"Für diesen Verein mehr geben": Jürgen Schmidt im Dreierpack

Foto: Jürgen Schmidt

Neu auf Treffpunkt Betze, der Dreierpack: Klaus Toppmöller erzielte am 03. März 1978 innerhalb von 11 Minuten den schnellsten Hattrick der FCK-Geschichte. Ganz so rasant sind wir nicht, aber wir arbeiten dran. Drei Fragen, drei Antworten, ein Dreierpack auf Treffpunkt-Betze-Art - und das alle zwei Wochen.


Wer das Geschehen rund um den 1. FC Kaiserslautern verfolgt, dem dürfte der Name Jürgen Schmidt durchaus bekannt sein. Seit 1992 ist Schmidt als Journalist tätig. Als Reporter begleitete er für die ARD neben zahlreichen Europa- und Weltmeisterschaften im Fußball auch Schwimmweltmeisterschaften, Ski-Alpin-Weltcups und die Olympischen Spiele. 1994 begann er, als er damals in der bestehenden Sport-Redaktion des SWR Fuß fasste, sich mit den Roten Teufeln zu beschäftigen. In den darauffolgenden Jahren begleitete Jürgen Schmidt den FCK als Journalist regelmäßiger - heute ist er als Reporter auf dem Betzenberg nicht mehr wegzudenken. Das Besondere am FCK ist für ihn der Markenkern. Die Geschichte des Vereins gepaart mit dem unwahrscheinlichen Glauben und der Leidensfähigkeit der Fans. Wenn Jürgen Schmidt heute noch in die Westkurve schaut, die Fahnen und die Emotionalität der Fans sieht, dann bekommt er noch immer Gänsehaut.

Ein fesselnder Mythos


Treffpunkt Betze: Hallo Jürgen, als Redakteur hast Du den FCK schon auf sportlichen Höhenflügen und bei tiefgreifenden Talfahrten begleitet. Was macht für Dich persönlich, aber auch aus beruflicher Perspektive, die Faszination „1. FC Kaiserslautern“ aus?


Jürgen Schmidt: Ich bin gebürtiger Nordhesse und in Nordhessen war man damals kein Fan vom 1. FC Kaiserslautern. Da war man Dortmund, Bayern oder Frankfurt-Fan. Ich war immer Fan von Hessen-Kassel. Ich bin dann aufgrund meines Berufes ins Rhein-Main-Gebiet gekommen, nach Mainz - und habe dort studiert. Später bin ich beim SWF, dem heutigen SWR reingekommen und habe zunehmend Berichte über den FCK gemacht. Dann habe ich auf einmal Fritz Walter, Ottmar Walter und Horst Eckel kennengelernt, den ich journalistisch bis zu seinem Tod begleitet habe. Da habe ich gemerkt, was für eine wahnsinnige Geschichte das ist. Ich habe unglaublich tolle Fans kennengelernt, die für diesen Verein brennen, leiden, weinen und sich freuen. Ich habe so schöne Momente erlebt, aber auch die Abstiege, die immer sehr traurig waren. Da war für mich klar, „für diesen Verein muss man mehr geben“. Über die vielen Jahre bin ich drangeblieben und wollte auch nichts anderes machen. Fußballmäßig war es für mich einfach der FCK. Als der Verein noch in der Bundesliga spielte, war alles gut. Dann kam die zweite Liga und als es in die dritte Liga ging, habe ich gesagt: „Okay, dann steige ich mit ab und beschäftige mich mit dem FCK eben in der dritten Liga“. Aber jetzt sind sie ja Gott sei Dank wieder aufgestiegen.

So laaft die Gschicht


Treffpunkt Betze: Seitdem Thomas Hengen die Geschicke des Vereins als Geschäftsführer leitet, zeigt die Leistungskurve stetig nach oben. Wie nimmst du den FCK und sein Umfeld gegenwärtig wahr? Und was traust du dem Verein in den kommenden Monaten und Jahren noch zu?


