Beiträge von Jonah

    Diskussionsthema zum Artikel: FCK-Neuzugänge: Sommertransfers mit Überraschungseffekt


    FCK-Neuzugänge: Sommertransfers mit Überraschungseffekt

    Auf dem Betze blieb nach Abstiegskampf und Pokalfinale der große Kaderumbruch aus. Konnten die Abgänge adäquat ersetzt und das Team sinnvoll verstärkt werden? Eine Zwischenbilanz.


    Der 1. FC Kaiserslautern hat nach einer turbulenten Saison 2023/24 im Sommer bei der Kaderplanung Ruhe bewahrt und die sieben Abgänge durch ebenso viele externe Neuzugänge sowie vier Spieler aus der zweiten Mannschaft ersetzt. Transfererlöse konnten aufgrund auslaufender Verträge nicht erzielt werden, für die Verpflichtung neuer Kräfte konnte jedoch auf ein gewisses Budget aus der starken DFB-Pokalsaison zurückgegriffen werden: Die Ablösesummen für Jannik Mause, Filip Kaloc und Jan Gyamerah betrugen jeweils rund eine halbe Million Euro, für Erik Wekesser und Jannis Heuer wurden zwischen 200.000 und 250.000 Euro fällig. Ohne Ablösesumme konnten Luca Sirch, Florian Kleinhansl und Daisuke Yokota (Leihe) in die Pfalz geholt werden.


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    Das Ende der Hinrunde ist ein guter Anlass, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen: Welche Investitionen haben sich sofort ausgezahlt und bei welchen Neuzugängen ist noch Luft nach oben?

    Die unmittelbaren Verstärkungen


    Jannis Heuer: Der vor der Saison aus Paderborn verpflichtete Innenverteidiger verkörpert für die Fans der Roten Teufel den Anspruch, die Abwehrprobleme der vergangenen Jahre endlich in den Griff zu bekommen. Mit 13 von 17 Ligaspielen absolvierte er bis auf einen verletzungsbedingten Ausfall im November fast alle Partien. Damit ist er neben Jan Elvedi eine der Stützen in der Kette vor Julian Krahl. Mit einer Passquote von 88 Prozent und einer Zweikampfquote von 54 Prozent erfüllt er die wichtigsten Kriterien, die von einem Abwehrspieler erwartet werden.


    TB-Note: 2


    Luca Sirch: Der bayerische Schwabe ist die Überraschung der Saison. Je mehr man von seinen zehn Saisoneinsätzen verfolgt hat, desto weniger kann man sich vorstellen, dass er in der vergangenen Saison noch zwei Ligen tiefer bei Lok Leipzig gespielt hat. Zu Beginn der Runde hatte er nach Aussagen seiner Mitspieler noch leichte Anpassungsschwierigkeiten und konnte im Training nicht auf Anhieb mit dem Niveau mithalten. Doch spätestens nach dem Brustlöser gegen Paderborn inklusive Tor war das Eis gebrochen. Seitdem besticht Sirch mit einer überragenden Passsicherheit (85 %) und seiner Flexibilität, die ihn zum Wandler zwischen Abwehr und Mittelfeld macht. Drei Torvorlagen und eine bemerkenswerte Fairness (noch keine gelbe Karte bisher) runden das Bild einer perfekten Verstärkung ab.


    TB-Note: 1


    Daisuke Yokota: Von Japan über Deutschland, Lettland, Polen und Belgien wieder zurück nach Deutschland - was nach einer Weltreise der etwas anderen Art klingt, ist der bisherige Karriereweg des flinken Rechtsaußen, den der FCK von KAA Gent ausgeliehen hat. Er ist, nachdem Tzolis Fortuna Düsseldorf und damit die 2. Bundesliga verlassen hat, der wahrscheinlich unberechenbarste Spieler, den die Liga zu bieten hat und damit eine Bereicherung für das Offensivspiel der Roten Teufel. Der Last-Minute-Transfer stand bis auf die Partie gegen den HSV in jedem Ligaspiel auf dem Platz, war in 60 Prozent seiner Dribblings erfolgreich und sammelte fünf Scorerpunkte. Und wenn Yokota an einem Tor beteiligt war, verlor der FCK nie.


    TB-Note: 2+

    Die Neuen mit Potenzial


    Florian Kleinhansl: Vom Absteiger aus Osnabrück ablösefrei gekommen, schien Kleinhansls Wechsel zum FCK logisch. Ein Spieler, der die durch die Verletzung von Hendrick Zuck und den Abgang von Tymoteusz Puchacz entstandene Lücke schließen konnte und mit sechs Scorerpunkten aus der Vorsaison eine Empfehlung mitbrachte. Dennoch musste er sich zu Saisonbeginn gedulden und Erik Wekesser, dem zweiten Transfer für diese Position, den Vorzug lassen. Im Spiel gegen Paderborn, das im Prinzip den Aufwärtstrend der Lauterer einläutete, begann auch seine Serie als Stammspieler bis zum letzten Spieltag vor der Winterpause. Mit einer Passquote von 83 Prozent und 61 Prozent gewonnenen Zweikämpfen weist Kleinhansl ähnliche Werte auf wie sein Konkurrent Wekesser. Dass er dennoch die leicht bessere Note bekommt, liegt an seinem ablösefreien Wechsel, auch wenn sportlich noch Luft nach oben gibt.


    TB-Note: 3+


    Erik Wekesser: Auf der gleichen Position und mit ähnlichen Statistiken wie Kleinhansl, aber rund eine Viertelmillion schwerer, kehrte Erik Wekesser zu seinem Jugendverein zurück und hinterließ vor allem in den ersten Saisonspielen einen erfrischenden Eindruck. Im weiteren Verlauf ließ er sich, vielleicht auch unter dem Eindruck der negativen Entwicklung der gesamten Mannschaft im Spätsommer, herunterziehen und wirkte des Öfteren etwas glücklos. Wie von seinem Kontrahenten auf der linken Außenbahn wünschen sich die Betze-Fans auch von ihm neben mehr defensiver Stabilität vor allem mehr Effizienz im Vorwärtsgang. Der Konkurrenzkampf wird der Leistungsdichte auf dieser Position im weiteren Saisonverlauf auf jeden Fall gut tun.


