Rund eine Woche nach dem sonnigen Auswärtsspiel in Freiburg meldete sich pünktlich zum Aprilbeginn der Winter zurück. Auf dem Betze trieb der Wind jede Menge Schneeflocken in die prall besetzte Westtribüne, in deren Verkaufsständen sogar Glühwein ausgeschenkt wurde. Davon unbeeindruckt präsentierte sich die Lautrer Mannschaft im Heimspiel gegen den MSV Duisburg von der ersten Sekunde an auf Betriebstemperatur und gewann auch in der Höhe verdient mit 5:1.
Spieltagsbilder: 1. FC Kaiserslautern - MSV Duisburg (5:1)
Nachholbedarf bei Fans und Stadionausschank
Zum ersten Mal seit März 2020 fand ein Heimspiel ohne Zuschauerbeschränkungen statt und lockte - trotz Schneeschauern - beachtliche 28.105 Zuschauer an. Wann gab es eine solche Kulisse eigentlich zuletzt im Fritz-Walter-Stadion? Seit dem Abstieg aus der 2. Liga hatte der 1. FC Kaiserslautern lediglich in zwei Ligapartien mehr Zuschauer: Im August 2018 zum Drittligaauftakt gegen 1860 München sowie im September 2019 beim Derby gegen den SV Waldhof. Auch wenn sich eine solche Zuschauerzahl in der letzten Woche bereits andeutete, schienen die Stadionkioske vom Andrang komplett überrascht. Wer sich pünktlich zum Halbzeitpfiff in die nicht enden wollenden Schlangen an den Bierständen einreite, verpasste im zweiten Durchgang mindestens einen Treffer.
Auch die Ultra-Szene meldete sich nach langer Abstinenz zurück und hatte offensichtlich einiges nachzuholen. Sie begann die Partie mit einer Choreographie bestehend aus einem beeindruckenden rot-weissen Fahnenmeer, flankiert mit der Wir sind von der Westkurv'-Textzeile „Wir schwenken unsre Fahnen, ein Hoch dem FCK“. Auf weiteren Spruchbändern wird unter anderem der Investoreneinstieg der Pacific-Media-Group mit „50+1 ist und bleibt unverhandelbar“ kommentiert.
Klare Sache ab der ersten Minute
Offensichtlich hatten Trainer und Mannschaft die Länderspielpause optimal genutzt. Im völligen Gegensatz zur passiven ersten Halbzeit in Freiburg stand der Heimauftritt gegen die Zebras. Die Lautrer setzten den Gegner von Anfang an mit hohem Pressing unter Druck und kontrollierten klar das Spiel. Trotzdem erspielten sich die Gastgeber im ersten Durchgang nur wenige wirklich hochkarätige Torchancen. Als kurz vor der Pause Terrence Boyd nach Flanke von Philipp Hercher die 1:0 Führung erzielte, schien der Bann gebrochen. Im zweiten Durchgang hatten die Männer in Rot dann deutlich mehr Platz und spielten eine in sich zusammenfallende Duisburger Defensive regelrecht an die Wand. Zu keiner Sekunde war der Sieg in Gefahr, da die Roten Teufel in jeder Hinsicht spritziger, willensstärker und ballsicherer als ihre Gegenspieler waren. Zu kritisieren gibt es an dieser Leistung eigentlich überhaupt nichts. Umso interessanter, dass gleich mehrere Spieler - unter anderem Kevin Kraus - in Interviews nach dem Spiel den „unnötigen“ 1:5 Anschlußtreffer der Duisburger ansprachen. Dass „die Null stehen muss“, gehört scheinbar mittlerweile zum Selbstverständnis dieser Mannschaft.
Man of the Match: Hikmet Ciftci
Für Felix Götze rückte Hikmet Ciftci in die Startelf und bildete dort mit Marlon Ritter eine ungewohnte Doppelsechs. Die taktische Maßnahme zahlte sich allerdings von Beginn an voll aus. Ciftci eroberte gegnerische Bälle beinahe im Minutentakt und war - auch ohne Torbeteiligung - der überragende Mann auf dem Platz. Seine Mittelfeldkollegen Marlon Ritter und Mike Wunderlich profitierten sichtlich vom spiel- und zweikampfstarken Deutsch-Türken und explodierten förmlich vor Spielfreude. Selten in dieser Saison hatten Wunderlich und Ritter in der Offensive soviel Platz wie am Samstag. Sie waren von den Meiderichern während der kompletten Spielzeit nie in den Griff zu kriegen und steuerten drei Torbeteiligungen bei.
