"Vertrauen und Nachhaltigkeit im Handeln schaffen"
- Michael
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Nur noch drei Tage bis zur Jahreshauptversammlung und der damit verbundenen Neuwahl des Aufsichtsrates für die kommenden drei Jahre. Heute stellen wir euch Valentin Helou vor. Der Projektentwickler kandidiert nach 2017 zum zweiten Mal für den Aufsichtsrat. Im Gespräch mit Treffpunkt Betze spricht der 43-jährige über seine persönliche Bindung zum FCK, seinen '5-Punkte-Plan" und die Notwendigkeit, Fans und Mitglieder stärker am Verein partizipieren zu lassen.
Treffpunkt Betze: Was sollten die Mitglieder des 1. FC Kaiserslautern über Sie wissen? Welche Kompetenzen bringen Sie ein, die den FCK in seiner gegenwärtigen Situation wirksam unterstützen?
Valentin Helou: Ich habe dies ja bereits in anderen Interviews zum Ausdruck gebracht. Eigentlich geht es hier um den FCK und nicht so sehr um mich. Im heutigen Zeitalter sind wir Menschen ja so transparent, dass alles über meine Vita im Internet lesbar ist und wahrscheinlich die Mitglieder auch schon gelesen haben. Als ich in der Saison 1990/1991 gegen Werder Bremen mein erstes Spiel des FCK besucht habe, haben mich der Fußball und die Atmosphäre begeistert. Aber was mich wirklich mitgerissen hat, war das Gefühl ein Teil einer unglaublichen Kraft zu sein. Jedes Spiel, welches ich mehr besucht hatte, machte mich zum Teil einer Familie. Man kannte die Menschen, die um einen im Block 7 standen, man feierte zusammen. Und als es mich dann irgendwann auf die Nordtribüne verschlagen hatte, ging es mir genauso. Richtig heftig wurde diese Erfahrung als ich in den USA lebte und teilweise eben auch Monate oder auch mal ein Jahr nicht auf dem Betze war. Wenn ich jedoch zurückgekommen bin, war ich noch genau der Teil der Familie, der ich vorher war. Aufsichtsrat wollte ich damals nie werden. Irgendwie war zwar immer alles etwas chaotisch bei uns, aber es führte ja zu sportlichen Erfolg und die Party ging weiter. Nur das, was ich nun seit dem Ende der Ära Kuntz erlebe, ist für mich nicht mehr diese Familie. Ich bin müde von diesen Querelen und dieser unendlichen Saga, die manche als Standortnachteil oder Abwärtsstrudel bezeichnet haben. Zum Teil kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, was bei meinem FCK da nun passiert.
"Es braucht keinen erneuten Neuanfang"
Mein beruflicher Werdegang hat mich über Firmenberatung nun in die Projektentwicklerbranche gebracht. Natürlich gibt es in beiden Branchen Erfahrungen, die mir helfen werden eine Position im Aufsichtsrat auszuführen. So habe ich nun bereits über 10 Jahre Erfahrung im Akquirieren und Managen von internationalen Großinvestoren in der Projektentwicklung. Auch hilft mir meine Erfahrung im sogenannten Turnaround Management, also der Restrukturierung von Firmen, die ich mir in den USA angeeignet habe. Allerdings ist der FCK sicher eine ganz neue Erfahrung, die mit einer hohen Lernkurve versehen ist.
Wenn ich mir das Feld der neun Bewerber anschaue, so bin ich wirklich froh, dass die Mitgliedschaft des FCK eine gute Wahl an qualifizierten Kandidaten hat. Ich wünsche uns allen, dass wir in dieser kritischen Zeit die Kandidaten wählen, welche in den Augen der Mitglieder dem FCK am besten helfen können. Diese Wahl zeigt hoffentlich, dass wir gelernt haben einen Weg auch konsequent weiter zu beschreiten und ich hoffe, dass der sich im Moment im Amt befindliche Aufsichtsrat zum Großteil in der neuen Zusammensetzung wiederfindet. Weiterbringen kann uns nur eine schrittweise Entwicklung und nicht ein erneuter Neuanfang.