    TB-Note: 3


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    Filip Kaloc: Der Tscheche war der beste Transfer des vergangenen Winters. Von Friedhelm Funkel auf einer Stufe mit Daniel Hanslik als “Betze-Spieler” geadelt, reüssierte er im defensiven Mittelfeld und trug mit seiner Robustheit und Sicherheit zum Klassenerhalt bei. echnisch gesehen gehört Kaloc aber auch in diese Transferbilanz, denn er wurde erst im Sommer von Banik Ostrau fest verpflichtet. Markus Anfang fördert und fordert ihn. Letzteres wirkte sich in der ersten Hälfte der Hinrunde negativ auf seine Leistungen aus. Er hatte sichtbare Anpassungsprobleme an das neue, flexiblere Spielsystem, in das er erst nach und nach hineinwachsen konnte. Er kam in 14 von 17 Spielen zum Einsatz, stabilisierte das Zentrum der Roten Teufel mit einer Passquote von 82 Prozent, gewann aber nur jeden dritten Zweikampf. Wenn er sich weiter steigert und seinen zwei Scorerpunkten weitere folgen lässt, wird er für seine Mannschaft noch wertvoller.


    TB-Note: 3+


    Jan Gyamerah: Zusammen mit Erik Wekesser wechselte der 29-Jährige vor der Saison vom 1. FC Nürnberg in die Pfalz. Für die Franken absolvierte er im vergangenen Jahr 28 Spiele und kam als frisch abgesägter Kapitän nach Kaiserslautern, um die Defensive zu bereichern. Ob ihm das gelungen ist? Die Antwort ist ein glasklares Jein. Statistisch gesehen brachte er fast 9 von 10 Pässen an den Mitspieler, schaffte es mit zwei Drittel seiner Dribblings an seinen Gegenspielern vorbei und gewann mehr als jeden zweiten Zweikampf. Dennoch konnte er sich nie unter Markus Anfang nie so recht festspielen. Zu Beginn der Saison brachte ihn die gelb-rote Karte im DFB-Pokal etwas außer Tritt, dann suchte er ähnlich wie Filip Kaloc seine Rolle im System von Markus Anfang und wurde von zwei kleineren Verletzungen ausgebremst. Wenn er gesund bleibt und die Vorbereitung auf die Rückrunde komplett absolvieren kann, wird er sich auf der rechten Außenbahn etablieren und seine Fähigkeiten besser einbringen können.


    TB-Note: 3


    Jannik Mause: Mehr als eine halbe Million Euro überwiesen die Lauterer nach Ingolstadt, um den Torschützenkönig der vergangenen Drittliga-Saison auf den Betzenberg zu locken. Um den Rucksack der Erwartungen noch voller zu packen, schnürte Mause beim Gastspiel bei seinem alten Arbeitgeber gleich einen Doppelpack. Alles schien darauf hinauszulaufen, dass die Pfälzer nach Ragnar Ache im Vorjahr den nächsten Coup im Sturm gelandet haben. Doch dann gingen Szenen aus einer Reportage der ARD Sportschau viral, die Mause zusammen mit bekannten Rechten aus der Aachener Fanszene zeigten. Der besagte Rucksack wurde umso mehr zum Felsbrocken, der ihn bei seinen Auftritten im weiteren Saisonverlauf einzuschränken schien. Zu keinem Zeitpunkt hatte man als Fan des FCK das Gefühl, mit ihm den lang ersehnten adäquaten Ersatz für Ache gefunden zu haben. Auch wenn er häufig nur für eine Viertelstunde aufgeboten wurde, sind 0,3 Abschlüsse pro Spiel für einen Stürmer einfach zu wenig.


    TB-Note: 4

    Die internen Neuzugänge


    Mit vier Jungprofis konnten in Kaiserslautern so viele Spieler wie schon lange nicht mehr aus dem Unterbau in den erweiterten Kreis der Profis integriert werden. Ohne Einsatzminuten blieben der dritte Torhüter Fabian Heck, Linksverteidiger Mika Haas und Außenstürmer Shawn Blum. Inwiefern diese drei den Profikader verstärken, kann daher in dieser Zwischenbilanz nicht näher beleuchtet werden. Es bleibt abzuwarten, ob die Youngster bis zum Sommer erste Argumente in die Waagschale werfen können.


    Vorgemacht hat es ihnen Leon Robinson: Der Rheinhesse, der zu Beginn der letzten Saison noch in der Verbandsliga unterwegs war, kam in der Hinrunde bereits auf sechs Kurzeinsätze. Dabei hinterließ er stets einen guten Eindruck und macht dem geneigten Fan Lust auf mehr. Seine Torvorlage auf Daniel Hanslik gegen Darmstadt ist wohl das Positivste, was man in der Pfalz von diesem Spiel in Erinnerung behalten möchte.


    TB-Note: 2

    Gesamtnote und kommende Hausaufgaben


    Der 1. FC Kaiserslautern hat zweifellos eine gute Hinrunde gespielt und in der engsten zweiten Liga aller Zeiten ein zaghaftes Wörtchen im Kampf um die vorderen Plätze mitgeredet. Sucht man nach Gründen dafür, kann man die spielerische Entwicklung unter Markus Anfang nennen. Man kann auch behaupten, dass es sich auszahlt, dass sich der FCK in allen Bereichen kontinuierlich zu verbessern und zu professionalisieren scheint. Schließlich ist auch die insgesamt gute Transferbilanz zu nennen, auch wenn der Architekt dieses Kaders, Enis Hajri, kurz vor Jahresende seinen Hut nahm. Wer sich nun um die offenen Baustellen kümmert, die wir in einem separaten Artikel nicht nur aufgezeigt, sondern auch schon mit Vorschlägen für Neuverpflichtungen versehen haben, wird sich vielleicht in den nächsten Tagen und Wochen klären.


    Uns interessiert dein Standpunkt: Welche Bilanz würdest du am Ende der Hinrunde zu den Sommertransfers ziehen?

    Diskussionsthema zum Artikel: Eine Niederlage mit Folgen


    Eine Niederlage mit Folgen

    Zum Jahresabschluss schafft es der 1. FC Kaiserslautern nicht, die Herbstmeisterschaft des 1.FC Köln zu verhindern. Der Abgang von Enis Hajri ist die ungewollt passende Konsequenz.


