Der FCK ist in der 2. Liga angekommen
- Thomas
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Wieder einmal war die Kulisse auf dem Betzenberg atemberaubend: 39.579 Zuschauerinnen und Zuschauer pilgerten zur „Kathedrale“ Fritz-Walter-Stadion, wie Freiburgs Trainer Christian Streich die Heimstätte des FCK in der Vorwoche bezeichnete. Darunter waren auch rund 2.000 Gäste aus dem hohen Norden. Unterstützt wurden sie von Anhängern des FC Bayern München, deren Schickeria schon lange eine Freundschaft mit den Ultras Sankt Pauli pflegt. Insgesamt sorgten alle anwesenden Fans für eine tolle Atmosphäre, die es in dieser Form selbst in der 2. Liga nur selten zu erleben gibt.
Optimaler Start, leichtes Zittern am Ende
Besser hätte die Roten Teufel kaum in die Partie starten können. Bereits nach neun Minuten gelang Terrence Boyd nach einem tollen Spielzug über Mike Wunderlich, Erik Durm und Jean Zimmer der Führungstreffer. Der Doppelpass auf der Außenbahn erinnerte dabei an das Kombinationsspiel von Zimmer mit Philipp Hercher aus den vergangenen beiden Spielzeiten in der 3. Liga. Den Hausherren kam das frühe 1:0 natürlich entgegen, da sich der FCK dann - wie auch schon in den bisherigen Spielen gesehen - weiter zurückziehen und die Angriffe St. Paulis aus der defensiven Tiefe heraus erwarten konnte. So kamen die Gäste abgesehen von Irvines Kopfball bis zur Pause kaum zu nennenswerten Torgelegenheiten.
Auf der anderen Seite gelang es dem FCK nur noch selten, sich weitere Chancen zu erspielen, auch im zweiten Spielabschnitt. Dies veranlasste Dirk Schuster nach Abpfiff zu überraschend kritischen Worten: „Wir haben das schlechteste Heimspiel meiner Amtszeit mit einem extrem schlampigen Passspiel und einigen falschen Entscheidungen gezeigt.“
Und wieder ein Gegentor nach einer Ecke
Ist diese Aussage bereits ein Anzeichen für einen neuen, höheren Anspruch an sein Team? Oder wollte der erfahrene Trainer gezielt mahnen und dabei auf die Euphoriebremse treten? Seine Spieler schlossen sich seiner Analyse jedenfalls weitestgehend an: „Heute war es nicht das prickelndste Match von uns. Wir hatten auch etwas Glück, dass Andreas Luthe das ein oder andere Mal so stark gehalten hat. Wir hätten es heute besser verteidigen und es auch besser nach vorne ausspielen müssen“, bewertete Erik Durm die Partie. „Wir haben insgesamt ein echt schlechtes Spiel gemacht“, ergänzte Marlon Ritter, der abermals ein hohes Pensum abspulte und mit seiner individuellen Klasse für Gefahr sorgen konnte.
Allerdings lobte der Coach auch die Zweikampfintensität und die Laufbereitschaft seiner Spieler, die letzten Endes den Grundstein für den Sieg über den Fast-Aufsteiger der Vorsaison legten. In der 86. Minute erzielte Kenny Prince Redondo nach einem schönen Konter über Hercher und Boyd den Treffer zur vermeintlichen Vorentscheidung, nur um sich zwei Minuten später den Anschlusstreffer durch Medic einzufangen. Erneut führte ein Eckball direkt zum Tor des Gegners. Das muss besser werden! Den Lautrern gelang es von da an jedoch sehr gut, den Ball vom eigenen Tor fernzuhalten.
Luthe und Boyd im Mittelpunkt
Retrospektiv standen während der 90 Minuten vor allem zwei Spieler im Mittelpunkt: Torwart Andreas Luthe konnte mit einigen wichtigen Paraden glänzen und war mit seiner Ruhe erneut ein enorm wichtiger Rückhalt für seine Mannschaft. In dieser Form wird er dem FCK in dieser Saison noch einige Punkte retten.
Zwischen Genie und Wahnsinn schwebte nicht zum ersten Mal Terrence Boyd. Der bullige Angreifer war für die gegnerische Defensive äußerst schwer zu greifen und gewann so regelmäßig wichtige Zweikämpfe. Darüber hinaus gibt es nur wenige andere Spieler mit einer solchen Kopfballstärke, welche er bei seinem Führungstreffer eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte. Mitte der zweiten Halbzeit zeigte sich allerdings die andere Seite des Terrence Boyd. Aus etwa zwei Metern traf der US-Amerikaner komplett freistehend nicht ins Tor, sondern nur den Pfosten. Diese Szene ließ Erinnerungen an eine ähnliche Chance im Relegationsrückspiel in Dresden wach werden. Und trotzdem bleibt ganz klar festzuhalten. Boyd ist für den FCK ein absoluter Gewinn und bringt auch für die 2. Liga eine große Qualität mit. Aktuell steht er sogar mit vier Scorerpunkten auf dem ersten Rang der Zweitliga-Scorerliste. Weiter so, Terrence!