Treffpunkt Betze: Das Insolvenzverfahren ist abgeschlossen, die Aktiengesellschaft ist zwar schuldenfrei, der e.V. jedoch mit mehreren Millionen Euro verschuldet. Welche Weichen gilt es aus Ihrer Sicht in den kommenden 12 bis 24 Monaten unbedingt zu stellen? Welche strukturellen Herausforderungen gehen damit einher? Und welche Ideen und Lösungen werden Sie diesbezüglich einbringen?
Valentin Helou: Grundsätzlich beschränkt sich Ihre Frage auf die nächsten zwei Jahre und beschäftigt sich erst einmal nicht mit der langfristigen Vision für den FCK. Deswegen möchte ich mich auch tatsächlich auf die kurz- und mittelfristigen Notwendigkeiten beschränken.
Der FCK ist in der Situation, dass er sich gerade in der Phase nach Abschluss der notwendigen Sofortmaßnahmen befindet, welche uns überhaupt erst überlebensfähig gemacht haben. Nach der Ausgliederung, den sportlichen Misserfolgen, einer höchst tumultartigen Investorensuche und dem Insolvenzverfahren der KGaA stehen wir scheinbar in einem Zustand des Neustarts da. Allerdings ist das eine recht trügerische Situation, denn wir sind weiterhin von Altlasten bedroht. Hier steht erst einmal ein Verein als Muttergesellschaft, welcher hohe Belastungen hat. Auch scheint der Verein weiterhin in sich zerrissen. Es gibt keine klaren Leitbilder mehr, für die der FCK überhaupt noch steht. Auch bei der Ausgliederung wurden sicherlich Strukturen gewählt, welche nun optimiert werden müssen. Grundsätzlich besteht das größte Problem allerdings darin, dass wir weiterhin organisch nicht profitabel wirtschaften können und unsere Ausgaben nicht im Vergleich zu den sportlichen Erträgen stehen.
"5-Punkte-Plan": Finanzen, Fans, Strukturen, Stadion, Stimmung
Meine Überzeugung ist es, dass wenn wir über Leitbilder, Zerrissenheit oder grundsätzlich die Basis des FCK sprechen, dass hier die nun gewählte Struktur sicher ein ganz bedeutendes Problem darstellt. Wissen Sie, mit der Rolle des Aufsichtsratsmitgliedes ist man gar nicht in der Position die notwendigen Dinge anfassen zu dürfen. Diese anstehende Wahl ist eine Wahl zum Aufsichtsrat des Vereins, welcher eigentlich der Gesellschafter des Organs ist, in dem sich die eigentlich relevanten wirtschaftlichen Prozesse abspielen. In der KGaA gibt es einen Verwaltungsrat, der die eigentlich wichtigen Prozesse im Moment beaufsichtigt und berät. Auch beschäftigt sich dieser mit der langfristigen Weichenstellung, die sicher notwendig ist. Nun ist ein Aufsichtsratsmitglied nicht zwingend auch im Verwaltungsrat. Ich will hier nicht in alle Details gehen, allerdings kann man durch diese Ausführungen sehen welche Probleme und Konfliktpotentiale in der jetzigen Struktur liegen. Lassen Sie mich aber nicht zu weit vorgreifen. In meinen Augen muss das folgende grundsätzlich nun angegangen werden:
1. Die Finanzen des e.V. müssen langfristig strukturiert werden
Uns allen ist bewusst, dass der e.V. hohe Verbindlichkeiten hat. Diese kommen aus der Betzeanleihe II und den Verbindlichkeiten gegenüber Quattrex. Die Gesamthöhe der Verbindlichkeiten ist mit ca. 6,5 Millionen Euro beziffert und kann vom e.V. so nicht bedient werden. Dies bringt den e.V. in eine sehr brenzlige Situation und bedroht im Generellen alles, was über strukturelle Optimierungen verbessert werden muss. Diese Finanzlage ist nur durch eine eventuelle Insolvenz des e.V., durch einen Schuldenschnitt, durch Stundung von Verpflichtungen, durch Ablöse der Verpflichtungen, durch Werte die der e.V. im Besitz hat oder durch eine Umstrukturierung der Schulden durch einen neuen Kreditgeber zu lösen.
