ZitatAlles anzeigenDurch die Fußgängerzone geht langsam ein kleiner, alter Mann. Er hat einen schlohweißen Schopf und trägt einen hellen Freizeitblouson, wie ihn alte Männer tragen. Im Vorbeigehen hebt er den kantigen Kopf und schaut aus großen, klaren Augen auf: Es ist Ottmar Walter, tatsächlich.
Ottmar Walter ist ein Held, einer, der das Wunder von Bern mit erschaffen hat; der kleine, 84 Jahre alte Mann ist der größte lebende Mensch der Stadt Kaiserslautern, aber man kann ihn zufällig in der Fußgängerzone treffen. Oben auf dem Betzenberg, im Stadion, das den Namen seines Bruders Fritz trägt, haben sie ein Eingangstor nach ihm benannt. Als Ottmar Walter noch für den 1. FC Kaiserslautern Tore schoss, dominierten die Pfälzer den deutschen Fußball wie heute die Bayern. Das ist jetzt ein halbes Jahrhundert her, aber der Verein betont die eigene Geschichte wie kein zweiter Klub in diesen Tagen. Sie wiegt umso mehr, als die sportliche und wirtschaftliche Gegenwart miserabel ist. Am Sonntag, am letzen Zweitligaspieltag, kann es passieren, dass die Demütigungen der vergangenen Jahre ihren Höhepunkt erreichen, dass der FCK in die Drittklassigkeit fällt.
Man kann sich Rheinland-Pfalz so vorstellen: Mainz ist der Kopf, Ludwigshafen die Lunge und Kaiserslautern das Herz. Nein, nicht Kaiserslautern, sondern der FCK; der Verein ist viel größer als die Stadt, er ist der Kitt der Pfälzer.
Datum : 16. Mai 2008
Quelle : FR Online
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