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Marlon Ritter: „Im Finale war mehr drin“
Teil I unseres Interviews mit dem neuen FCK-Kapitän. Marlon Ritter über den Druck im Abstiegskampf, die unglaubliche Pokalreise des FCK und den „Funkel-Effekt“ im Frühjahr.
Seit mittlerweile vier Jahren schnürt Marlon Ritter seine Schuhe schon für den 1. FC Kaiserslautern. In dieser Zeit absolvierte „MR7“ 128 von 144 möglichen Ligaspielen und ist damit eine fast nicht mehr wegzudenkende Konstante im Lautrer Mittelfeld. Dabei steigerte der 29-jährige Westfale seine persönliche Leistung von Jahr zu Jahr und trug in der abgelaufenen Spielzeit mit zehn Toren und drei Vorlagen maßgeblich zum Klassenerhalt der Roten Teufel bei. Werte, die auch der Treffpunkt Betze-Community nicht entgangen sind, die ihn folgerichtig mit großem Abstand zum „Spieler der Saison" wählte. Natürlich wollten wir dem sympathischen Kämpfertypen die Nachricht persönlich überbringen, weshalb er sich trotz kräftezehrender Trainingseinheiten Zeit für ein persönliches Gespräch nahm.
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"Da war schon mächtig Druck auf dem Kessel"
Treffpunkt Betze: Hallo Marlon, über 4.000 FCK-Fans haben an unserer großen Jahresumfrage teilgenommen und dich mit überwältigender Mehrheit zum „Spieler der Saison 2023/24“ gewählt. Welche Bedeutung hat diese Auszeichnung und damit ein klares Feedback der Fans für dich?
Marlon Ritter: Zunächst einmal vielen Dank, ich freue mich sehr über diese Auszeichnung. Obwohl die letzte Saison eher schwierig war, habe ich immer versucht, mein Bestes zu geben - und ich freue mich, dass diese Anstrengungen wohl anerkannt wurden (lacht). Ich muss aber auch sagen, dass ein Spieler alleine keine Spiele gewinnen oder den Abstieg verhindern kann. Dass wir am Ende die Klasse gehalten und das Pokalfinale erreicht haben, ist ein Verdienst der ganzen Mannschaft, zu dem ich nur meinen Teil beigetragen habe.
Treffpunkt Betze: Du hast es schon angesprochen, die letzte Spielzeit war ein Wechselbad der Gefühle. Wie bewertest du mit etwas Abstand die abgelaufene Saison?
Marlon Ritter: Ich glaube, wir hatten eine sehr durchwachsene Saison mit nicht so vielen guten Spielen, wenn man jetzt mal vom Pokal absieht. Unser Glück war, dass gefühlt immer ein Pokalspiel kam, wenn der Baum gebrannt hat und dann wieder etwas Ruhe eingekehrt ist. In der Tabelle sind wir auf dem 13. Platz gelandet, was zwar am Ende gut aussieht, sich aber nicht so angefühlt hat. Wenn ich an die Tage nach dem Spiel gegen Wehen Wiesbaden zurückdenke, nach dem uns alle schon abgeschrieben hatten, da war schon mächtig Druck auf dem Kessel. Aber wir haben immer an uns geglaubt und am Ende die nötigen Punkte geholt.
„Wir hätten die Sensation schaffen können“
Treffpunkt Betze: Als wir uns vor wenigen Monaten zum Interview trafen, steckte der FCK mitten im Abstiegskampf und das Thema DFB-Pokal war verständlicherweise vorerst tabu. Heute ist das anders. Erzähl uns doch mal aus deiner Sicht, wie du eure Pokalreise in der vergangenen Saison erlebt hast.
Marlon Ritter: Wie schon erwähnt, kamen die Spiele irgendwie immer zum richtigen Zeitpunkt. Das fing schon in der ersten Runde mit dem Spiel in Koblenz an, wo die Stimmung nach zwei Auftaktniederlagen in der Liga bereits angespannt war und ein entsprechender Druck mit im Spiel war. In der zweiten Runde gegen Köln haben wir gut gespielt, mussten aber trotz einer 3:0-Führung am Ende wieder zittern, konnten das Ding aber doch ziehen. Im Achtel- und im Viertelfinale kamen mit Nürnberg und Berlin eigentlich die beiden souveränsten Spiele unserer Pokalsaison, wo wir in beiden Begegnungen sehr wenig zugelassen und verdient gewonnen haben.
