ZitatAlles anzeigenHintergrund - Der FCK hatte das Ja-Wort von Ariel Borysiuk und war mit dessen Arbeitgeber Legia Warschau handelseinig. Heute sollte der 20-Jährige auf dem Betzenberg das Training aufnehmen. Der Mittelfeldstratege brach sein Wort und heuerte beim FC Brügge. Dort ist Christoph Daum sein Trainer. Und mehr Geld im Spiel.
Von Oliver Sperk und Horst Konzok
Kaiserslautern. Ein Mann, ein Wort ? Es war einmal! Stefan Kuntz, der Vorstandsvorsitzende des um den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga ringenden 1. FC Kaiserslautern, ist seit 1983 im Profigeschäft. Er war Spieler, später Trainer, dann Sportdirektor, Sportvorstand, seit 2008 ist er Vorstandsvorsitzender des FCK. Er weiß wie das Geschäft geht, er weiß wie das Geschäft läuft. Manche sagen längst - es ist ein Drecksgeschäft. Stimmt ...
Kuntz wollte Gary Kagelmacher, Deutsch-Uruguayer vom belgischen AC Beerschott, zum FCK lotsen. Der Innenverteidiger spielte im spanischen Trainingslager im Dress der Roten Teufel vor, sagte zu, flog mit seiner mutmaßlichen neuen Mannschaft „heim”, sein Verein einigte sich mit den Lauterer Verantwortlichen über die Ablöse. Plötzlich aber tauchte ein weiterer Berater des 24-Jährigen auf, plötzlich trat der AC Monaco auf den Plan, plötzlich waren Berater und Kagelmacher nicht mehr erreichbar. Jetzt spielt er für AS Monaco - in der Zweiten Liga Frankreichs. Schöne Stadt, triste Liga. Geld ist wichtiger als Ehrgeiz und Charakter. Ein mieses Geschäft!
Und Geschichte wiederholt sich doch. Am Samstag war der FCK - Kagelmacher hin oder her - sicher, dass Ariel Borysiuk als neuer Sechser kommen wird. Der Pole hatte sein Wort gegeben, Legia Warschau die Freigabe erteilt. Der polnische Erstligist stand zu seinem Wort, der 20 Jahre alte Nationalspieler brach es. Daum - und sicher auch ein satter Scheck des FC Brügge - haben ihn überzeugt. Ein Mann, kein Wort!
Was jetzt geschieht? Greift ein Plan B? Ein Tag bleibt. Ein Name hat einen guten Klang auf dem Betze: Georges Mandjeck. Er ist einer der Nicht-Abstiegshelden vom 18. Mai 2008. Er ging nach dem Aufstieg 2010 zu Stade Rennes. Er kann was!
Er kam mit großen Hoffnungen, er wurde mit großen Erwartungen empfangen. Er geht, weil beide Seiten irrten: Gil Vermouth, der 15malige israelische Nationalspieler, sollte das Mittelfeld des FCK beleben, für Torgefahr aus der zweiten Reihe sorgen. Der 26-Jährige war auserkoren, die Lücke zu schließen, die der Abgang von Jan Moravek gerissen hatte. Die Hoffnungen haben sich nicht erfüllt, die Erwartungen wurden enttäuscht. Nach zwei dünnen Bundesligaeinsätzen als Einwechselspieler wird Vermouth bis zum Ende dieser Saison an den niederländischen Erstligisten De Graafschap ausgeliehen. Der Techniker, der Standfußball spielt, ohne Biss agiert, steht bis 2015 beim FCK unter Vertrag!
Stefan Kuntz sieht das 2:2 in Augsburg sehr gut aufgearbeitet - von Mannschaft und Trainer. ,,Der Trainer hat eine super Analyse gemacht”, sagte der Klub-Chef nach dem Sonntagstraining. Nach einem Spiel, das der FCK hätte gewinnen können - wenn Schiedsrichter Gräfe in der Nachspielzeit nicht nach Brinkmann-Foul an Nicolai Jörgensen einen berechtigten Elfmeter verweigert hätte. Der FCK hätte aber auch verlieren können, wenn Tobias Werner (14.) und Sascha Mölders (40., 62.) drei hundertprozentige Chancen nicht vermasselt hätten.
„Wenn Augsburg das 2:0 macht, wird es schwer”, gestand Kurz. Er war nach 54 Minuten aus dem Innenraum verbannt worden. Die Strafe empfand er als überzogen. ,,Vielleicht sollte ich meine Worte künftig in Watte packen”, meinte Kurz.
Die krasseste Fehlentscheidung Manuel Gräfes nahm er enttäuscht, aber gefasst auf: Den Elfmeter hätte der Berliner einfach geben müssen!
Die Mannschaft, sagt Stefan Kuntz, wisse aber um ihre Chance am Sonntag (17.30 Uhr) gegen den drei Punkte besser gestellten 1. FC Köln: „Wir können eine weitere Mannschaft in den Abstiegskampf reinziehen.” Ein Königreich für einen Sieg!
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau