag die rote Karte. Es bleibt abzuwarten, für wie lange der DFB ihn hierfür auf die „No Fly Liste“ setzt.
Den Relegationsplatz auf dem Radar
Aktuell befinden sich die Roten Teufel punktgleich mit dem Tabellendritten aus Heidenheim auf Rang vier des Zweitligatableaus. Doch statt wie gewohnt auf die erste Klasse zu schielen, tut man am Betzenberg gut daran, sich in der Economy anzuschnallen. Betrachtet man die letzten Spieler realistisch, vor allem die erste Halbzeit in Fürth, so ist am Tabellenbild vor allem eines höchst erfreulich: Auf den Abstiegs-Relegationsplatz hat der FCK bereits überragende sieben Punkte Vorsprung. Bevor Sportchef Thomas Hengen also neue Crewmitglieder verpflichtet, kann weiterhin absolut nichts außer dem Klassenerhalt das Saisonziel sein. Selbst mit namhaften Verstärkungen sollten alle - bis das Pfälzer Meilenkonto mindestens 40 Punkte aufweist - dringend am Boden bleiben.
Betze Inside: Datenanalyse zu #SGFFCK
Es gibt durchaus unterschiedliche Meinungen darüber, ob der Lautrer Sieg in Fürth letztendlich verdient war. Die Analyse der Daten zeigt zumindest eine aktivere und gefährlichere Fürther Mannschaft auf. Aufgrund der desaströsen ersten Halbzeit, nach der der FCK hätte deutlich höher zurückliegen müssen, war mit diesem Auswärtssieg kaum zu rechnen. Die xG-Werte der Fürther im ersten Spielabschnitt (Abb. 1, Quelle: Wyscout) dürften zu niedrig angesetzt sein. Nach der Pause entwickelte sich ein offenes Spiel mit einem leichten Chancenplus und dem glücklichen Ende für die Pfälzer.
Grafiken: Darstellung von Betze Inside (Instagram / Twitter)
Quelle: Treffpunkt Betze