Im Grundsatz halte ich es für ausgeschlossen, dass wir mit Hilfe einer Kreditanstalt eine langfristige Restrukturierung darstellen können, es sei denn es gibt einen Bürgen. Sonst muss man wirklich ehrlich sagen, dass alle beschriebenen Wege, wie im Falle der Insolvenz des e.V. leider ein Weg sind. Hier müssen nun die notwendigen Gespräche geführt werden, um eine Lösung zu finden. Unsere Investoren hier nun als Hoffnungsträger hervorzuheben finde ich unfair, denn jemand der dem FCK bereits großzügig geholfen hat, möchte ich nicht eine weitere Bringschuld aufbürden. Allerdings sind diese sicher eine Partei, die an diesen Gesprächen teilnehmen wird, um auch Ihre eigenen Werte zu schützen.
Grundsätzlich muss man natürlich so ehrlich sein und sagen, dass was auch immer wir über die Struktur, über die Fansäule und über eigentlich jeden Aspekt in der Optimierung der Situation des FCK sagen können davon abhängig ist, welchen Weg der e.V. geht.
2. Fansäule
Die Fansäule ist für mich das Vehikel, wie ein Fan und ein Mitglied direkt am Leben der KGaA teilhaben kann. Ja ich weiß, es klingt manchmal etwas abgedroschen, aber der Fan und die Mitgliedschaft des FCK sind deren Herz und Seele. Diese Basis hat den FCK erschaffen und lebt den FCK. Für mich ist es ein Grundstein jeglicher Struktur, dass diese nun auch die direkte Möglichkeit bekommt am Leben der KGaA teilzunehmen. Es ist also notwendig die Fansäule zu öffnen. Wie genau das funktionieren soll, muss man vorsichtig evaluieren, aber dies ist für mich absolute Priorität.
Ich bin in diesem Punkt bei dem „wie“ in meinen Ausführungen sichtlich schwammig, da eben genau diese Fansäule auch gewisse Komplikationen mit sich bringt. Der Schutz des Invests des Fans vor einer eventuellen Insolvenz der e.V. ist sicher ein Punkt, den man genau betrachten muss. Aber dies ist nur ein Punkt und meiner Meinung nach ist dies auch ein Thema, was jeder Fan selber beantworten sollte. Grundlage dafür ist allerdings, dass man dann auch über die Situation transparent aufklärt und den Fan in die Lage versetzt eine für sich vertretbare Entscheidung zu treffen. Ob die jetzigen Vereinbarungen ein solch transparentes Vorgehen darstellen, muss evaluiert werden.
Nichts desto trotz sollte diese Säule im Organ, welches die KGaA beaufsichtigt, durchaus vertreten sein. Mitglieder sind ein zweites Mal indirekt über den Verein vertreten, welcher immer noch der Gesellschafter der KGaA ist. Allerdings ist es schon ein Unterschied ob ich wähle, dass ich mit Kapital direkt an der KGaA partizipiere - in dem Fall bin ich dann nicht mehr nur Fan, sondern auch Gesellschafter und Teilhaber.
3. Generelle Struktur
Aus meiner Sicht bedeutet Struktur nicht nur die Anpassung der Funktionen und Verteilung der jeweiligen Aufsichtsorgane, sondern auch die klare und volle Formulierung von Grundsätzen, die sich der FCK auferlegt. Es besteht ein sehr hohes Konfliktpotential in den Gremien, welches sich alleine auf die Zusammensetzung derer begründet. Auch verschwimmen Aufgaben des Verwaltungsrates und des Aufsichtsrates. Es ist doch sehr wohl anzunehmen, dass die Aufsichtsratsmitglieder, welche nicht im Verwaltungsrat sitzen, Einfluss über die verbleibenden Aufsichtsratsmitglieder ausüben. Auch der Fakt, dass man überhaupt eine Diskussion hierzu führen muss zeigt, dass eine Anpassung zwingend notwendig ist. In meinen Augen sollte es keine zwei Aufsichtsgremien geben, sondern einen Verwaltungsrat der KGaA, in dem Vertreter des Gesellschafters (also des e.V.), Vertreter der Fansäule und Vertreter der Investoren sitzen. In meinen Augen wählt die Mitgliederversammlung des e.V. einen Vorstand, welcher dann seine Vertretung im Verwaltungsrat bestimmt. Fans, die direkt in die KGaA via Fansäule investieren, entsenden auch eine direkt gewählte Vertretung in den Verwaltungsrat. Der Verwaltungsrat sollte dann zwei sportliche Berater berufen, die beiwohnen und für alle sportlichen Belange stimmberechtigt sind.