Jürgen Schmidt: Auf jeden Fall ist es ein bißchen ruhiger geworden, was wichtig ist. Dieser ganze „Huddel“ drumherum - all die Menschen, die immer wieder Einfluss nehmen wollten und die dann Ärger reingebracht haben. Das ist jetzt mit der Personalie Thomas Hengen weniger geworden. Sie konzentrieren sich auf das Sportliche und versuchen auch alles unter sich zu behalten. Das hat ja in den letzten Wochen und Monaten gut geklappt, selbst wenn die Trainerentscheidung von Marco Antwerpen zu Dirk Schuster nochmal für hohe Wellen gesorgt hat. Aber letztlich haben die Ergebnisse gezeigt, dass es die richtige Entscheidung war. Insofern ist das die Basis, auf der sich aufbauen lässt. Es ist jetzt auch ein bißchen mehr Geld da, weil es in der zweiten Liga mehr Fernsehgelder gibt. Und trotzdem wird es eine Mammutaufgabe. Das Ziel kann nur der Nicht-Abstieg sein. Zudem wird es eine Aufgabe sein, die Erwartungen aus Fan-Sicht nicht zu hoch zu schrauben. Wenn es mal drei Klatschen hintereinander gibt, dann heißt es „dranbleiben". Und das machen die meisten Fans des FCK. Die kommen hier hin und ermutigen die Spieler.


Fußballverstand und ein gutes Netzwerk hat Thommy Hengen auf jeden Fall. Gemeinsam mit Olaf Marschall und all den Leuten, die im Hintergrund die Fäden ziehen. Wenn man sich dann gut verstärkt und einen schlagkräftigen Kader zusammenstellt - eine Mannschaft, die es versteht ein starkes Team zu sein, dann kann man in zwei, drei Jahren auch einmal dran denken, ein bißchen weiter oben zu schnuppern. Aber erstmal sollte man den Ball flachhalten und sagen: „Wir steigen jetzt mal nicht ab“. Dresden hat im letzten Jahr in der Hinrunde die Punkte geholt und in der Rückrunde keinen einzigen Sieg mehr, sondern nur noch Unentschieden. So kann es auch laufen. Insofern muss man sehen, dass man da gut rauskommt – gleich mit einem Sieg gegen Hannover, dann „laaft die Gschicht“.

Saisonauftakt nach Maß?


Treffpunkt Betze: Im Trainingslager in Mals haben die Roten Teufel viel gearbeitet und auch die ein oder andere „Schweineeinheit“ absolvieren müssen. Die zweite Liga ist ohne jeden Zweifel eine ganz andere Hausnummer. Wie schätzt du die Mannschaft zum Saisonstart gegen Hannover 96 ein?


Jürgen Schmidt: Wenn ich ehrlich bin, habe ich sie noch nicht so richtig gesehen. Ich habe mitbekommen, wie sie sich verstärkt haben. Ich habe die Ergebnisse gelesen, war jedoch nicht im Trainingslager. Aber klar, Dirk Schuster weiß wie es geht. Er weiß, wie er den Leuten Beine machen muss. Wenn Terrence Boyd sagt: „Ich wollte im Urlaub eigentlich nicht laufen gehen“, dann merkt er, dass er jetzt richtig Gas geben muss. Es ist natürlich eine andere Liga. Sie ist viel athletischer, es wird viel schneller gespielt und du brauchst eine schnelle Abwehr, die immer gut stehen muss. Man braucht schnelle und dribbelstarke Spieler wie es beispielsweise Kenny-Prince Redondo ist. Auf ihn hoffe ich in der zweiten Liga noch mehr, dass er seine Räume besser nutzt und noch mehr bringt als in der dritten Liga. Mir fehlt vorne drin noch jemand. Den Sportskamerad Lobinger kann ich schlecht einschätzen. Wie Terrence Boyd in der zweiten Liga funktioniert, weiß ich auch nicht. Diesen Stürmertypen braucht der FCK auf jeden Fall – jemand, der den Ball festmachen und halten kann. Das gab es in der Vergangenheit beim FCK auch immer. Gerade wenn ich an Lokvenc in den Nullerjahren denke. Es werden schwierige Zeiten und ich hoffe, dass sie jetzt gut aus den Startlöchern kommen, denn mit der Wand der Westkurve und den 45.000 Zuschauern im Stadion ist schon einiges möglich. Sie dürfen nur nicht gleich verlieren, so ganz am Anfang.


Quelle: Treffpunkt Betze


Quelle: Treffpunkt Betze


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