Verletzungsbedingt kam Ciftci in dieser Saison auf relativ wenig Einsatzzeiten und hatte nie einen richtigen Stammplatz. Wenn er dann allerdings auf dem Platz stand, lieferte der 24-Jährige immer zuverlässig ab. Und das, obwohl er ständig auf unterschiedlichen Positionen spielte und häufig nur von der Bank kam. Nach der Leistung in den letzten beiden Partien dürfte Marco Antwerpen keinen Grund haben, die Mittelfeldachse Ciftci, Ritter und Wunderlich zu verändern. Selbst ein Felix Götze wird sich erst einmal hinten anstellen müssen.
Terrence Boyd schnürt seinen ersten Dreierpack
Von der Spielfreude der Mittelfeldkollegen profitierten natürlich in erster Linie die beiden Stürmer – allen voran Terrence Boyd. Mit seinen drei Treffern bewies der Neuzugang aus Halle wieder einmal, dass er genau der Stürmertyp ist, der dem Team in der Hinrunde noch fehlte. Ein echter Strafraumstürmer mit enormem Durchsetzungsvermögen und einem gewaltigen Torriecher. Was Boyd für das Team darüber hinaus extrem wertvoll macht: In seinen erst acht Einsätzen für die Roten Teufel erzielte der ehemalige US-Nationalspieler bereits zum vierten Mal den 1:0 Führungstreffer. Da verwundert es beinahe schon, dass der Dreierpack gegen den MSV der erste seiner Profikarriere war. „Ich habe ihm gesagt, wir machen aus ihm noch einen richtigen Stürmer!“, gab Cheftrainer Marco Antwerpen nach dem Spiel lachend zu Protokoll. Neben lockeren Sprüchen beschränkte sich der FCK-Coach ansonsten auf eher allgemeine Aussagen. Was Taktik und Aufstellung angeht, lässt sich der 50-jährige nur höchst ungern in die Karten schauen.
Startelfdebüt für Neal Gibs
Rund 24 Stunden vor Anpfiff kam auf der Pressekonferenz vor dem Spiel die Frage auf, wer den gelbgesperrten Hendrick Zuck vertreten wird. Als einziger Linksverteidiger im Team wäre Neal Gibs eigentlich eine naheliegende Alternative. Allerdings spielte der 20-Jährige in dieser Saison mit lediglich drei Kurzeinsätzen noch keine ernstzunehmende Rolle. Das bestätigte Trainer Antwerpen auch indirekt, indem er zunächst Hikmet Ciftci, dann Dominik Schad als mögliche Zuck-Vertreter aufzählte und nur am Rande auf Gibs einging. Damit schien klar zu sein, dass der Trainer am Samstag viele Möglichkeiten, aber nicht den Nachwuchsspieler in Erwägung zieht.
Überraschenderweise stand der in Landstuhl geborene Zuck-Vertreter dann aber doch erstmals in der Startelf und zeigte eine sehr ordentliche Leistung. Immer wieder deutete der Debütant seine Stärken an, wenn er mit dem Ball am Fuß mit hohem Tempo die Linie entlang lief oder in die Mitte zog. Auch wenn es seinen Aktionen am gegnerischen Strafraum noch ein wenig an Effektivität mangelte, zeigte er doch, dass er in Zukunft eine echte Alternative auf der defensiven Außenbahn darstellt. „Je näher das Spiel im Laufe der Woche kam, desto nervöser war ich“, gestand der Linksverteidiger nach dem Match. Spieler, die nicht von einem Einsatz ausgehen, müssen auch nicht nervös sein - ebenso wenig wie Trainer vorab ihre Aufstellung verraten müssen.
Duell mit Braunschweig
Nicht zuletzt aufgrund der Unentschieden der Konkurrenz aus München, Saarbrücken und Mannheim deutet im Kampf um den zweiten Tabellenplatz vieles auf ein Duell zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Eintracht Braunschweig hin. Beide haben noch fünf Partien zu absolvieren. Aktuell haben die Roten Teufel nunmehr eine um sieben Treffer bessere Tordifferenz gegenüber den Niedersachsen. Das könnte am letzten Spieltag, an dem der FCK als einziges Team zum Zuschauen verdammt ist, noch einmal entscheidend sein. Ein Blick auf das Restprogramm ist unnötig. Die Liga ist und bleibt unvorhersehbar. Dass die zuletzt so defensivstarken Zebras sich am Betzenberg im zweiten Durchgang so abschlachten lassen, war nicht zu erwarten. Ebensowenig wie die Tatsache, dass Braunschweig erst durch einen Konter in der Nachspielzeit gegen Havelse gewinnt.
