Kommentar: "Zerlegt und filetiert"

Überragend: Mit 6:0 überrollt der FCK Tabellenschlusslicht Havelse
Foto: Imago Images

"Oh wie ist das schön", sang der Lautrer Anhang nach Spielende. Und tatsächlich "hat man so etwas lang nicht mehr gesehen". Den letzten 6:0 Erfolg feierte der FCK am 17. November 2008 gegen Hansa Rostock.


War der 1. FC Kaiserslautern tatsächlich so gut - oder hatte der TSV Havelse lediglich einen rabenschwarzen Tag erwischt? Der 6:0 Auswärtserfolg in der HDI-Arena war alles andere als ein selbstverständlicher Pflichtspielsieg gegen das Tabellenschlusslicht. Die Pfälzer Gäste fertigten Havelse förmlich ab. Auf die Sekunde genau präsentierten sich die Roten Teufel über 90 Minuten in bester körperlicher Verfassung, zeigten eine konstant hervorragende Leistung und eine spielerische Leichtigkeit, die seinesgleichen sucht. Mit dem dritten Sieg in Folge führen die Roten Teufel ihre Siegesserie weiter fort. Und in dieser Form besitzt der FCK definitiv das Potenzial, sich auch langfristig im oberen Tabellendrittel festzuspielen.

Gnadenlose Lauterer Effektivität

Obwohl das Ergebnis am Ende sehr deutlich ausfiel, muss man zugeben, dass die Gastgeber zu Beginn nicht mal so schlecht gestartet sind. Bereits kurz nach Anpfiff hatten die Niedersachsen eine gefährliche Torchance, welche sie jedoch ungenutzt ließen. Auch im weiteren Spielverlauf war der TSV alles andere als schwach. Als in der elften Minute dann plötzlich ein langer Befreiungsschlag von Klingenburg bei Ritter landete, ging es ganz schnell. Der 26-Jährige nahm nach einer sensationellen Ballannahme Tempo auf und ging mit Zug in Richtung Tor. Ritter behielt gegen zwei Verteidiger und den gegnerischen Torhüter die Übersicht und netzte schwungvoll ein zur Führung. Erste Chance, erster Treffer. Auch für die weiteren Tore brauchten die Roten Teufel nur wenige Chancen. Ein sehr ungewohntes Bild, schließlich war die Chancenverwertung in der Vergangenheit häufig eines der größten Probleme.

Brandgefährliche Standards

Doch der FCK hat in den vergangenen Wochen nicht nur an der Effizienz und seiner Chancenverwertung gearbeitet. Gegen tiefstehende und mauernde Gegner gibt es in Liga drei eigentlich nur eine Lösung: Gekonnt gute Standards. Und diese hatten es beim Auswärtsspiel gegen Havelse wirklich in sich. Sowohl das 0:2 als auch das 0:4 fielen nach einem ruhenden Ball. Erst war es Kevin Kraus, dann Philipp Hercher - wieder einmal zwei Verteidiger, die sich in die Torschützenliste eintragen durften. In den vergangenen Jahren gehörte die Torgefahr nach ruhenden Bällen zu einer der größten Schwäche im Spiel des 1. FC Kaiserslautern. Doch allmählich scheint es, als sei in dieser Saison so einiges anders. Grund für diese neue Stärke ist unter anderem auch Mike Wunderlich. Der 35-Jährige Routinier bringt messerscharfe Freistöße und Eckbälle mit Zug zum Tor. Nach einem ernüchternden Saisonbeginn, vergebenen Torchancen und einen verschossenen Elfmeter hat sich vor allem auch durch Wunderlich einiges deutlich verbessert.

So ist der FCK nur schwer zu stoppen

Nach dem verpatzten Saisonstart, den die Anhänger der Roten Teufel mit jeder Menge Frust und geringen Zuschauerzahlen quittierten, haben die Pfälzer zum Turnaround angesetzt und in den letzten Spielen mächtig Gas gegeben. Mit zehn Punkten aus vier Partien hat sich die Mannschaft von FCK-Cheftrainer Marco Antwerpen nach vorne gekämpft und belegt gegenwärtig den zehnten Tabellenrang. Seit dem Südwestderby gegen Waldhof Mannheim liefert dieses Team wirklich hervorragende Partien ab. Nun gilt es wie so oft, diese Formkurve zu halten und solche Leistungen konstant auf den Rasen zu bringen. Dann gibt es trotz aller Ausgeglichenheit in Liga drei wohl nur wenige Mannschaften, die dagegenhalten können. Doch trotz aller Euphorie darf nicht vergessen werden, dass auch die Abstiegszone mit nur drei Punkten Abstand alles andere als weit weg ist.