In dieser Struktur wird das Mitglied über den e.V. indirekt im Verwaltungsrat vertreten. Der gewählte Vorstand des e.V. als Hauptgesellschafter kann dann gemäß seines Bedarfs Personen entsenden, die auch das professionelle Wissen haben die Notwendigkeiten des e.V. am besten zu vertreten. In meinen Augen sollte der e.V. zwei Vertreter entsenden. Der Fan wählt seine direkte Vertretung über die Fansäule. Er ist nun nicht mehr nur Fan und Mitglied, sondern Mitgesellschafter. Die Fansäule sollte ebenfalls mit dem e.V. zwei direkt gewählte Vertreter entsenden. Schließlich sollten dann drei weitere Stühle im Verwaltungsrat für Investoren freigehalten werden, welche nach der prozentualen Verteilung der Anteile im Eigentum vergeben werden. Hier sollten Investoren mit Minimum 20% Anteil eine direkte Stimme erhalten, alle weiteren wählen eine direkte Vertretung des Pools. Zur Entscheidungsfindung im Sportlichen wählt das Gremium dann zwei sportliche Vertreter, welche ganz klare Qualifikationen aus dem Bereich Profifußball haben müssen.
Eine solche Verteilung sichert, dass alle Parteien in einem fairen Maße in den strategischen Prozessen im Verein mit eingebunden sind. Die direkte Vertretung des Fans bringt sich also auch direkt ein.
Ich freue mich allerdings auch auf die Diskussion mit eventuellen Kollegen im Aufsichts- und Verwaltungsrat. Eine gesunde Struktur im Wohle des FCK zu entwickeln ist eine der Kernaufgaben. Wichtig ist auch die Kultur dieser Arbeit, denn sie darf auf keinen Fall in einer öffentlichen Zerreisprobe enden. Hier sind alle Teilnehmer gefordert im Team für den FCK alle Aspekte offen zu reflektieren. Ich würde mir wünschen, dass alle Vertreter, die an dieser Diskussion teilnehmen am Anfang des Prozesses ganz klare Entscheidungskriterien festlegen und diese auch transparent gemeinsam darstellen. An diesen Entscheidungskriterien werden dann alle Lösungen gemessen. So kann jeder in der FCK-Familie diese kritischen Themen und Bewertungen auch nachvollziehen.
Allerdings bedeutet Struktur für mich auch, wie man generelle Werte des Vereinslebens manifestiert. Sicher ist das die Aufgabe des Verwaltungsrates, der sich beratend in das Tagesgeschäft der KGaA einbringt. Es gibt in jedem Unternehmen Grundregeln und Grundwerte. Hier geht es für mich darum zu verankern, dass wir eben ein FCK sind, der nicht Fans im eigentlichen Herzen des Konstruktes ausgrenzt und in dem ein gewisses Leistungsbild existiert. Leitbilder sind in Form von Managementrichtlinien festzuschreiben und sollten von den Gremien überwacht werden. Auch sollten ganz klare Budgetvorgaben und Grundstrukturen des Tagesgeschäftes festgelegt sein und leitende Angestellte müssen an ihrer Leistung gemessen werden können (Ausgaben versus Ertrag ist hier eine Bemessungsgrundlage).
Da Gremien eine eklatante Rolle in der Auswahl des leitenden Personals spielen, sollten genau diese Werte auch grundlegend kontrolliert und vertraglich fixiert werden. Das gleiche gilt für Ausgabeverhalten, wenn es gewisse Massen und den Schutz des strategischen Kapitals überschreitet. Hier ein Beispiel: Ich sehe es schon so, dass die Torwartschule des FCK strategisch ein Profitzentrum war, welches uns lange mitgetragen hat. Als Gerry Ehrmann entlassen wurde, wurde zwar der Torwarttrainer der 1. Mannschaft entlassen, aber gleichzeitig auch die Werthaltigkeit der Torwartschule signifikant reduziert. Hier obliegt es sehr wohl den Gremien (in der heutigen Struktur wäre es der Verwaltungsrat) einzugreifen und Lösungen vorzuschlagen, die zwar die Entscheidungsträger im Tagesgeschäft nicht diskreditieren, aber auch nicht den strategischen Vorteil des FCK eliminieren. So hätte Gerry Ehrmann beispielsweise Leiter eines Leistungszentrums Torwartschule bleiben können, jedoch aus dem Tagesgeschäft und dem Training der 1. Mannschaft sich zurückziehen können. Gezielte Gespräche und proaktives Management hätten diese Situation verhindern können.