Am kommenden Freitag gastiert der 1. FCK bei den akut abstiegsgefährdeten Würzburger Kickers. Lediglich fünf Saisonsiege konnten die Franken bisher einfahren. Alleine drei davon erzielten sie in den letzten fünf Partien. Mit den restlichen beiden Siegen bescherten die Kickers ausgerechnet Tabellenführer Magdeburg und dem FCK ihre jeweils einzige Heimniederlage. Welche Lehre sollte bitte aus dieser Bilanz gezogen werden - außer, dass in der 3. Liga jederzeit alles möglich ist?
Die Lautrer sind momentan auf einem sehr guten Weg und haben alles selbst in der Hand. Wenn das Team von Marco Antwerpen so konzentriert und dominant wie am Samstag auftritt, stehen die Chancen auf einen Auswärtssieg recht gut. Allerdings sollte in keiner der letzten fünf Partien davon ausgegangen werden, dass die Roten Teufel noch einmal auf solch einen passiven Gegner wie den MSV Duisburg treffen.
Quelle: Treffpunkt Betze
Quelle: Treffpunkt Betze
Antworten 6
Gummi
Egal wie, wir müssen nach dem Köln Spiel mind. 4 Punkte mehr haben als Braunschweig, bzw. der Tabellendritte! Wär jetzt der richtige Zeitpunkt um nochmals ne Serie von 5 Siegen hinzulegen
Michael
Interessant ist in diesem Duell sportlich betrachtet auch die Gegner-Konstellation: Sowohl der FCK als auch Braunschweig spielen noch gegen Wehen Wiesbaden, Würzburg und Köln. Während der FCK dann noch Saarbrücken und Dortmund vor der Brust hat, spielt Braunschweig gegen Magdeburg und Meppen - es könnte kaum identischer sein. Beide haben also sehr ähnliche Bedingungen im Saisonendspurt.
Der zweite interessante Aspekt ist der folgende: Der FCK rangiert in der Auswärtstabelle auf Platz 9 mit lediglich 20 von möglichen 45 Punkten und spielt von den verbliebenen fünf Spielen drei Mal auswärts. Ein Bonus für Braunschweig? Nicht unbedingt, denn die Eintracht wiederum belegt in der Heimtabelle Platz 7 mit 24 von möglichen 45 Punkten und muss noch drei Mal zu Hause antreten.
Es bleibt auf jeden Fall spannend.
carlos
nice to read.
Es wäre zu schön, wenn auch auswärts von Beginn an konzentriert zu Werke gegangen wird und dies dann bis zum Abpfiff.
Wenn es dann nicht reicht, soll es halt so sein, aber das Minimum ist Kampf, Leidenschaft und den Willen alles zu geben !
Letztendlich gehört auch Glück dazu, es nützt nichts, wenn 10 Pfosten-, Lattentreffer waren, aber kein Tor !
Gummi
Verwerflich finde ich allerdings auch den Aspekt dass unser Konkurrent (ten) am letzten Spieltag auf Ergebnis spielen könnte. Man stelle sich vor BS und wir wären vorm letzten Spieltag punktgleich....
BS könnte auf Ergebnis spielen und sich gegen Köln hinten rein stellen da sie wissen dass ein Punkt reicht
Aber ist halt nun mal so.....
Luzifer
Bis dahin ist das Ding durch
Leonard
Diskussionsthema zum Artikel: Aufstiegsrennen: Eine Lautrer Machtdemonstration
Aufstiegsrennen: Eine Lautrer Machtdemonstration
Mit dem 5:1 Heimsieg hat der FCK ein saftiges Statement setzen können. Allerdings ließ sich die Konkurrenz mit Last-Minute-Toren nur wenig beeindrucken.
Nein, nach tristem und grauem Drittliga-Alltag sah der Betzenberg am vergangenen Samstag gewiss nicht aus. Die beiden Bundesliga-Gründungsmitglieder 1. FC Kaiserslautern und der MSV Duisburg duellierten sich vor einer überwältigenden und längst nicht alltäglichen Kulisse. Über 28.000 Zuschauer verfolgten die Partie, in der der FCK auf dem Papier als klarer Favorit galt. Am Ende wurde es nicht nur ein Sieg für die Roten Teufel, sondern ein echtes Torfestival.