Das Halbfinale in Saarbrücken war ein ganz besonderes Spiel für mich. Es war eigentlich schon vorher klar, dass es kein schönes Spiel werden würde und ich war selten so angespannt wie vor diesem Spiel. Erstens ging es gegen Saarbrücken und zweitens war es das Halbfinale. Die hatten vorher schon gefeiert, dass sie so gut wie im Finale sind und wir wollten ihnen genau das Gegenteil beweisen. Das ist uns dann auch ganz gut gelungen (lacht).
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Treffpunkt Betze: Und dann kam Bayer Leverkusen ...
Marlon Ritter: Das Finale in Berlin war dann für uns alle ein absolutes Highlight. So etwas erlebt man als Fußballer nicht oft. Das war schon ein außergewöhnliches Spiel, vor dem ich wirklich sehr, sehr aufgeregt war. Die Tage vor den Abendspielen vergehen selten schnell, aber vor dem Spiel war es noch einmal etwas Besonderes. Es war ein ganz besonderer Tag. Es kribbelte und mit jeder Minute stieg die Vorfreude auf das Spiel. Ich denke heute noch, dass im Finale irgendwie mehr drin war. Wären wir 0:5 untergegangen, hätte keiner was gesagt. Aber so, wie das Spiel gelaufen ist, bin ich schon ein bisschen enttäuscht, dass wir verloren haben. Natürlich können wir stolz sein, dass wir dabei waren, aber es ist schade, dass wir es nicht wenigstens in die Verlängerung geschafft haben. Ich glaube, wenn wir ein Tor geschossen hätten, mit der Stimmung und unseren Fans im Rücken, hätten wir die Sensation schaffen können. So ein Tor kann einen tragen, und eigentlich hatten ja nur die Leverkusener etwas zu verlieren.
„Das Gefühl, dass am Ende alles gut wird“
Treffpunkt Betze: Apropos Interview vor wenigen Monaten und Abstiegskampf in der zweiten Liga. Du warst damals felsenfest vom Klassenerhalt überzeugt und hast diese Überzeugung auch ausgestrahlt. Was gab deiner Meinung nach letztlich den Ausschlag, dass ihr die Klasse halten konntet? Und gab es diesen „einen“ Moment, der den Turnaround eingeleitet hat?
Marlon Ritter: Ich glaube, da kann man das Spiel in Kiel nehmen. Das war nach dem schon erwähnten Heimspiel gegen Wiesbaden, wo wir wirklich nicht gut waren und nach dem keiner mehr auf uns gesetzt hat. Dann mussten wir zu einem Aufstiegsaspiranten, der vorher fünf Spiele ohne Gegentor war, und gewinnen dort 3:1. Ich glaube, da haben wir allen gezeigt, dass wir nicht so schlecht sind, wie wir teilweise gemacht wurden. Wir wussten als Mannschaft, dass wir die Qualität haben, und in diesem Spiel konnten wir sie endlich zeigen. Natürlich haben wir in einigen Spielen nicht unser Maximum erreicht und waren einfach nicht gut, aber wir wussten, dass wir es können, nur irgendwann wurden die Spiele weniger. Und dann bist du in der Situation, dass du punkten musst, egal gegen wen.
Treffpunkt Betze: Hat die Verpflichtung von Friedhelm Funkel deiner Meinung nach den erhofften Wechseleffekt gebracht? Und wenn ja, welchen Anteil hat er letztendlich am Klassenerhalt?
Marlon Ritter: Friedhelm Funkel hat einen großen Anteil am Klassenerhalt. Es war nicht das erste Mal, dass er gegen den Abstieg gespielt hat, da hat er natürlich die nötige Erfahrung. Er hat sich immer vor die Mannschaft gestellt und zielstrebig mit uns gearbeitet. Er hat an einigen Stellen nachjustiert und das hat uns auf jeden Fall weitergebracht. In so einer Situation hilft es dir als Spieler sehr, wenn jemand mit dieser Erfahrung vorne steht, eine gewisse Ruhe ausstrahlt und dir immer wieder das Gefühl gibt, dass am Ende alles gut wird.
Wie sich die Spielweise unter Markus Anfang verändert hat, wie Marlon Ritter mit seiner neuen Verantwortung als Mannschaftskapitän umgeht und wie er mit den ständigen Wechseln im Kader umgeht, erfahrt ihr morgen im zweiten Teil.