    Der jahrzehntelang hochgejazzte Claim der “stärksten 2. Bundesliga aller Zeiten” scheint in dieser Saison wahrer denn je. Beweis gefällig? Am letzten Spieltag hätte rechnerisch die Hälfte der Zweitligisten mit entsprechenden Ergebnissen die Herbstmeisterschaft einfahren können. Doch viele der Kandidaten schienen bei dieser Aussicht eher schwere Beine bekommen zu haben: Elversberg wurde bereits am Freitag von Königsblau auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, die Paderborner ließen tags darauf die Karlsruher an sich vorbeiziehen und auch der FCK konnte seine Außenseiterchance im Duell der rot-weißen Fußballclubs nicht nutzen und verlor durchaus verdient mit 0:1.


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    Gutes Coaching


    Markus Anfang war nach der Nicht-Leistung in der Vorwoche gegen Darmstadt bereit, Konsequenzen bei der Wahl der Spieler seiner Startelf zu ziehen. In einer für FCK-Trainer in den letzten Jahren recht ungewöhnlichen Klarheit setzte er ein Zeichen und tauschte mehr als die Hälfte der Abwehr aus. Ein mutiger Schritt, der sich grundsätzlich auszahlte, denn die drei Innenverteidiger Heuer, Sirch und vor allem Elvedi zeigten eine solide Leistung.


    Spielerisch stachen wie schon in der Vorwoche leider nur wenige Szenen heraus. Hervorzuheben ist die hochklassige Kombination zwischen Yokota, Hanslik und Gyamerah in der 16. Minute, bei der man sich trotz Eiseskälte und immer wiederaufkommenden Regenschauern während des Spiels kurz auf einen Fußballplatz am Zuckerhut bei angenehmen 23 Grad unter brasilianischer Sonne träumen konnte. Dass dabei kein Tor heraussprang und der Ball schließlich nur die Oberkante der Latte küsste, ist ein Symptom, aber nicht die alleinige Ursache für die Niederlage.

    Schlechtes Coaching


    So positiv die Maßnahmen des Trainers vor der Partie zu bewerten sind, so sehr müssen seine Passivität zu Beginn der zweiten Hälfte und die Wahl der Einwechselspieler kritisch beäugt werden. Wekesser war mit seiner Rolle überfordert und ließ die Zuschauer schon nach wenigen Minuten Kleinhansl vermissen, während Tomiak auf seiner Position im defensiven Mittelfeld den an ihn gestellten Anforderungen nicht gerecht werden konnte. Trainer tun sich in der Regel schwer damit, in der Halbzeitpause Korrekturen im Defensivbereich vorzunehmen, bergen sie doch die Gefahr, dass Automatismen dann nicht mehr auf Anhieb funktionieren.


    Eine Auswechslung von Mause, der zu keinem Zeitpunkt ins Spiel fand, wäre aber nach den ersten 45 Minuten angebracht gewesen. Er verließ den Platz nach 63 Minuten und wurde durch Opoku ersetzt, während Raschl die Position von Aremu übernahm. Dass zwölf Minuten vor dem regulären Spielende nur noch der dritte Wechsel folgte und damit zwei weitere Möglichkeiten ungenutzt blieben, fühlt sich im ersten Moment so an, als hätte man zwei Chancen vergeben, mit frischen Beinen noch einmal alles in die Waagschale zu werfen. Auf der Bank gab es aber schlicht und ergreifend keine offensiven Optionen mehr.


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    Das Arbeitszeugnis für den Kaderplaner


    Dem Kader fehlte im Spiel gegen den Effzeh die notwendige Tiefe, um trotz des Ausfalls von Ragnar Ache und der fehlenden Form von Mause einen hauptberuflichen Stürmer aufzubieten, der die Verteidigung der Rheinländer vor echte Probleme stellen könnte. Symptomatisch dafür war ein Angriff der Lautrer in der 87. Minute, bei dem der Ball verheißungsvoll über die rechte Seite getrieben und schließlich in den Kölner Strafraum gespielt wurde, wo mit Tomiak und Elvedi zwei gelernte Innenverteidiger ihr Möglichstes versuchten. Diese Gattung Fußballer ist bekanntlich von Natur aus technisch anders aufgestellt, weswegen dieser Angriff ohne Wirkung verpuffte.


    Vor gut einem Jahr gipfelte die Verzweiflung über die sportliche Entwicklung des 1. FC Kaiserslautern in massiver Kritik am Technischen Direktor und Kaderplaner Enis Hajri. Durch den Klassenerhalt, das Pokalfinale und die bisher recht positiv verlaufene Saison ist die Personalie zwar etwas in den Hintergrund gerückt, die Zusammenstellung des Kaders und damit die Ergebnisse seiner Arbeit waren jedoch immer wieder Anlass für Diskussionen. Es erscheint wie die logische Konsequenz, dass jener Hajri nach diesem Spiel, das mit besserer Kadertiefe vielleicht anders verlaufen wäre, laut übereinstimmenden Medienberichten seinen Rücktritt angekündigt hat.

    Eine Mannschaft im Lernprozess


    Zurück zum Sportlichen: Die Spieler der Roten Teufel wirkten über den gesamten Spielverlauf etwas müde und daher nicht immer mit dem vollen Fokus in den entscheidenden Szenen. Der Treffer der Kölner entstand aus einem Pass in die Tiefe aus einer Standardsituation heraus. Ähnlich konnten die Rheinländer ihre Chancen in der 11. Minute aus einer Lautrer Ecke und in der 30. Minute aus einem Freistoß herausspielen. Dieses Muster hätten die Betzebuben erkennen und besser unterbinden müssen, um die letzten drei Punkte des Kalenderjahres unter den Weihnachtsbaum legen zu können.


    Die Pfälzer haben in einer guten Phase zwischen der 60. und 80. Minute gezeigt, dass sie in der Lage sind, auch eine der besten Mannschaften der Liga in der eigenen Hälfte einzuschnüren, variantenreiche Angriffe zu fahren und immer wieder gefährliche Szenen zu initiieren. Über die gesamte Spielzeit gesehen hatte der FCK mehr Ballbesitz, mehr gewonnene Zweikämpfe, einen Torschuss mehr und doppelt so viele Eckbälle wie die Gäste. Die Roten Teufel tun gut daran, bei sich zu bleiben und die eigene Entwicklung weiter voranzutreiben, sich aber die Kaltschnäuzigkeit der Kölner zum Vorbild zu nehmen. Denn dann führt diese Entwicklung schnurstracks unter die ersten Drei der Liga.

    Diskussionsthema zum Artikel: Fast aufs Glatteis geführt


    Fast aufs Glatteis geführt

    Nach der Länderspielpause macht der 1. FC Kaiserslautern da weiter, wo er aufgehört hat: Er überzeugt spielerisch, stellt sich zu Hause aber fast schon wieder selbst ein Bein.


    In Kaiserslautern wurde unter der Woche der Weihnachtsmarkt eröffnet, am Freitag gab es den ersten Schnee und die ersten Weihnachtsbaumverkäufe haben begonnen. Was gemütlich klingt und die besinnliche Jahreszeit einläutet, wird begleitet von Niederschlägen und kalten Temperaturen. Das macht dem Grün in den Fußballstadien in Deutschland zu schaffen. So scheint auch der Rasen auf dem Betzenberg durch die Witterung der letzten Tage stark in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein.


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    Bei spätherbstlich warmen Temperaturen im zweistelligen Bereich hatten die Spieler des 1. FC Kaiserslautern und die der Gäste aus Braunschweig über die gesamte Spielzeit immer wieder Probleme mit der Standfestigkeit. Man hatte den Eindruck, dass die Spieler bei Sommerreifenwetter auf einem Winterreifenplatz Spikes statt Stollen an den Schuhen gebraucht hätten, um einen sicheren Stand zu haben.

    Ein Rasen wie ein Pfälzer "Grumbeeracker"


    Ein solcher ”Acker” verleitet Mannschaften häufig zu Langholz, die die Abwehrreihen von Zweitligisten wie Braunschweig in der Regel sicher zu verteidigen wissen. Folgerichtig fiel das 1:0 für den FCK aus der ersten One-Touch-Ballstafette, die Filip Kaloc sehenswert veredelte. Die Roten Teufel trotzten den Platzverhältnissen, die angesichts der vielen Stürze eher einer Eisbahn als einem Fußballplatz glichen, und übernahmen spätestens nach der Führung die Spielkontrolle. Nach einer an Höhepunkten armen Phase gelang den Lautrern durch eine ebenso sehenswerte Kombination das 2:0.


    Es schien, als würde Anfangs Mannschaft, die besser mit den Bedingungen zurechtkam, auch das Spiel zu ihren Gunsten entscheiden. Und dass die Pfälzer mit ihrem Rasen im freundschaftlichen Bunde sind, ist spätestens seit dem Platzfehler im Heimspiel gegen Paderborn, der damals zum 1:0 führte, hinlänglich bekannt.

    Die Ballverteilzentren vom Betzenberg


    Das Sturmtrio Yokota-Ache-Hanslik erwischte auch gegen die Löwen aus Niedersachsen einen Sahnetag und beschäftigte die Defensive der Blau-Gelben fast über die gesamte Spielzeit. Während Yokota trotz Torbeteiligungen etwas glücklos agierte, konnten sich Ache und Hanslik als Torschützen im Spielberichtsbogen verewigen. An dieser Stelle wäre es durchaus gerechtfertigt, die nächste Lobeshymne auf den Lautrer 9er anzustimmen oder auch die wunderbare Geschichte von Daniel Hanslik zu erzählen, dem Schweizer Taschenmesser aus Bad Hersfeld, der so sehr wie kein anderer die Entwicklung des Vereins in den letzten Jahren verkörpert. Doch heute sollen zwei eher unscheinbare Spieler im Mittelpunkt stehen:


    Filip Kaloc, den Friedhelm Funkel als “Betzespieler” bezeichnete, und Afeez Aremu, das bisher noch nicht eingelöste Versprechen aus dem vorletzten Transfersommer, zeigten zuletzt und ganz besonders im Spiel gegen die Braunschweig, dass sie ihren Platz gefunden zu haben scheinen.

    Aremu und Kaloc liefern besser als die DHL


    Ja, Aremus Aggressivität bringt ihm die eine oder andere Karte ein, flößt seinen Gegenspielern aber auch gehörig Respekt ein. In einer Mannschaft, der von mehreren Trainern attestiert wurde, zu nett zu sein, kann ein solcher Spielertyp vorangehen und durch riskante, aber erfolgreiche Balleroberungen ein Momentum erzeugen, das seine Mannschaftskameraden mitreißen kann. Aremu wächst immer mehr in die Rolle des Staubsaugers vor der Abwehr hinein, der das Zentrum schließt und eroberte Bälle an den Mann zu bringen weiß.


    Kaloc konnte bereits in der vergangenen Saison zeigen, dass er Körperlichkeit mit einem gewissen Spielwitz verbinden kann. Seit dem Trainerwechsel wird er meist in einer etwas offensiveren Rolle eingesetzt, die ihm eine gewisse Kreativität abverlangt. Nach einigen schwächeren Auftritten kann man nun davon ausgehen, dass er sich mit seiner neuen Rolle besser identifizieren kann. Sein Tor ist nur ein Indiz für diese positive Entwicklung.


    Aremu und Kaloc ließen gegen die Niedersachsen das Fehlen von Stammkräften wie Tomiak und Ritter vergessen. Sie machten die Mitte dicht, liefen die Lücken zu und eroberten alle relevanten Bälle. Passend zur Black-Friday-Woche im Handel, in der in den Paketverteilzentren Hochbetrieb herrscht, um die Massen an Paketen zu den Kurieren und schließlich zu den Empfängern zu bringen, lieferten auch die Ballverteilzentren Aremu und Kaloc fast alle ihre Pakete pünktlich und wohlbehalten bei den Adressaten ab. Wenn die beiden diese Form halten können, müssen sich die eigentlichen Stammspieler, die derzeit wegen Verletzungen oder Sperren nicht auflaufen können, mächtig strecken, um wieder Spielpraxis zu bekommen.

    Gezittert, aber nicht aus dem Konzept gebracht


    Beim Stand von 2:0 entschied der Schiedsrichter auf Elfmeter für die Roten Teufel, weil Frank Ronstadt bei einem Zweikampf im Strafraum unbedacht zu Werke ging und seinen Gegenspieler umrempelte. Objektiv betrachtet eine harte, aber vertretbare Entscheidung gegen eine Mannschaft, die dadurch kurz vor der Halbzeit noch einmal hätte ins Wanken geraten können.