Zufriedenheit bei allen Beteiligten

Nach dem Spiel gab es logischerweise für jeden auf Lauterer Seite nichts zu kritisieren. Schließlich fährt man solch ein Ergebnis auswärts nicht alle Tage ein. Doch Cheftrainer Antwerpen legte weniger Wert auf die sechs erzielten Treffer, sondern im Besonderen auf die Defensive: „Für mich ist das Allerwichtigste, dass wir heute auch wieder ohne Gegentor rausgegangen sind. Dann kannst du auch 1:0 gewinnen. Wichtig ist, dass du die Null hälst". Diese steht im Übrigen beim FCK seit über 440 Spielminuten. Während Antwerpen seinen Fokus also auf die Hintermannschaft setzte, erklärte Stürmer Daniel Hanslik - der mit seinen ersten beiden Saisonstreffern endlich seine Durststrecke beenden konnte - die neu entfachte Offensivpower. „Was uns gerade ausmacht ist, dass wir auf jeder Position gefährlich sind. Von der Abwehr, über das Mittelfeld bis zum Stürmer hat jeder getroffen“.


Gegen Schlusslichter offenbarten die Roten Teufel in der Vergangenheit durchaus andere und teilweise sogar miserable Leistungen. In solchen Partien war eine Überheblichkeit deutlich zu spüren. Doch inzwischen scheint, dass diese Mannschaft endlich verstanden hat, worauf es in Liga drei ankommt. Sie begegnet ihren Gegnern mit Ernsthaftigkeit und Respekt, ohne dabei ihre eigenen Stärken in der Kabine zu lassen. Hier wächst ohne Frage etwas Neues zusammen.


Quelle: Treffpunkt Betze


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Antworten 15

  • der sitzt im ferienhaus in der eifel,hat ein ganz mieses w-lan und ist

    sauer dass er das spiel gestern trotz firetv stick,nicht sehen konnte.

    War etwas ungewöhnlich, dass dein Statement zum Spiel nicht kam. Dennoch schönen Urlaub. :daumen:

    Danke 1
  • es besteht ja auch noch die Möglichkeit,daß die Mannschaft jetzt so richtig ins rollen kommt,als man damals als Aufsteiger Deutscher Meister wurde.

    Aber das wird wohl mehr oder weniger Wunschdenken von mir sein. (Aber ganz auszuschließen ist es nicht ;) )

    Haha 1
  • dass dein Statement zum Spiel nicht kam

    Was will man zu solch einem Spiel auch schon großartig sagen? Wenn du deinen Gegner, der zuletzt ebenfalls 7 von 9 möglichen Punkten holte, mit 6:0 abfertigst, dann hast du einfach "alles" richtig gemacht. Antwerpens Umstellung auf die 3er- bzw. 5er Kette ist für mich derzeit der Schlüssel zum Erfolg. Das ist das, was diese Mannschaft einfach beherrscht. Sie gibt ihr die defensive Stabilität einerseits und die offensive Freizügigkeit andererseits. Mit Verl, Osnabrück und Havelse haben wir jetzt gegen drei komplett unterschiedliche Mannschaften gespielt. Und in allen drei Partien war der FCK nicht nur die dominierende Mannschaft - alle drei Gegner hatten gegen die kompakt stehende Abwehr nicht den Hauch einer Chance. Und wenn dann noch oben drauf die Chancenverwertung und die Standards so sitzen wie zuletzt, ja dann kannst du eigentlich nur noch zum Ziel haben, diese Leistung zu halten und bis zum Schluss oben dran zu bleiben.


    Stand heute lässt sich glaube ich guten Gewissens sagen, dass diese Mannschaft zu Saisonbeginn nicht funktioniert hat. Da stimmten Abläufe, Laufwege und die mannschaftliche Geschlossenheit nicht. Es hat scheinbar diesen einen Moment im Derby gebraucht, durch den die Mannschaft zusammengewachsen ist. Da ist etwas aufgebrochen, was sich von außen wahrscheinlich nicht erahnen oder adäquat beurteilen lässt.

    Danke 2 Gefällt mir 6
  • Ja Michael

    Fullquote (aber ich lass es mal wegen der Übersichtlichkeit)


    Das Spiel und das Ergebnis / da braucht es keine Worte mehr ;)

  • Michael


    Sehr gutes Statement 😉

    Gefällt mir 1
  • So ändern sich die Zeiten!


    Schlagzeile 1974 7:4 gegen Bayern

    „ Kaiserslautern siegt nach 0:3 Rückstand gegen Bayern München!“


    2021 nach einem Sieg 0:6 gegen den Tabellenletzten der dritten Liga

    „ zerlegt und filetiert!“ und wahrscheinlich fahren jetzt noch einige Autokorso !

    Gefällt mir 1 Haha 1
  • Richtig erkannt, so ändern sich die Zeiten halt eben....

    Übrigens war das 1973 und nicht 74 ;)

    Danke 2
  • 20. Oktober 73.. und die Schlagzeile war aber.. nach 1:4 Rückstand in der 56. minute siegt der FCK mit 7:4 :bier:

  • Das alles stimmt, ist bei der Ausgeglichenheit in Liga 3 aus meiner Sicht aber nur eine Momentaufnahme.