Der Saisonstart macht Mut
Das 2:1 gegen die Kiezkicker war zwar etwas glücklich, aber mit Sicherheit nicht unverdient. Wie in den bisherigen Auftritten auch erweckten die Roten Teufel den Eindruck, den Sieg etwas mehr erzwingen zu wollen als der Gegner. An der Stelle müssen nicht mal die Daten hinsichtlich Laufleistung oder Zweikampfquote zwingend für den FCK ausfallen, denn der subjektive Eindruck bleibt: Die Mannschaft hat erneut einen ganz großen Kampf abgeliefert und damit das aktuell ohnehin spürbare Betze-Feeling weiter befeuert. Die Fans und das Team auf dem Platz sind zusammengewachsen und treten als Einheit auf. Diese Symbiose und die daraus resultierte Heimstärke können die Pfälzer durch die Saison tragen. Nach den ersten Spielen lässt sich mit Blick auf die Punkteausbeute und vor allem auf die Art und Weise wie das Team auftritt, festhalten, dass der FCK definitiv in der 2. Liga angekommen ist.
Allerdings ist es nun essenziell, die Bodenhaftung und den Fokus auf das große Ziel Klassenerhalt nicht zu verlieren. Auch wenn träumen für Fans erlaubt ist - deutlich wichtiger als der aktuelle Tabellenplatz ist, dass der Abstand auf Rang 16 bereits sechs Punkte beträgt. Ein mahnendes Beispiel ist der Relegationsgegner aus Dresden, der in der vergangenen Saison ebenfalls nach drei Spielen mit sieben Punkten auf Platz zwei stand. Wo die Dresdner Reise endete, ist hinlänglich bekannt. Die Saison ist noch lang, Schwächephasen werden kommen, der FCK wird im Normalfall auch mal drei, vier Spiele hintereinander nicht gewinnen. Dann gilt es, die Ruhe zu bewahren. Das gelingt umso besser, wenn man sich bereits ein kleines Polster aufgebaut hat. In diesem Sinne: Lasst uns auch Paderborn niederkämpfen!
Betze Inside: Datenanalyse zu #FCKFCSP
Wieder einmal wurden die Roten Teufel ihrer gewohnten Rolle gerecht. Auch im Heimspiel gegen St. Pauli hatten die Gäste eine leichte optische Überlegenheit. Die Daten zeigen an, dass der FCSP deutlich mehr Ballbesitz, mehr Ballberührungen im 16er und eine höhere Passgenauigkeit (Abb. 1) aufwies. Überraschend ist jedoch, dass auch die Zweikampfquote zugunsten der Gäste ausfällt.
Die xGoals zeigen allerdings auf, warum der Sieg des FCK trotzdem nicht unverdient war: In der Summe waren die Chancen schlicht die etwas größeren. Außerdem hätte St. Pauli dem xG-Plot zufolge zu keinem Zeitpunkt des Spiels eine Führung verdient gehabt - die Hausherren hingegen schon.
Grafiken: Darstellung von Betze Inside (Instagram / Twitter)
Quelle: Treffpunkt Betze
Quelle: Treffpunkt Betze
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Schobbeschorle2
Insgesamt bin ich wirklich sehr positiv überrascht. Unsere Manschaft tritt kompakt, giftig, gallig und topfit auf. Die Heimstärke ist eine Macht in der 2. Liga. Und dass sogar ein Top-Team (SC Freiburg) stark bekämpft wurde zeigt - soweit vom Top-Niveau sind wir nicht mehr entfernt! Wahnsinn mit Blick auf den geringen MW einzelner Spieler. Klar ist das ein Lauf der auch mal beendet werden kann - noch aber nicht!
Auch die Spielzüge und das Umschaltspiel haben sich nochmals deutlich verbessert unter Schuster. Da ist eine Linie zu erkennen. Klar ist der FCK keine ballbesitzorientierte Mannschaft, aber das muss sie auch nicht. Wie gegen den Ball gearbeitet wird ist wirklich sehr erfreulich. Das ist guter Fußball!
Für den derzeitigen Marktwerkt der Mannschaft inm Vergleich sind das absolute Top-Leistungen. Der FCK ist schon jetzt für mich die Überraschung und Top aus den Startlöchern gekommen.
Gratulation an Hengen - die Spielerauswahl passt. Das Team wurde sinnvoll und sehr stark ergänzt (Durm, Luthe). Was aber wenn Boyd und Schlüsselspieler (Kraus, Tomiak) aufallen? Auf der Ersatzbank müssen wir wohl noch Qualität nachlegen. Es dürfte im Laufe der Saison immer enger werden. Noch haben wir den Vorteil einer eingespielten und eingeschworeren Truppe. Die ersten Rückschläge werden kommen. Dann wird es sich zeigen!