    Doch so wie die Lautrer ihrem Grumbeeracker trotzten, ließen sie sich auch vom 2:1 kurz vor der Pause nicht aus der Ruhe bringen, sondern schickten die Braunschweiger nach Hansliks Tor des Willens zum 3:1 sogar mit einem psychologischen Nackenschlag in die Kabine zum Pausentee. Auch der späte Anschlusstreffer der Gäste in der 90+6. Minute (Grüße an das Podcast-Team von Treffpunkt Betze) nach einem schwer zu erklärenden Ausflug von Julian Krahl zum 3:2 brachte den FCK nicht mehr zu Fall.

    Schalke, Karlsruhe, Darmstadt, Köln: die Betzebuben sind bereit


    In den Wochen vor Weihnachten warten auf den 1. FC Kaiserslautern nur noch Highlightspiele. In diesen Partien gegen aufstrebende Mannschaften kann das Lametta am Weihnachtsbaum vergoldet oder die Vorfreude auf das Fest der Feste getrübt werden. Die Resilienz, sich auch von Rückschlägen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und in den entscheidenden Szenen häufiger die richtigen Entscheidungen zu treffen, spricht eindeutig dafür, dass sich diese Lautrer Mannschaft vor keiner der kommenden Herausforderungen verstecken muss. Und wer weiß, was sie auf den winterlichen Fußballackern in Gelsenkirchen und Darmstadt zu leisten vermag.

    Diskussionsthema zum Artikel: Das Ende der Gefühlsachterbahn?


    Das Ende der Gefühlsachterbahn?

    Das erste Saisondrittel des 1. FC Kaiserslautern hatte Potenzial für Kreislaufzusammenbrüche. Eine besinnliche Winterpause ist dennoch mehr als wahrscheinlich. Ein erstes Fazit.


    In Kaiserslautern wird Fußball gelebt. Die Laternenmasten in der Stadt und im Umland sind mit Aufklebern der Fanclubs gepflastert, die Brücken mit ansehnlichen Graffiti der Ultragruppierungen besprüht und viele Arbeitnehmer der Region dürften sich nach dem Bundesligawochenende am Montagmorgen an der Kaffeemaschine treffen, um über das letzte Spiel des 1. FC Kaiserslautern zu diskutieren. Die Fans lieben ihren Betze. Sie feiern, wenn die Ergebnisse stimmen oder wenn ein Spieler im Zweikampf seinen Gegenspieler mit einer gefühlvollen Grätsche vom Ball trennt. Genauso leiden sie, wenn der FCK verliert oder der Mannschaft mangelnder Kampfgeist attestiert werden muss.


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    Diese Emotionalität sorgte in der Vergangenheit in guten Phasen für Euphorie, in schlechten für Unruhe, die sich - begünstigt durch negative Presse- und Berichterstattung - in Wut und Verzweiflung entlud. Doch die vergangene Saison scheint die Fans der Roten Teufel in weiten Teilen bescheidener gemacht zu haben, als sie es nach den negativen Entwicklungen der letzten zehn Jahre ohnehin schon waren. Zu schmerzhaft sind für viele die Erinnerungen an den letztjährigen Abstiegskampf oder an den Treppenwitz von Thomas Hengen, dass Stagnation Rückschritt sei. Was dieser Aussage folgte, muss hier nicht weiter ausgeführt werden.

    Der ungewöhnliche Pfälzer Burgfrieden


    Anders ist es nicht zu erklären, dass es seit der Vorbereitung auf die neue Saison ruhig geworden ist in der Pfalz. Auch wenn Markus Anfang nicht der Wunschtrainer eines Großteils der Fans war, auch wenn bis zum Deadline Day heftig diskutiert wurde, ob man Ache halten müsse, ob man genug dafür tue, ob man nicht die Pokal-Millionen investieren müsse, um ihm ein Angebot zu machen, das er nicht ablehnen könne - das hypernervöse Umfeld in Lautern blieb grundsätzlich ruhig und ließ Mannschaft und Trainer bis heute arbeiten. Ein Blick auf den ungebrochen hohen Zuschauerzuspruch auf dem Betze und die spürbar gute Stimmung in der Mannschaft genügt für diese Einschätzung. Selbst die Ergebnisdelle, die der FCK im September mit den Horrorauftritten gegen Hannover, Regensburg und Elversberg (für viele schon das Sandhausen des Saarlandes) durchmachen musste, wurde zwar von den Fans mit Unmut quittiert, aber nicht einmal die Lokalpresse brach den Stab über Trainer, Kaderplaner oder Geschäftsführer.


    Diese Ruhe trug nicht unwesentlich dazu bei, dass nach der Wende gegen Paderborn sehr gute Spiele gegen Stuttgart im Pokal und gegen Magdeburg und Nürnberg in der Liga folgten. Diese Gelassenheit gibt den Männern in Rot, die in der vergangenen Saison mit weitgehend unverändertem Kader noch im Abstiegskampf zitterten, Sicherheit. Diese Ruhe braucht man, wenn man eine Mannschaft entwickeln will.

    „Hoch und Weit“ ist Vergangenheit


    Auch hier muss der Blick zunächst auf die vergangenen Jahre gerichtet werden. Da spielten die Lautrer seit grauen Drittligazeiten einen Fußball, der zwar durchaus effektiv war, aber in weiten Teilen den Fußball-Gourmet nur selten zum Zungenschnalzen animierte. Unter Antwerpen und Schuster wurde der Kader zu einer mit schnellen Schienenspielern gespickten Struktur geformt, die aus einer kompakten Defensive heraus mit langen Bällen in die Tiefe auf die Flügel schnell operieren sollte. Diese DNA der Mannschaft ist auch unter Markus Anfang noch zu bewundern, wenngleich der aktuelle Coach der Roten Teufel eine neue Philosophie mit auf den Betzenberg gebracht hat, die immer mehr Einzug in das Spiel des FCK zu halten scheint.