4. Stadion
In meinen Augen ist das Fritz-Walter-Stadion die Heimat des FCK. Allerdings wissen wir alle, dass das Stadion vor allem durch die gewählte Finanzierungsstruktur in der Stadiongesellschaft sehr teuer ist. Natürlich kann man auch die Fehler bei der Errichtung des Stadions nicht außen vor lassen, aber heute plagt die sicherlich nicht zeitgemäße Finanzierung. Ein Pachtvertrag existiert mit einer signifikanten Mietminderungsvereinbarung bis zum Sommer 2022. Man muss auch ganz klar sagen, dass ein Auszug aus dem Fritz-Walter-Stadion nicht seriös in Betracht gezogen werden kann, da eine Pachtverpflichtung existiert, welche nicht nutzungsabhängig ist.
Zum Thema Stadion muss frühzeitig mit den notwendigen Gesprächen angefangen werden. Es gilt. diese Vereinbarung anzupassen und zu verlängern. Auch muss man mit allen Vertretern evaluieren, wie die Zukunft des Fritz-Walter-Stadions aussehen wird. Das optimale Pachtmodel für mich ist sicher eine erfolgsabhängige Pacht, die sich aus Ligazugehörigkeit, Platzierung, Anzahl der Zuschauer, Nebeneinnahmen und nicht ligarelevanten Spielen berechnet. Nur diese würde in einem gewissen Maße Planungssicherheit geben. Ob ein fixer Sockelbetrag bestehen bleibt oder nicht ist in meinen Augen dann ein zusätzlicher Optimierungsschritt. Nur hat man als Pächter mit einem abgeschlossenen Pachtvertrag auch erst einmal nicht die Hebelwirkung Forderungen zu stellen. Es müssen kontinuierliche Gespräche stattfinden, wie beide Parteien (FCK und Stadt) gemeinsam einen Weg aus der auch hier prekären Lage finden.
Seriös kann es nicht sein in solch einer Lage Versprechungen zu machen, was hier erreicht werden kann. Es hängt tatsächlich am Willen der einzelnen Parteien. Langfristig bin ich davon überzeugt, dass die einzig sinnvolle Lösung sein kann, das Fritz-Walter-Stadion samt sportlicher Einrichtungen wieder in den Besitz des FCK ist oder einer FCK nahen Gesellschaft überfließen zu lassen.
5. Stimmung rund um den FCK
Eines der wichtigsten Themen die mir am Herzen liegen ist allerdings auch das Vertrauen, dass sich Gremien bei Fans erarbeiten müssen, die Nachhaltigkeit im Handeln und der ehrliche Ansatz sich wirklich nur zum Wohle des FCK einzusetzen. Ja auch das klingt wie eine Floskel, die wir alle schon gehört haben. Es ist halt schade, dass dieses Prinzip in der Vergangenheit nicht oft genug gelebt wurde.
Es ist ja mittlerweile so, dass wenn man sich nur dafür bewirbt eine offizielle Position einzunehmen, Fans und Mitglieder skeptisch werden. Und das ist nicht einmal die Schuld des Einzelnen, aber wir alle sind seit Jahren durch immer wiederkehrende Querelen und auch Selbstdarstellungen so enttäuscht worden, dass auch ich als Fan erst einmal total skeptisch bin. Aber diese Skepsis ist eben ein Symptom, was sich aus den letzten Jahrzehnten gebildet hat. Warum es sich nicht eingebürgert hat, dass die Vertreter des Vereins offen Beweggründe darlegen, wenn strategisch wichtige Entscheidungen getroffen werden, finde ich bedenklich. Warum man oft nicht in der Lage war eine gemeinsame Linie zu vertreten ist mir ein Rätsel.