Der schlafende Riese ist aufgeweckt und jetzt beginnt er loszustampfen.
carlos
Ich denke auch, dass Zolinski und Herscher Stammspieler werden, möglicherweise auch noch der eine oder andere vom Kader, der jetzt noch Wackelkandidat ist ? , dass an Verstärkungen von außen gearbeitet wird ist klar, wer und wann ? müssen wir abwarten. Es ist wirklich so, wie T.Hengen sagte, zuerst müssen die 1.Ligisten für Klarheit sorgen, wer ver-, gekauft wird, wer letztendlich nicht mehr gewollt wird, dann kommen die in den "freien Verkauf". Dort entscheidet dann der Markt (Angebot und Nachfrage), zu welchem Preis/Bedingungen ein Spieler zu haben ist. Hier hoffen wir auf glückliche Hände, unsererseits.
Ich rechnete eigentlich damit, dass T.H., aufgrund früherer Jobs, dass er auch Spieler aus dem Ausland präsentiert bzw. Regionalligen ?
weschdkurv
Hoffentlich dauert es noch eine ganze Weile bis zu unserer Schwächephase. Und solange sammeln wir Punkte Punkte Punkte
FCKDevil
Wären ja nur noch 11 Siege oder 33 Unentschieden
11 Siege aus den verbleibenden 31 Spielen klingt in meinen Ohren absolut machbar
Ronnie Wendt
Wären wir vor der Saison als Aufstiegskandidat gehandelt worden würde es nun heißen, FCK ist auf Kurs.
Nun, wir werden höchstwahrscheinlich mit dem Aufstieg nichts zu tun haben und der erste Dämpfer wird auch kommen. Hoffentlich, noch nicht so bald.
Fakt ist für mich: Der FCK macht Spaß, ich fahre gerne hoch auf den Betze und bin mit dem Auftreten der Mannschaft sehr zufrieden, selbst wenn es man eine Niederlage hagelt und das wird passieren, werde ich , wenn sich die Mannschaft weite so zeigt, ganz sicher nicht unzufrieden sein.
Ich sage zu meinem Sohn jedes Mal das es durchaus passieren kann das wir heute verlieren, schließlich sind wir Neuling.
Gestern war ich im Fanshop und habe meinem Sohn ein aktuelles Trikot gekauft, da war die Hölle los, die Hemdchen gingen weg wie warme Semmeln und das immerhin für knapp 75 Euro das Stück.
Der FCK boomt und das ist auch gut so.
Endlich kann man wieder auf bessere Zeiten hoffen und eventuell mittelfristig auch höhere Ziele als den Klassenerhalt in Liga 2 ausrufen. Und in dieser Saison zählt erst mal die 40 Punkte einzufahren nicht mehr und nicht weniger.
Hexer
Erinnere mich aber noch zu gut an das Unentschieden- Jahr (!) Kaum Siege, kaum Niederlagen und trotzdem abgestiegen. Deshalb müssen Siege her und das ist nicht so einfach. Die Unentschieden sind außer für die Psyche kaum was wert.
RoteRita
Wenn man sieht, wie die Tabellenspitze aussieht, reibt man sich verwundert die Augen.
Regensburg und Lautern - die werden eher in der unteren Hälfte der Tabelle erwartet.
Kann aber noch werden.
Für mich ist erstaunlich, dass sich diese beiden Mannschaften mit genau den gleichen Mitteln bisher so achtbar geschlagen haben:
- spielerisch überschaubar, aber kämpferisch top
- sehr robust kaufen sie Mannschaften, die gern spielen möchten, den Schneid ab
- immer den gegnerischen Spieler sofort anlaufen, sogar doppeln, wenn möglich
- dicht gestaffelt Abwehr, kompromisslos, für den Gegner sehr schwer durchzukommen
- nach Möglichkeit Konterangriffe, um zu Torchancen zu kommen
- im Angriff ein Zielstürmer ( hier Boyd, dort Albers ), der sich gegen die gegnerische Abwehr dank seiner Athletik behaupten kann
Dass diese Art Fußball zu spielen, viel physische und mentale Kraft kostet, ist klar.
Deshalb bleibt auch jetzt die Frage: wie lange kann man das durchhalten ?
BillowingFlower8956
RoteRita genau das ist die frage, wie viele spieltage dieses kraftraubende spielen von uns durchgehalten werden kann. und von spieltag zu spieltag werden sich die gegner besser darauf einstellen. gleichfalls trägt die euphorie noch die mannschaft eigentlich über ihre verhältnisse zu spielen.
Schobbeschorle2
Am Ende wird abgerechnet - allzuoft sind Manschaften nach der Winterpause unerklärlich eingebrochen und sang- und klanlos abgestiegen.
CMotsch82man
Wir hatten bisher immer den Vorteil, dass wir das 1:0 machen konnten. Danach konnten wir mit einer kompakten Abwehr St. Pauli müde laufen lassen, und konnten dann mit Redondo noch mal selbst Geschwindigkeit einwechseln. Genau deshalb war ich nie der Meinung, dass man den loswerden müsse. An der Verteidigung gegnerischer Standards muss noch schwer gearbeitet werden.