ZitatAlles anzeigenDie Legende am Leben halten
Menschen: Hagen Leopold ist mit dem „Fritz-Walter-Virus" infiziert - Museum für das Fußball-Denkmal
Von heike Klein
Hagen Leopold aus Neustadt ist seit Jahren mit dem „Fritz-Walter-Virus" infiziert. Sein Traum, ein Museum, wird bald Wirklichkeit.
Den am 17. Juni 2002 in Enkenbach-Alsenborn verstorbenen Kapitän der Fußball-Weltmeisterelf von 1954 lernte der 42-Jährige durch berufliche Kontakte kennen. „Über meinen Opa, der in Kaiserslautern bei der RHEINPFALZ gearbeitet hat, war ich zwar schon immer FCK-Fan, aber meine Helden waren die Sieger von 1974: Franz Beckenbauer oder Gerd Müller", erinnert er sich. Dennoch legte der Großvater mit seinen Erzählungen aus der „Walter-Ära" bei seinem Enkel den Grundstein für dessen Interesse. Als er Fritz Walter erstmals persönlich begegnet ist, sei sein Respekt vor dem Ehrenspielführer der Nationalmannschaft riesig gewesen.
Schnell entwickelte sich eine Duz-Freundschaft. „Fritz Walter war so erschreckend normal, ein Anti-Star", sagt Leopold. Wie tief das Vertrauensverhältnis der beiden Pfälzer war, zeigt die Sammlung der privaten Post des Weltmeisters, die er Leopold überließ. Persönliche Briefe von Boxlegende Max Schmeling, Springreiter-Ass Hans-Günther Winkler oder des Journalisten Friedrich Nowotny sind darunter. Schreiben von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bundespräsidenten, Ministern und Ministerpräsidenten hütet Leopold wie einen Schatz. „Das würde ich nie veröffentlichen, da sind freundschaftliche Entwicklungen zu sehen, vertrauliche Briefe, Kondolenzschreiben zum Tode seiner Frau Italia."
Diese Mappe käme also auf keinen Fall ins geplante Fritz-Walter-Museum. Leopold ist Vorstandsmitglied des 130 Mitglieder zählenden Fördervereins „Leidenschaft FCK-Fritz-Walter-Museum". Mit ehemaligen und aktuellen FCK-Funktionären bemüht er sich um Sponsoren und um Exponate für die Schau. Er wird seine eigene Sammlung einbringen und hat bereits Zusagen für zahlreiche Leihgaben und Schenkungen. Auf über eine Million Euro schätzt er die Ausstattungs- und Baukosten für das Museum auf dem Betzenberg. Im ersten Geschoss des Fritz-Walter-Stadions, dem früheren Medienzentrum der WM 2006, stehen über 1000 Quadratmeter bereit. Für das eigentliche Museum sind 900 vorgesehen sowie weitere Räume für Gastronomie und öffentliche Bereiche geplant. „Der optimale Platz für unsere Exponate. Hier kommen während der Spieltage tausende Menschen, das Museum kann als VIP-Bereich bei Veranstaltungen genutzt werden, der FCK-Trainingsplatz ist vom Gastronomiebereich aus einsehbar. Das gibt ein neues, wichtiges Touristik-Angebot für die Region", ist Leopold sicher. Die Gründung der Museums-Gesellschaft, Gesellschafter sind der 1. FC Kaiserslautern und die städtische Stadiongesellschaft, verzögerte sich wegen der Kommunalwahlen und der Sommerpause. Leopold hofft, dass die Verträge bis September unterzeichnet sind.
Er selbst hat einen Beratervertrag mit der Stadiongesellschaft und arbeitet mit den FCK-Verantwortlichen sowie Stadtdirektor Erwin Saile zusammen. „Das Museum ist wie kein anderes", verspricht Leopold. Kontakt hält er mit Professor Dieter Rombach vom Fraunhofer Institut, um zukunftsorientierte IT-Technik ins Museum zu bringen. An der Berufsakademie Mannheim beschäftigen sich Studenten mit dem Thema und arbeiten Vorschläge für Aktionen aus.
Und sein Lieblingsstück? Bei dieser Frage muss Leopold fast passen, an zu vielem hängt sein Herz. Da wäre eine Teilnehmermedaille der 1954er-WM, die nur die damaligen Spieler erhalten haben, bislang unveröffentlichte WM-Fotos oder Original-Stücke wie eine Rückenlehne aus dem Berner Wankdorfstadion, von dem er alle Baupläne aus der Zeit von 1949 bis 1955 hat. Politiker Hans-Christian Stroebele, Neffe des Radioreporters beim 54er-Finale, Herbert Zimmermann, hat ihm persönliche Ausstellungsstücke in Aussicht gestellt, etwa Zimmermanns Führerschein und dessen Ausweis.
Auf gutem Weg sind Leopold zufolge die Verhandlungen mit Walters Erben für Museums-Exponate. Das fast zeitgleich geplante nationale Fußball-Museum des Deutschen Fußballbunds (DFB) in Dortmund wird mehrere Abteilungen haben, das Thema „1954" wird nur ein Teil davon sein. Mit Leihgaben aus Kaiserslautern wird der DFB rechnen können.
Leopold will die Legende am Leben halten. „Es ist eine moralische Verpflichtung Fritz Walter gegenüber. Gerade weil heute alles so kommerzialisiert ist, soll im Museum deutlich werden, wie es zu seiner Zeit war", begründet er sein Engagement. Trotz reizvoller Angebote aus dem Ausland sei Walter dem FCK treu geblieben: „Viele wissen es gar nicht, was er nach dem Krieg für den FCK getan hat. Herzblut war für ihn keine PR-Kampagne." nils erklärt
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Mittelhaardter Rundschau
Ausgabe: Nr.175
Datum: Freitag, den 31. Juli 2009
Seite: Nr.14
"Deep-Link"-Referenznummer: '5299666'
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