    Wenn man an das nächste Spiel rangeht und denkt man spult das einfach routinemäßig ab oder glaubt nach 3 Siegen gehe das ewig so weiter, könnte es ein sehr böses Erwachen geben.

    WIr haben bei unserem Umfeld nur die Farben Schwarz und Weiss im Programm. Sollte man verlieren sind für viele Anhänger sofort alle (Spieler, Trainer, etc.) völlige Nichtskönner und gehören ausgetauscht. Ich kann das nach gefühlt 30 Jahren Rohrkrepierern in Serie komplett verstehen aber dennoch müssen wir versuchen aus diesem Teufelkreislauf auszubrechen.

    Wir müssen es irgendwie schaffen zu einer realistischen Grundhaltung zu kommen. Ich bin nicht dafür bekannt alles bei uns unwiderstehlich toll zu finden aber: Wenn man sich Mannschaften betrachtet die national/international Erfolg haben, dann fällt extrem auf, dass dort Ruhe herrscht und man sich die Zeit gibt erfolgreich zu sein, das ist nicht immer aber oft losgelöst von dem Geld welches in das jeweilige Team reingesteckt wird.

    MA baut gerade ein System auf, das muss jedoch erst einmal greifen und von den Spielern komplett verinnerlicht werden, es ist an uns diesen Prozess nun mit Vertrauen und einer riesigen Portion Geduld zu begleiten. Die Jungs haben aus meiner Sicht bewiesen, dass sie es können, die Meisterschaftsrunde ist allerdings noch ewig lang, wie ein Marathon und damit steht die Probe bevor ob sie Marathon können...

    Gefällt mir 6 Danke 1
  • Mich würden gerne jetzt mal etwas sachlichere Stimmen von Buggy oder dirtdevil interessieren. Denn Sie die Ergebnisse besser einschätzen als Ich.

    Hi, also ich selbst kann mich der Analyse zu Michael und dem Eingangskommentar vom TOM nur anschließen.

    Das am Samstag war mehr als nur ein Klassenunterschied, das wirkte in Etwa so wenn ein hochkenzentrierter und hoch motivierter 1t Ligist in einem Pokalspiel gegen einen 4t Ligisten nichts anbrennen lässt.


    Man sollte nicht nur dieses Spiel am Samstag, sondern die letzten 3 bewerten und da sehe ich uns aktuell in einer Form, die von anderen Teams schwer erreicht werden kann.

    Diese Kompaktheit und Griffigkeit und spielerische Leichtigkeit habe ich von keinem anderen Team in dieser Liga gesehen.

    Am Samstag haben wir für mein Empfinden gar noch einen, noch nicht bei 100% und zurückhaltenden Götze und einen Klingenburg, der sichtlich noch Probleme mit der Hüfte hatte im Team. Das Alles wurde aber durch mega starke Kollegen im Verbund getragen.

    Es gibt für mich aktuell kein Grund, warum diese Serie nicht fortgesetzt werden sollte.

    Wenn wir diese Rohbustheit und Körperlichkeit auch gegen Freiburg2 zeigen, dann wüsste ich nicht warum wir da nicht auch ein 3er einfahren sollten. Jetzt kommen noch Verletzte zurück und somit können wir selbst bei neuen Verletzten unserem System treu bleiben.

    Da hinter kommt jetzt auch mehr und mehr Schad wieder ins Rollen der ohne zu Murren auch von der Bank kommt und dann in ungewohnter Position im MF Alles weg läuft und weg kämpft.

    Ein Zimmer kommt wohl zurück, Hippe als Option für die 3er Kette.

    Ein Klingenburg kann seine Verletzung auskurieren. Götze wird mit jeder Spielminute stärker werden. Hikmet wird auch wieder zeitnahe zurück kommen.

    Zudem sehe ich auch 0.0 Tendenzen und Risiko, das wir wieder unsere gewohnten Arroganzanfälle bekommen und plötzlich meinen wir könnten Körperlos unsere Gegner ausspielen. Interviews von Hecke zeigen ja deutlich, wie sich die Spieler in der Kabine pushen - selbst beim HZ Stand von 0:4!

    Die nächsten Gegner sind Freiburg2, Duisburg,Würzburg,Saarbrücken. Das sind alles keine Mannschaften die diesen typischen 3 t Liga Zerstörer Fußball können und durch treten, lange Bälle und durch Konter kommen.. Alle können nur mitspielen... auch das sehe ich positiv.

    Zudem schwächeln Mannschaften da ganz oben. Vor allem Magdeburg und Osnabrück habe ich doch konstanter erwartet...

    Können wir daher diese Spielweise beibehalten, dann sollten wir wirklich in der Lage sein mal mehrere Serien zu fahren und dann bestehen gute Chancen am Ende unter den ersten 3 zu stehen.

    Das Alles hört sich skuril an, da man gerade mal 3 Punkte vor dem Abstiegsplatz steht.

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