Wir müssen hart daran arbeiten, dass unsere Basis die handelnden Personen wieder ernst nimmt und uns vertraut. Diese Unruhe ist das Resultat von jahrelangen und andauernden Versprechen, die nicht gehalten wurden. Wir sind ein Traditionsverein und der FCK genießt ein gesteigertes Interesse. Hier haben die Personen, die sich für offizielle Positionen bewerben, die Verantwortung die Werte vorzuleben für die der FCK steht - das ist eben auch die Bringschuld eines jeden Gremienmitgliedes.
"Gremien sollen sich aus dem taktischen Tagesgeschäft raushalten"
Treffpunkt Betze: Nach der Anstellung von Marco Antwerpen als neuen Cheftrainer ist eine öffentliche Debatte entfacht worden, inwieweit der Aufsichtsrat Einfluss auf das operative Geschäft nehmen darf. Welches Selbstverständnis liegt dem Aufsichtsrat zugrunde? Und welche Position vertreten Sie dabei?
Valentin Helou: Grundsätzlich sehe ich die Funktion eines jeden Aufsichtsorganes darin, über das tägliche Kerngeschäft Aufsicht zu führen, Standards und Ziele zu setzen und mittel- bis langfristige Weichen für eine Erfolgreiche Zukunft des FCK zu stellen. Für mich bedeutet das grundsätzlich, dass sich Gremien aus dem taktischen Tagesgeschäft raushalten und dies den von Ihnen eingesetzten handelnden Personen überlassen. Sollte sich jedoch im Alltag eine für den Verein strategische Entscheidung ergeben, so sind die Gremien mit einzubeziehen. Die bereits oben angesprochene Entscheidung zum Thema Gerry Ehrmann ist hier ein Bespiel einer für den FCK strategischen Entscheidung, da die Entlassung nicht nur die 1. Mannschaft betroffen hat, sondern dem FCK auch ein zuverlässiges Profitzentrum genommen hat.
Die langfristige Weichenstellung des FCK ist durch dessen Gremien zu leiten. Hier spreche ich von der Entwicklung des eigentlichen strategischen Planes, wie der FCK mit den einzelnen wichtigen Themen umgeht. Die Umsetzung dieses Planes obliegt dem handelnden Management. In Absprache mit dem handelnden Management kann jedoch das Gremium entscheiden, einen Vertreter zur Unterstützung des Managements zu entsenden. Ein Beispiel hierfür wären sicher eventuelle Verhandlungen zur langfristigen Planung der Nutzung des Fritz-Walter-Stadions und eventuellen Verhandlungen, Gesprächen und Sondierungen mit dem Stadioneigentümer.
Es ist allerdings gar nicht meine Position hier nun Entscheidungen des jetzigen Aufsichtsrats zu hinterfragen. Ich kenne gar nicht alle Beweggründe, die zur Darstellung der Trainerfindung und der Art und Weise der Präsentation geführt haben. Als Außenstehender ist es sicher schade, dass Herr Voigt nicht an der Pressekonferenz teilgenommen hat. Für mich ist dies eher ein Thema der Prinzipien, die wir als FCK vorzuleben haben. Alle Parteien stehen in der Verantwortung, dass der FCK erfolgreich ist. Der Cheftrainer ist sicher die strategischste aller Personalentscheidungen, die ein Fußballverein treffen kann und ist deswegen auch mit den Gremien abzustimmen. Sollte die Entscheidung am Ende kontrovers sein, dann präsentiert man diese zum Wohle des FCK gemeinsam und legt die Beweggründe für die Entscheidung transparent dar. Warum dies in dieser Form nicht geschehen ist, kann ich nicht beurteilen, finde ich allerdings sehr schade.
Treffpunkt Betze: Wir bedanken uns für den offenen, konstruktiven und ehrlichen Austausch und wünschen Ihnen für die Wahl am 26. Februar alles Gute und viel Erfolg!
Quelle: Treffpunkt Betze
Die weiteren Aufsichtsratskandidaten im Gespräch:
- Bernhard Koblischeck: "Die Komplexität erfordert einen transparenten und messbaren Plan"
- Fritz Fuchs: "Nur mit einer sportlichen Philosophie kommen wir da raus"
- Carsten Krick: "Der FCK muss endlich von seinem hohen Ross"
- Johannes B. Remy: "Wir müssen uns weniger mit uns selbst beschäftigen"
Quelle: Treffpunkt Betze