Mega-Party vor 28.000 Zuschauern
Die Wahl zum Spieler des Spiels konnte nur auf einen Mann fallen. Mit dem ersten Dreierpack in seiner Profilaufbahn stach Terrence Boyd aus der guten Mannschaftsleistung hervor. Zudem feierte der Neuzugang mit seinem ersten Tor auf die Westkurve spielend, die mit der Rückkehr der organisierten Fanszene eine bundesligareife Stimmung kreierte, eine weitere Premiere. „Es war wie eine Mega-Party vor dieser Kulisse (…), das hilft dir auch das Momentum auf deine Seite zu ziehen", so der 31-Jährige. Dass Terrence Boyd von Spiel zu Spiel stärker und wichtiger wird, liegt auch daran, dass er sein Spiel und seine Laufwege umstellen musste, wie Marco Antwerpen nach der Partie bei SWR-Sport verriet. Seine Stärken im Strafraum gehen dadurch trotzdem nicht verloren. Somit bringt Boyd derzeit vieles mit, um im Saisonendspurt zum Unterschiedsspieler zu werden.
Gibs feiert Traum-Debüt
Neben dem Dreierpack-Debüt von Terrence Boyd feierte auch Neal Gibs ein Debüt. Zum ersten Mal stand der Linksverteidiger in der Startelf und ersetzte den gelbgesperrten Hendrick Zuck. Auch wenn sein Startelfeinsatz nicht besser hätte laufen können, war der Youngster vor dem Spiel schon recht nervös: „Je näher das Spiel kam, desto nervöser wurde ich. Und direkt vor dem Spiel war das schon extrem, wenn man die Kulisse mitbekommt." Im Spiel selbst war ihm von seiner Nervosität nichts mehr anzumerken. Dass die Wahl auf ihn als Zuck-Vertreter fiel, war laut Marco Antwerpen keine große Überraschung. Das Trainerteam sei von Gibs "voll überzeugt", so der Lautrer Cheftrainer. Allein die starke Konkurrenz mit Hercher, Zuck und Schad sei der Grund, warum sich der 20-Jährige im Moment in Geduld üben müsse.
Späte Tore zu Ungunsten des FCK
Es fehlten nur Sekunden, dann hätte der FCK an diesem Spieltag einen weiteren großen Schritt in Richtung Aufstieg gemacht. Denn bis zur 90. Minute lagen die engsten Verfolger Braunschweig und Saarbrücken nicht auf Siegkurs. In allerletzter Sekunde schoss Jan-Hendrick Marx die Eintracht aus Braunschweig zum 3:2 Sieg gegen Havelse. Und Saarbrücken erzielte in Person des Ex-Lautrers Sebastian Jacob erst kurz vor Ende der Partie gegen die Sechziger den 1:1 Ausgleichstreffer. Damit sicherte sich der FCS zumindest einen Punkt, der im Aufstiegskampf jedoch kaum für Zufriedenheit sorgen dürfte - Saarbrücken belegt nun Platz 4 mit 50 Punkten. Davor stehen Braunschweig bei 55 und die Roten Teufel bei 57 Punkten. Hinter Saarbrücken lauern 1860 München und Waldhof Mannheim mit je 49 Punkten gleichauf. Der VfL Osnabrück wurde an diesem 32. Spieltag Opfer eines Corona Ausbruchs in den eigenen Reihen, dementsprechend musste die Partie gegen den Halleschen FC abgesagt werden. Somit bleibt der VfL vorerst bei 48 Punkten, kann aufgrund des Nachholspiels allerdings weiterhin im Aufstiegsrennen mitmischen.
Revanche für das Hinspiel
Der 33. Spieltag verspricht einiges an Brisanz und bringt für den FCK die nächste Pflichtaufgabe mit sich. Am Freitagabend treten die Pfälzer bei den abstiegsbedrohten Würzburger Kickers an. Bei diesem Spiel geht es nicht nur darum, sich für die 2:0 Niederlage aus der Hinrunde zu revanchieren, sondern vor allem vorzulegen und die Konkurrenz damit auch gewaltig unter Druck zu setzen. 1860 München und Eintracht Braunschweig haben zwar mit Freiburg und Wehen Wiesbaden machbare Aufgaben vor der Brust, dürfen diese im Mittelfeld stehenden Clubs allerdings nicht unterschätzen. Richtig interessant wird es aus Lautrer Sicht bei der Begegnung zwischen Saarbrücken und Waldhof Mannheim. Sollte Mannheim als Verlierer vom Platz gehen, dürften sich jegliche Aufstiegsambitionen aufgelöst haben. Für Saarbrücken wiederum ist es vor dem Derby in Kaiserslautern die letzten Chance, sich im Aufstiegkampf zurückzumelden und Selbstvertrauen zu tanken. Der VfL Osnabrück empfängt am Montagabend den Tabellensiebzehnten aus Verl.
Quelle: Treffpunkt Betze