    Ballbesitzwerte von unter 50 Prozent gehören der Vergangenheit an, häufig wird tief und unter Einbeziehung des Torhüters aufgebaut, um den Gegner zu locken und Räume für ein schnelles Passspiel in die gegnerische Hälfte zu schaffen. Die Umsetzung dieser Idee sorgte vor allem zu Beginn der Runde bei dem einen oder anderen FCK-Fan für Herzrhythmusstörungen, denn Passschärfe und -qualität sind für eine solche Spieleröffnung essentiell. Für die Innenverteidiger war beides eher eine grobe Richtlinie als ein verinnerlichter Automatismus. Mittlerweile scheint die Betze-Defensive aber verstanden zu haben, worauf es ankommt, so dass man die letzten Spiele vor der Länderspielpause auch ohne Baldrian verfolgt werden konnten.

    In der Ruhe liegt die Kraft


    Markus Anfang denkt nicht in Positionen und Spielsystemen. Vor den Spielen von Journalisten nach der heutigen Grundformation gefragt, antwortet er gebetsmühlenartig, dass er dazu nichts sagen könne. In seiner Vorstellung bewegen sich seine Spieler in einem vorgegebenen Rahmen, sollen aber eigenverantwortlich auf die Spielsituation reagieren, flexibel Räume bespielen oder abdecken und sich nicht dogmatisch auf eine bestimmte Position auf dem Feld festlegen. So fand sich Philipp Klement in der ersten Pokalrunde in Ingolstadt plötzlich als Rechtsaußen wieder, und die nominellen Außenverteidiger wechselten zwischen der Sechser- und der Außenverteidigerposition, wenn sie nicht ohnehin aus alter Gewohnheit auf der Außenbahn agierten. Typische Allrounder wie die Allzweckwaffe Daniel Hanslik oder der Innenverteidiger in der Haut eines defensiven Mittelfeldspielers Boris Tomiak hatten mit dieser Interpretation von Anfang an weniger Probleme als beispielsweise die Außenverteidiger.


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    Spätestens seit der Umstellung von Vierer- auf Dreier-/Fünferkette scheinen aber alle Spieler mit der ihnen zugestandenen und von ihnen geforderten kreativen Auslebung ihrer Position auf dem Feld zurechtzukommen. Auch hier scheint sich die Ruhe im und um den Verein positiv auszuwirken.

    Anfang will gewinnen und nicht auf Unentschieden spielen


    Neu ist auch der Anspruch, in Spielen mit offenem Ausgang auf Sieg zu spielen. Wurde in der letzten Saison oft versucht, das Ergebnis über die Zeit zu bringen, um wenigstens einen Punkt mitzunehmen, hat der Trainer der Mannschaft den Willen eingeimpft, drei Punkte zu holen. Da hüpft natürlich das Herz der alten Bolzplatzrecken, die auf den Hartplätzen der Region nie aufgegeben hätten. Sie können gar nicht genug Stürmer haben, die bei einem Unentschieden kurz vor Schluss auf den Platz geschickt werden, um die Entscheidung zugunsten des FCK zu erzwingen.


    Gegen die Hertha in einem der vielen Abendspiele wurde dieser Anspruch erstmals deutlich: Der Mut, den die Männer in Rot beim 3:3 in der Schlussphase des Gala-Spiels bewiesen hatten, wurde schließlich mit dem Gegentor zum 3:4-Endstand bitter bestraft. Da half auch der Nimbus der Unbesiegbarkeit unter Flutlicht nichts.

    Das Flutlicht-Phänomen


    Die DFL bzw. der DFB und der FCK verbindet das, was man heute in der Psychologie eine „toxische Beziehung” nennt. Für die weltweit beachtete Choreographie der Betze-Fans beim Pokalfinale in Berlin verhängte der DFB eine Rekordstrafe von 300.000 Euro. Natürlich waren der Rote Teufel in der Ostkurve des Olympiastadions und die Rauchtöpfe drumherum beste Werbung für den Fußballstandort Deutschland. Das dachten sich insgeheim wohl auch DFB und DFL, die den FCK in dieser Saison bereits vier Mal für ein Flutlichtspiel am Samstagabend angesetzt haben. Schon in der vergangenen Saison spielte der 1. FC Kaiserslautern unter künstlichem Licht überdurchschnittlich gut. Man erinnere sich an die Pokalabende von Nürnberg bis Saarbrücken oder auch an andere Topspiele in der Liga.


    Auch in dieser Saison haben die Lautrer abends immer wieder Bestleistungen gezeigt und unter anderem gegen starke Hamburger einen Punkt geholt, die zwischenzeitliche Ergebniskrise mit einem klaren Sieg gegen Paderborn beendet und das nach dem Flaschenwurf in Düsseldorf aus den Fugen geratene Schicksal mit der ”Rache für Ache” wieder ins Lot gebracht. Wer weiß, wohin der Weg in dieser Saison noch führt, wenn die DFL weiterhin Lust auf Flutlicht-Fußballfeste mit FCK-Beteiligung hat.

    Entspannt unterm Tannenbaum


    Der Betze befindet sich mitten in der Entwicklung von einer Umschalt- zu einer Ballbesitzmannschaft. Die Ruhe im Umfeld unterstützt den Strategiewechsel, den die Mannschaft in den letzten Wochen vollzogen hat und weiter vollziehen wird, maßgeblich. Viele der Neuzugänge haben sich zudem als sinnvolle Ergänzungen erwiesen und runden das gute Bild ab, das der FCK derzeit abgibt, ab.


    Wenn die Verletzungsmisere abklingt und Markus Anfang wieder mehr Optionen bei der Aufstellung und Auswechslung hat, dürfte der Konkurrenzkampf und damit die grundsätzliche Qualität im Kader weiter steigen. Dann wird man in keinem der Duelle bis zum Jahresende mit den Highlights gegen Karlsruhe, Schalke oder Köln chancenlos sein und die Weichen für ein besinnliches Weihnachtsfest in Kaiserslautern stellen können.


    Zum Schluss noch meine Highlights und Lowlights des ersten Saisondrittels:


    Tops:

    - Rekordverdächtiger Zuschauerschnitt daheim wie auswärts

    - Jeder im Kader bekommt seine Einsatzchance

    - Spielerische Entwicklungskurve zeigt deutlich nach oben


    Flops:

    - Krahls Faust: Der Tragödie erster und zweiter Teil

    - Lospech in der zweiten Pokalrunde

    - Verletzungsmisere

    Diskussionsthema zum Artikel: Zehn zum Verzweifeln


    Zehn zum Verzweifeln

    Den Start verschlafen und dann auch noch das Glück nicht auf seiner Seite: Der FCK holt gegen dezimierte Magdeburger einen verdienten Punkt und durchlebt dabei eine positive Entwicklung.


