Roundhouse-Kick: Wenn die Zeit endet, beginnt die Ewigkeit
- Dirk
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Schwermut machte sich am vergangenen Freitag über dem Betzenberg breit. Mit Horst Eckel verstarb der letzte noch lebende Weltmeister von 1954. Jeder, der ihn persönlich kannte oder kennen lernen durfte, schilderte es als Privileg sich mit dem Menschen Horst Eckel ausgetauscht zu haben. Bundestrainer Hansi Flick beispielsweise bescheinigte ihm eine ansteckende Warmherzigkeit und ein außergewöhnliches soziales Engagement. Wir alle betrauern den Verlust von Horst Eckel natürlich sehr - dennoch bedeutet Trauer nicht gleichzeitig traurig zu sein. Im Gegenteil, wir sollten froh sein. Froh, dass uns ein Mensch wie Horst Eckel bereichert hat und es uns vergönnt war, ihn zu Lebzeiten ein Stück weit begleiten zu dürfen. Alles über den Hashtag der Woche #horsteckel und was in der letzten Woche sonst noch wichtig war. Unser Wochenrückblick.
1. Das Leben endet, die Erinnerung nicht: Letzte Woche feierten wir ihn an gleicher Stelle noch als lebende Legende, am Freitag jedoch folgte der „Windhund“ dem Ruf seines Freundes Fritz Walter und komplettiert nun wieder die Helden von Bern. Er war ein außergewöhnlicher Mensch und verkörperte die typischen Tugenden der 54er Weltmeister. Mit seinem Gesicht verbindet man Grundwerte wie Bescheidenheit, Bodenständigkeit, Fairplay und Disziplin. Laut eigener Aussage hielt er es für ein Geschenk jahrelang mit einem so großartigen Fußballer wie Fritz Walter in einer Mannschaft zusammenspielen zu dürfen. Tiefe, fest verwurzelte Freundschaften waren ihm wichtiger als ein dickes Bankkonto, das er sich durch einen Vereinswechsel ohne Zweifel hätte zulegen können. Der strikte Nichtraucher verließ seine Heimat Vogelbach aber nur ungern, weshalb es ihn letztlich auch immer wieder in die Heimat zurückzog. Sein zu Hause war die Westpfalz und hier lebte er bis zu seinem Tod. Laut Dagmar Eckel sei ihr Vater ganz sanft eingeschlafen, es sei nun einfach seine Zeit gewesen. Horst Eckel durfte 89 Jahre alt werden und inspirierte uns alle mit seinem Lebenswerk. Ruhe in Frieden, lieber Horst!
Der 1. FC Kaiserslautern trauert um Horst Eckel
2. Auf der Suche nach dem Erfolgsrezept: Interessante Einblicke gönnte uns Hendrick Zuck im Rahmen des SWR Sport Podcasts „Nur der FCK“. Offenbar stellen sich nicht nur Fans die Frage, warum zahlreiche Neuzugänge mit teils erhebliche Startschwierigkeiten zu kämpfen haben. Auch Marco Antwerpen hat diese Frage in den vergangenen Wochen zum teaminternen Thema gemacht. Die Ergebnisse verriet Zuck verständlicherweise nicht. Was intern besprochen wird, sollte schließlich auch intern bleiben - wir sind ja nicht beim FC Hollywood. Vermutungen dürfen aber durchaus angestellt werden. Ist es die hohe Erwartungshaltung des Umfelds? Ist es die Tradition, die möglicherweise zentnerschwer auf den Schultern lastet? Sind es die Begebenheiten und Rahmenbedingungen, die ein Club wie der FCK - also beispielsweise professionelle Trainingsbedingungen oder ein riesiges WM-Stadion - mit sich bringt? Oder ist es eine Mischung aus allem? Fakt ist, dass Antwerpen seine Spieler zur Lösungsfindung aufforderte und auch selbst bereit ist, sich zu hinterfragen. Eine Eigenschaft, der Zuck, der immerhin auch unter Christian Streich oder Torsten Lieberknecht trainiert hat, größten Respekt entgegenbringt. Welche Lösungen sich die Mannschaft auch überlegt hat, sie scheinen zu funktionieren. Zuck zumindest sieht eine Mannschaft zusammenwachsen, die einen enormen Teamspirit entwickelt und gemeinsam einiges erreichen kann.
Hendrick Zuck: "Aufsteigen ist das Geilste, was es gibt"
3. Ein tropischer Wirbelsturm über Berlin: Der „Big City Club“ hat die Reißleine gezogen. Mit dem ehemaligen FCK-Trainer Tayfun Korkut sitzt ab sofort der sechste Trainer innerhalb der letzten zweieinhalb Jahre auf der Bank von Hertha BSC Berlin. Zum Glück hat Lars Windhorst anständig in die alte Dame investiert. Die ganzen Abfindungen zahlen sich nunmal nicht allein. Aber mit Fredi Bobic verfügt der Hauptstadtclub mittlerweile über einen alten Fuchs als Geschäftsführer. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern erhielt Korkut nämlich nur einen Vertrag bis zum Saisonende. Verantwortungsvoller und vorausschauender kann man fast nicht planen. Bei dem Berliner Verschleiß an Übungsleitern dürfte die Suche nach einem Nachfolger von Korkut schließlich demnächst schon wieder starten.
