Diskussionsthema zum Artikel: André Schnura: Der Typ mit dem Saxophon
André Schnura: Der Typ mit dem Saxophon
Drei Fragen, drei Antworten: André Schnura über sein persönliches Sommermärchen, seinen Appell an die Gesellschaft und seinen Wunsch, im Fritz-Walter-Stadion auftreten zu dürfen.
Im Völler-Trikot und mit Zigarette hinter dem Ohr lernte man André Schnura als Stimmungsmacher der EURO 2024 kennen. Wie aus dem Nichts tauchte der „Saxophon-Mann“ vor dem ersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft auf und ging innerhalb kürzester Zeit viral. Doch bei all dem Rummel um seine Person vergisst er nicht, dass es nicht allen so gut geht wie ihm in diesen Momenten. Trotz der Vorbereitungen für seine Tour, die ihn unter anderem nach Frankfurt und Stuttgart führen wird, hat sich André Zeit genommen, um mit Treffpunkt Betze über sein persönliches Sommermärchen, seine Wünsche an die Gesellschaft und seine anstehenden Konzerte zu sprechen.
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„Es kommt mir immer noch wie ein Film vor“
Treffpunkt Betze: Hallo André, bei der vergangenen Europameisterschaft hast du die Herzen der Fußballfans im Sturm erobert. Wie kam es, dass du mit Deinem Sayxophon zum ersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft nach München gereist bist und wie hast du die vier Wochen Ausnahmezustand erlebt?
André Schnura: Die ursprüngliche Idee ist eigentlich schon vor einem Jahr entstanden. Ich habe bei einer Party im Kölner Stadtpark gespielt und damals beschlossen, das auch mal im Rahmen eines Fußballspiels zu machen, weil ich dachte, dass Fußballfans für diese Art von Partymusik sehr empfänglich sind. Und so setzte ich mich vor dem ersten EM-Spiel unserer Nationalmannschaft in meinen alten roten Micra und fuhr Richtung München. Unterwegs brach mir dann noch eine Achse, so dass ich es gerade noch rechtzeitig vor Spielbeginn nach München schaffte. Der Zugang zur Fanzone war schon geschlossen und wir haben uns durch einen Bauzaun auf das Gelände geschlichen und dann hat irgendwie alles seinen Lauf genommen (lacht). Wenn ich die letzten drei Monate Revue passieren lasse und darüber nachdenke, wie sich mein Leben in dieser Zeit verändert hat, kommt es mir immer noch wie ein Film vor. Einen Tag vor der EM wurde mein Honorarvertrag als Musiklehrer an einer Musikschule nicht verlängert. Niemand wusste, wer ich bin, und jetzt kennt dich plötzlich jeder - verrückt, welche Wendungen das Leben manchmal nimmt.
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„Am Ende sind wir alle gleich“
Treffpunkt Betze: Mit deinen Auftritten hast du nicht nur in Deutschland, sondern auch international für Aufsehen gesorgt. Unvergessen ist zum Beispiel dein Auftritt beim EM-Finale in Berlin, bei dem du dein Völler-Trikot gegen ein Shirt mit internationalen Flaggen getauscht hast. Welche Botschaft wolltest du den Menschen damit vermitteln?
André Schnura: Das Trikot habe ich mit einer Nachbarin selbst genäht (lacht). Ich wollte damals kein Trikot einer Nation tragen, weil es eine Party für alle sein sollte und sich niemand ausgeschlossen fühlen sollte. Die Finalparty sollte eigentlich nur das widerspiegeln, was ich während der gesamten Europameisterschaft wahrgenommen habe: Euphorisierte Fußballfans mit guter Stimmung und friedlichem Umgang miteinander. Generell finde ich es wichtig, dass wir uns immer wieder bewusst machen, dass wir am Ende alle gleich sind und die gleichen Ziele verfolgen. Egal ob Multimillionär oder Hilfsarbeiter - im Grunde sind wir alle auf der Suche nach Dingen wie Sicherheit, Frieden oder Liebe. Der Weg dorthin mag unterschiedlich sein, bei den einen ist es das Geld, bei den anderen der Lebensstil, aber wir steuern alle auf das gleiche Ziel zu. Wenn wir uns darüber alle im Klaren sind und entsprechend miteinander umgehen, sind wir ein gutes Stück vorangekommen.
„Es gibt viel mehr Schichten in mir“
Treffpunkt Betze: Nächste Woche startest du in Hamburg deine „Love is the answer - Tour 2024“. Via Instagram lässt du schon im Vorfeld verlauten, dass die Konzerte eine Party werden, die Besucher aber auch eine andere Seite von dir kennenlernen dürfen. Kannst du uns, ohne zu viel zu verraten, einen kleinen Vorgeschmack auf das geben, was deine Fans bei der Tour erwartet? Und welche Pläne hast du für die Zeit danach?
André Schnura: Die Konzerte sollen natürlich viel gute Laune machen, aber ich möchte auch zeigen, dass in dem „Typen mit dem Saxophon“ mehr steckt, als man bisher wahrgenommen hat. Das, was man bei öffentlichen Auftritten von einem Menschen sieht, sind vielleicht maximal fünf Prozent von dem, was den Menschen wirklich ausmacht. Und so ist es auch bei mir. Es gibt viel mehr Schichten in mir, die ich auch auf der Tour zeigen möchte. Es wird also nicht nur Partymusik nonstop geben, es wird auch mal sentimentaler, tiefgründiger und vielleicht auch emotionaler. Ich habe Jazz- und Pop-Saxophon studiert, und das soll an diesen Abenden auch zum Vorschein kommen.
Mein Ziel für die Zeit nach meiner Tour ist es, in jedem Profistadion in Deutschland einmal auftreten zu dürfen (lacht). Bisher bin ich in Leverkusen und auf Schalke aufgetreten, wenn dort auch nicht im Rahmen eines Fußballspiels - und das hat mir sehr viel Spaß gemacht. In Kaiserslautern in einem ausverkauften Fritz-Walter-Stadion aufzutreten, wäre beispielsweise eine extrem geile Sache.