    Der 1. FC Kaiserslautern und der 1. FC Magdeburg sind vor zwei Jahren gemeinsam aufgestiegen und feiern seitdem fast schon traditionell Fußballfeste bei ihren Aufeinandertreffen. Vor rund 45.000 Fußballfans auf Deutschlands schönstem Fußballberg war das Spektakel also vorprogrammiert. Unzufrieden dürfte keiner der Zuschauer das Stadion verlassen haben, auch wenn sich die Lautrer sicherlich mehr über zwei verlorene Punkte ärgerten als die “sogenannten Fußballfans” aus Magdeburg, als die sie sich selbst auf einem Banner im Fanblock bezeichneten.


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    Kein Zugriff in den ersten zehn Minuten


    Das Spiel begann mit einer optischen Überlegenheit der Gäste. Die meisten Ballkontakte der Pfälzer hatte in dieser Phase wohl Julian Krahl, über den zaghafte Aufbauversuche unternommen wurden. Nach etwas mehr als zehn Minuten ließen sich die Hausherren gleich zweimal mit einfachsten fußballerischen Mitteln düpieren: Ein Eckball der Magdeburger wurde vor den Sechzehner geschlagen, wo Loric ihn direkt und vor allem unbedrängt abnahm und einnetzte. Das war viel zu einfach und erinnerte nicht an die Leistung, die die Roten Teufel vor Wochenfrist gegen Stuttgart vor allem defensiv gezeigt hatten.


    Der zweite Treffer der Gäste resultierte aus einem langen Ball hinter die Kette auf einen gewissen Philipp Hercher, der schnörkellos über die linke Abwehrseite der Pfälzer in den Strafraum marschierte und cool abschloss. Ob es nun der völlug überwässerte Rasen war, der vor allem den FCK-Spielern Probleme mit der Standfestigkeit bereitete, oder der verlorene Münzwurf, der die Magdeburger dazu veranlasste, die Roten Teufel zu ärgern, und sie in der ersten Hälfte mit der Osttribüne im Rücken agieren zu lassen: Fakt ist, dass der Start völlig verschlafen wurde und diese Hypothek bis zum Schlusspfiff nicht vollständig abgebaut werden konnte.

    Ohne Mojo, aber deutlich verbessert gegen zehn Magdeburger


    Das Wort Mojo findet immer mehr Eingang in den aktiven Wortschatz der breiten Öffentlichkeit. Ein Blick auf Ragnar Ache genügt, um seine Bedeutung zu veranschaulichen. Der Stürmer brauchte in der Vergangenheit selten mehr als eine Chance, um ein Tor zu erzielen. Sein Mojo umgab ihn, brachte die Westkurve bei jedem Ballkontakt oder auch nur bei der Ankündigung seiner bevorstehenden Einwechslung an den Rand der Ekstase und die gegnerischen Verteidiger nicht selten zur Verzweiflung. Mojo steht für eine positive Aura, die sich wie eine selbsterfüllende Prophezeiung auf jeden Kopfball oder Schuss von Ache legte und den Weg ins Tor ebnete. Von außen wirkte es oft wie eine Selbstverständlichkeit, fast wie vorherbestimmt.


    Doch in den letzten Spielen, und so auch gegen den FCM, schien dem Toptorjäger der Roten Teufel das Mojo etwas abhanden gekommen zu sein. Zu oft scheiterte er am gegnerischen Torhüter, am Aluminium (insgesamt dreimal) oder an der eigenen Ungenauigkeit. Dass er schließlich Mitte der zweiten Halbzeit den siebten Eckball der Pfälzer zum 2:2-Ausgleich verwandelte, lässt den geneigten FCK-Fan hoffen, dass das Mojo doch nicht ganz verloren gegangen ist.


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    Vorausgegangen war eine Partie, die sich mehr und mehr zu Gunsten des FCK entwickelte, der nun deutlich verbessert aus einer klaren Grundordnung mit der bewährten Fünferkette agierte, spätestens nach einer halben Stunde die Kontrolle über das Spiel übernahm und schließlich einen Foulelfmeter zugesprochen bekam, den Tomiak sicher verwandelte. Kurz darauf wurde der Magdeburger Übeltäter, der den Strafstoß verursachte, mit Gelb-Rot vom Platz geschickt, was noch mehr Räume bot, die der FCK auch zu bespielen wusste. Aus dem Chancenwucher - vor allem auch in der zweiten Halbzeit - konnten die Pfälzer aber keinen weiteren Profit schlagen.

    Comeback-Qualitäten machen Mut


    Am Ende trennten sich die ehemaligen Drittliga-Kameraden mit 2:2. Wenn man liest, dass der FCK dieses Ergebnis mit zwei Mann mehr auf dem Platz erzielt hat, könnte man den auf dem Betzenberg bekannten Teufel an die Wand malen. Das würde man wohl auch tun, wenn man nur die ersten 10 bis 15 Minuten des Spiels gesehen hätte.


    Doch es lohnt sich, die Perspektive zu wechseln, um festzustellen, dass die Pfälzer auf dem richtigen Weg sind. Die Aufholjagd nach einem 0:2-Rückstand, die für die Moral der Mannschaft spricht, und die Expected Goals, die laut bundesliga.de mit 3,65 zu 0,96 klar für die Roten Teufel sprechen, sind Belege dafür. Die Mannschaft sollte den eingeschlagenen Weg weitergehen, damit nicht nur das Mojo von Ragnar Ache, sondern das aller Spieler zum Sieggaranten wird.

    Diskussionsthema zum Artikel: Verloren und doch alles richtig gemacht!


    Verloren und doch alles richtig gemacht!

    Der Traum vom Pokalfinale ist zwar geplatzt, doch die Leistungen des 1. FC Kaiserslautern stimmen zuversichtlich. Markus Anfang und sein Team machen derzeit vieles richtig.