4. Mit FCK-Power raus aus dem Chaos: Die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds wählte am Samstag ein neues Präsidium. Miriam Welte wurde hierbei zur Vizepräsidentin gewählt. Die 2019 mit der goldenen FCK-Vereinsnadel ausgezeichnete Bahnradsportlerin konnte 377 Stimmen auf sich vereinen. Herzlichen Glückwunsch an die mehrfache Welt- und Europameisterin sowie Olympiasiegerin von 2012. Mit den vorgezogenen Neuwahlen soll beim DOSB ein "grundsätzlicher Neuanfang ermöglicht werden", hieß es im Sommer dieses Jahres. Es gibt sicher einfachere Aufgaben als in diesen Zeiten beim zerstrittenen Sportbund Verantwortung zu übernehmen. Umso mehr gilt es, Miriam Welte beide Daumen für eine erfolgreiche Amtszeit zu drücken.
Miriam Welte zur Vizepräsidentin gewählt
5. Ein Trainer is nich ein Idiot, ein Trainer seh, was passieren in Platz: Fußball ist letztlich immer ein Ergebnissport. Dass dieser Grundsatz für alle Bereiche gilt musste Peter Neustädter in der letzten Woche schmerzlich erfahren. Nach zuletzt nur zwei Punkten aus sieben Spielen reagierten die Verantwortlichen des FCK und stellten den U17-Coach frei. Nach rund der Hälfte der Saison stehen die Roten Teufel mit dem Rücken zu Wand - der Abstieg droht. Neustdätdters Nachfolger, der 26-jährige Max Bergemann-Gorski, soll nun die Talfahrt der jungen Talente in der B-Junioren-Bundesliga stoppen. Viel Erfolg!
Trainerwechsel im Lautrer Nachwuchsleistungszentrum
6. „Zwayerlei“ Maß beim DFB? Jude Bellingham platzte nach dem verlorenen Spitzenspiel gegen den FC Bayern der Kragen. "Du gibst einem Schiedsrichter, der schon vorher mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest du", äußerte der Brite beim norwegischen Fernsehsender „Viaplay“. Was der englische Nationalspieler damit sagen will ist offensichtlich. Zwayer war unmittelbar in den „Hoyzer-Skandal“ verwickelt und es gilt als nachgewiesen, dass auch er in mindestens einem Fall als Linienrichter Schmiergeld angenommen hat, um unliebsame Entscheidungen gegen einen bevorzugten Club zu vermeiden. „Sein“ Schiedsrichter damals war eben jener Robert Hoyzer. Aber scheinbar geriet der DFB seinetwegen in arge Nöte. Die Vorwürfe gegen Zwayer erhärteten sich erst kurz vor dem Sommermärchen 2006 und waren zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht zu gebrauchen. Also gaben die „Unter-den-Teppich-Kehrer“ in Frankfurt alles und vertuschten die Sachlage rund um den Berliner Schiedsrichter. Erst 2014 wurden dessen Verfehlungen aufgedeckt, aber dennoch nie richtig aufgearbeitet. Wundert man sich jetzt tatsächlich, dass einem diese Personalie ständig auf die Füße fällt?
Anzeige gegen Bellingham - BVB reagiert
7. Ballon d´Murmeltiertag: Lionel Messi hat letzte Woche zum siebten Mal in seiner Karriere den Ballon d'Or gewonnen. In anderen Worten: "Laaaaaaangweilig"! Betrachtet man die Siegerliste der letzten Jahre scheint irgendwo bei France Football, der Fachzeitschrift, die die Trophäe vergibt, eine Schallplatte zu hängen. Seit 2008 gab es genau drei Preisträger. Eben jener Lionel Messi, ein Herr namens Ronaldo und 2018 schlich sich ein einziges Mal Luka Modric unter die Gewinner. Es ist zu demnach zu vermuten, dass man als Spieler in Spanien oder wenigstens in Frankreich sein Geld verdienen muss, um in die engere Auswahl zu kommen. Nicht wenige Stimmen sahen dieses Jahr die polnische Tormaschine Robert Lewandowski vorne. Aber seien wir ehrlich: Dass bei der Preisvergabe des Ballon d'Or etwas nicht stimmt, wissen wir doch spätestens seit 1998 als der - oh welch Überraschung - Franzose und zugegebenermaßen frischgebackene Weltmeister Zinédine Zidane den Vorzug vor Harry Koch erhielt.
Messi gewinnt Ballon d'Or vor Lewandowski
Quelle: Treffpunkt Betze
Quelle: Treffpunkt Betze