ZitatAlles anzeigenFussball: Nach dem 6:0 (2:0)-Heimsieg am Montag gegen den am Ende desolaten Bundesliga-Absteiger Hansa Rostock hat der 1. FC Kaiserslautern als Tabellenzweiter 30 Tore auf dem Konto. Das ist der Spitzenwert der Liga. FCK-Trainer Sasic aber sieht auch Schwächen und warnt erneut vor Übermut.
Von Oliver Sperk
KAISERSLAUTERN. Verrückte Zweite Liga. Mit 6:0 (2:0) wird ein Bundesliga-Absteiger abgefertigt, der vor der Saison noch als heißer Aufstiegskandidat gehandelt wurde. Und der 1. FC Kaiserslautern, das heimstärkste Team der Liga und mit Greuther Fürth das torgefährlichste, poliert mit dem halben Dutzend vom Montagabend sein Torverhältnis wieder auf, das seit dem 0:5 in Koblenz in Schieflage geraten war. Rostock wiederum schickte Koblenz vor vier Wochen mit 9:0 nach Hause.
Angesichts der sechs Treffer gegen ein am Ende wehr- und willenloses Hansa-Häuflein Elend betonte FCK-Coach Milan Sasic: „Heute waren wir sehr, sehr effektiv. Bis zum 3:0 haben wir fast alle unsere Chancen genutzt." Für Sasic so etwas wie ein Spiegelbild zu der 2:4-Niederlage zuletzt beim SV Wehen Wiesbaden: „In Wehen hat uns die Effektivität gefehlt", betonte der Fußball-Lehrer und analysierte kopfschüttelnd: „In der Abwehr machen wir fast keine Fehler. Aber für jeden kleinen Fehler werden wir gleich bestraft."
Dass am Montag der einzige Defensiv-Fauxpas kein Gegentor nach sich zog, passte zum desolaten Auftritt des auf Platz 14 durchgereichten Bundesliga-Absteigers von der Ostsee. Nach ungeschicktem Einsteigen von FCK-Torwart Luis Robles gegen Enrico Kern vergab dieser beim Stand von 4:0 den fälligen Elfmeter. Wie beim Testspiel in Mönchengladbach blieb Keeper Robles erst fast schon aufreizend ruhig, um den Ball dann blitzartig zu „ertauchen" (72.).
Nach der Partie umarmten sich der für den schwachen Kai Hesse eingewechselte Josh Simpson, nach fünf Monaten Verletzungs- und Leidenszeit zweimaliger Torschütze, und sein Kumpel Robles. „Ich habe Luis vor dem Elfmeter gesagt: Den hältst du. Und vor dem Spiel habe ich ihm im Hotelzimmer immer wieder gesagt: Das wird unser Tag", erzählte Simpson. Nach seinem Doppelpack im dritten Zweitliga-Teileinsatz nach ausgeheiltem Fußbruch strahlte der kanadische Offensivsprinter.
Zwei Tore gelangen auch Stürmer Srdjan Lakic, die wichtigsten an diesem Abend - das 1:0 (8.) und der psychologische Tiefschlag für Hansa zum 2:0 (45.+ 1) mit dem Pausenpfiff. Lakics zweites Tor, sein Saisontreffer Nummer acht, beendete zugleich die Schwächephase der Lauterer in dieser Partie. „Wir haben Spaß miteinander", betonte Lakic, der beim FCK einen Vertrag bis 20 1 1 besitzt. Über große Ziele, etwa den Bundesliga-Aufstieg des nach 13 Spieltagen Tabellenzweiten, „will ich nicht sprechen", sagte Lakic, „ich will mich lieber ständig verbessern. Von Training zu Training, von Spiel zu Spiel." Diese Philosophie unterstrich auch sein Trainer erneut: „Wenn wir jetzt vom Aufstieg reden, verlieren wir am Sonntag in Augsburg wieder."
FCK-Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz sah es ähnlich: „Auf die Tabelle schaue ich frühestens nach dem 28. Spieltag." Kuntz freute sich vor allem für die fleißig nachsetzenden „Roten Teufel": „Es war ein Spiel, in dem uns alles geglückt ist; ein wichtiges Erfolgserlebnis für unsere Stürmer", sagte der Ex-Torschützenkönig und meinte damit vor allem Erik Jendrisek, der zunächst auf der ungeliebten linken Außenbahn ran musste. „Da hat Erik ein trauriges Gesicht gemacht", erzählte Kuntz, „bei der Umstellung in der Halbzeit hat Milan dann zu Erik gesagt: Jetzt zeig" mir, warum du lachst, wenn du in der Spitze spielen darfst." Jendrisek gehorchte - und erzielte mit dem 3:0 (54.) und dem 6:0 (83.) seine Saisontore sechs und sieben. „Die Tore, die wir in Wiesbaden nicht gemacht haben, haben wir heute gemacht", sagte Florian Dick. Und Torjäger Lakic warnte sogleich vor zu hohen Erwartungen: „Wir haben noch sehr viele Spiele. Da kann auch noch eine negative Serie kommen." In dieser verrückten Liga scheint alles möglich.
Quelle : Die Rheinpfalz