    Stuttgart gegen Kaiserslautern: Ein Duell, das es seit 2017 nicht mehr als Pflichtspiel gegeben hat und auf das sich die Fans beider Lager spätestens seit der Auslosung der zweiten Pokalrunde gefreut hatten. Die rund 7.000 bis 8.000 mitgereisten Fans aus der Pfalz waren nach dem Schlusspfiff zwar stolz auf ihre Mannschaft, doch insgeheim dürfte der eine oder andere damit gehadert haben, dass die Pokalsaison des Vorjahresfinalisten in der schwäbischen Landeshauptstadt bereits zu Ende ist.


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    Führich gegen Zimmer: Ein Bolzplatz-Duell


    Das hohe Anlaufen der Lauterer vor allem in der ersten Halbzeit mit bis zu sechs Spielern in der gegnerischen Hälfte - gepaart mit schnellen Balleroberungen - steigerte die Hoffnung auf einen Coup ebenso, wie es die anschließenden rasanten Ballverluste wieder schmälerten. Wer weiß, was an diesem Abend noch alles möglich gewesen wäre, hätten sich die Roten Teufel nicht immer wieder selbst in Schwierigkeiten gebracht, die nur mit viel Laufarbeit zu lösen waren.


    Apropos Probleme: Jean Zimmer sah sich während des Spiels immer wieder direkten Duellen mit Nationalspieler Chris Führich ausgesetzt. Die beiden Blondschöpfe stammen aus deutschen Kleinstädten, wo man das Fußballspielen auf Ascheplätzen lernt. Ein ums andere Mal raste Führich in der Anfangsviertelstunde wie der vielbesungene D-Zug an Zimmer vorbei, so dass dieser beim Blick auf die Werbebande irgendwann nicht mehr „Freenet - fertig, los!“, sondern nur noch „Führich - fertig, los!“ gelesen haben dürfte. Aber auch in der Folgezeit hatte der Pfälzer den Stuttgarter Flügelflitzer mit dem Repertoire, das man sich beim Bolzen auf dem Hartplatz aneignet, nicht nur im Griff, sondern provozierte ihn schließlich sogar zu einer Unsportlichkeit, die mit Gelb geahndet wurde. Alles in allem eine gute Leistung von Jean Zimmer.

    Anerkennung für Anfangs systemische Umstellung


    Der Stuttgarter Führungstreffer, der aus dem ersten ernsthaften Vorstoß über die Wekesser-Seite resultierte, ging vom Spielverlauf her in Ordnung, brachte den FCK aber nicht weiter aus dem Konzept. Während die Defensive nach Anfangs Umstellung aus ihrer nun aus fünf Spielern bestehenden Grundordnung in der letzten Kette agieren konnte, ging für die Spieler mit dem roten Brustring einerseits wenig, andererseits wurde das Aufbauspiel der Gäste immer gefälliger. Über den gesamten Spielverlauf war zu erkennen, dass Markus Anfang langsam aber sicher ein Problem in den Griff zu bekommen scheint, das spätestens seit der Amtszeit von Marco Antwerpen immer wieder zu Gegentoren führte: Endlich bekommen die Betzebuben das Zentrum vor dem Sechzehner so zugestellt, dass der Gegner auf die Flügel abgedrängt wird.


    Wenn die Stuttgarter dann den Schnittstellenpass hinter die Kette spielten, wussten alle FCK-Verteidiger durch beherzten Einsatz und hohe Laufbereitschaft brenzlige Situationen zu entschärfen. Jannis Heuer, Jan Elvedi und Boris Tomiak erwischten allesamt einen guten Tag, während die Leistungen von Luca Sirch immer mehr bestätigen, welchen Glücksgriff der FCK mit dem umtriebigen Allrounder gemacht hat. Sirch war über die gesamte Spielzeit nicht nur defensiv nahezu fehlerfrei und kompromisslos - man denke nur an seine Grätsche nach einer halben Stunde, mit der er nicht nur einen gefährlichen Pass der Stuttgarter unterband, sondern auch seinen Kollegen Elvedi hart erwischte -, sondern er war auch immer wieder ein Wandler zwischen den Halbräumen. Auch hier ein Sonderlob.

    Wenn der Gegner Nationalspieler von der Bank bringt


    Der Schiedsrichter der Partie, Daniel Schlager, muss sich angesichts des Spielverlaufs sicher nicht den Vorwurf gefallen lassen, auf der Seite der Hausherren zu stehen. Die 50:50-Situationen wurden zumeist zu Gunsten des FCK gewertet und man könnte vom Glück des Tüchtigen sprechen, der sich den Elfmeter kurz vor dem Pausentee letztlich einfach verdient hatte. Boris Tomiak nahm das Geschenk, das auch der in der zweiten Pokalrunde nicht mehr eingesetzte VAR nicht verderben konnte, dankend an.


    In der zweiten Halbzeit zollten die Betzebuben ihrem hohen Laufpensum Tribut und mussten sich mehr und mehr den wütenden Angriffen der Schwaben erwehren. Spätestens nach den Auswechslungen auf beiden Seiten, wurde nicht nur der Klassenunterschied deutlich, sondern das Spiel kippte vollständig in Richtung der Stuttgarter. Der Champions-League-Teilnehmer brachte die deutschen Nationalspieler Stiller, Undav und Leweling, die Lauterer Opoku, Hanslik und Robinson. Rein nominell ein Mismatch, das sich zunehmend bemerkbar machte.

    Der FCK ist auf einem guten Weg


    Dass die Stuttgarter letztlich verdient ins Pokal-Achtelfinale eingezogen sind, ist einerseits anzuerkennen - andererseits kann und muss der FCK das Spiel schnell abhaken und sich wieder auf die Liga konzentrieren. Markus Anfang sollte seine Idee im Spiel gegen den Ball beibehalten und im Mannschaftstraining den Fokus auf einen sauberen Spielaufbau nach Balleroberung legen. Gelingen dem 1. FC Kaiserslautern in Zukunft häufiger längere Ballstafetten, können die eigenen Kraftreserven geschont und die Laufbereitschaft des Gegners gefordert werden. Dann würde der vor der Saison ausgerufene Wandel hin zu einem attraktiven Ballbesitzfußball einen weiteren Meilenstein erreichen, der sich auch weiterhin positiv in den Ergebnissen niederschlagen wird.