Diskussionsthema zum Artikel: Der FCK ist in der 2. Liga angekommen
Der FCK ist in der 2. Liga angekommen
Betze-Fußball pur! Trotz der Kritik an der eigenen Leistung hat der FCK den zweiten Heimsieg erzwungen und erkämpft. Zwei Spieler standen dabei besonders im Vordergrund.
Wieder einmal war die Kulisse auf dem Betzenberg atemberaubend: 39.579 Zuschauerinnen und Zuschauer pilgerten zur „Kathedrale“ Fritz-Walter-Stadion, wie Freiburgs Trainer Christian Streich die Heimstätte des FCK in der Vorwoche bezeichnete. Darunter waren auch rund 2.000 Gäste aus dem hohen Norden. Unterstützt wurden sie von Anhängern des FC Bayern München, deren Schickeria schon lange eine Freundschaft mit den Ultras Sankt Pauli pflegt. Insgesamt sorgten alle anwesenden Fans für eine tolle Atmosphäre, die es in dieser Form selbst in der 2. Liga nur selten zu erleben gibt.
Optimaler Start, leichtes Zittern am Ende
Besser hätte die Roten Teufel kaum in die Partie starten können. Bereits nach neun Minuten gelang Terrence Boyd nach einem tollen Spielzug über Mike Wunderlich, Erik Durm und Jean Zimmer der Führungstreffer. Der Doppelpass auf der Außenbahn erinnerte dabei an das Kombinationsspiel von Zimmer mit Philipp Hercher aus den vergangenen beiden Spielzeiten in der 3. Liga. Den Hausherren kam das frühe 1:0 natürlich entgegen, da sich der FCK dann - wie auch schon in den bisherigen Spielen gesehen - weiter zurückziehen und die Angriffe St. Paulis aus der defensiven Tiefe heraus erwarten konnte. So kamen die Gäste abgesehen von Irvines Kopfball bis zur Pause kaum zu nennenswerten Torgelegenheiten.
Auf der anderen Seite gelang es dem FCK nur noch selten, sich weitere Chancen zu erspielen, auch im zweiten Spielabschnitt. Dies veranlasste Dirk Schuster nach Abpfiff zu überraschend kritischen Worten: „Wir haben das schlechteste Heimspiel meiner Amtszeit mit einem extrem schlampigen Passspiel und einigen falschen Entscheidungen gezeigt.“
Und wieder ein Gegentor nach einer Ecke
Ist diese Aussage bereits ein Anzeichen für einen neuen, höheren Anspruch an sein Team? Oder wollte der erfahrene Trainer gezielt mahnen und dabei auf die Euphoriebremse treten? Seine Spieler schlossen sich seiner Analyse jedenfalls weitestgehend an: „Heute war es nicht das prickelndste Match von uns. Wir hatten auch etwas Glück, dass Andreas Luthe das ein oder andere Mal so stark gehalten hat. Wir hätten es heute besser verteidigen und es auch besser nach vorne ausspielen müssen“, bewertete Erik Durm die Partie. „Wir haben insgesamt ein echt schlechtes Spiel gemacht“, ergänzte Marlon Ritter, der abermals ein hohes Pensum abspulte und mit seiner individuellen Klasse für Gefahr sorgen konnte.
Allerdings lobte der Coach auch die Zweikampfintensität und die Laufbereitschaft seiner Spieler, die letzten Endes den Grundstein für den Sieg über den Fast-Aufsteiger der Vorsaison legten. In der 86. Minute erzielte Kenny Prince Redondo nach einem schönen Konter über Hercher und Boyd den Treffer zur vermeintlichen Vorentscheidung, nur um sich zwei Minuten später den Anschlusstreffer durch Medic einzufangen. Erneut führte ein Eckball direkt zum Tor des Gegners. Das muss besser werden! Den Lautrern gelang es von da an jedoch sehr gut, den Ball vom eigenen Tor fernzuhalten.
Luthe und Boyd im Mittelpunkt
Retrospektiv standen während der 90 Minuten vor allem zwei Spieler im Mittelpunkt: Torwart Andreas Luthe konnte mit einigen wichtigen Paraden glänzen und war mit seiner Ruhe erneut ein enorm wichtiger Rückhalt für seine Mannschaft. In dieser Form wird er dem FCK in dieser Saison noch einige Punkte retten.
Zwischen Genie und Wahnsinn schwebte nicht zum ersten Mal Terrence Boyd. Der bullige Angreifer war für die gegnerische Defensive äußerst schwer zu greifen und gewann so regelmäßig wichtige Zweikämpfe. Darüber hinaus gibt es nur wenige andere Spieler mit einer solchen Kopfballstärke, welche er bei seinem Führungstreffer eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte. Mitte der zweiten Halbzeit zeigte sich allerdings die andere Seite des Terrence Boyd. Aus etwa zwei Metern traf der US-Amerikaner komplett freistehend nicht ins Tor, sondern nur den Pfosten. Diese Szene ließ Erinnerungen an eine ähnliche Chance im Relegationsrückspiel in Dresden wach werden. Und trotzdem bleibt ganz klar festzuhalten. Boyd ist für den FCK ein absoluter Gewinn und bringt auch für die 2. Liga eine große Qualität mit. Aktuell steht er sogar mit vier Scorerpunkten auf dem ersten Rang der Zweitliga-Scorerliste. Weiter so, Terrence!
Der Saisonstart macht Mut
Das 2:1 gegen die Kiezkicker war zwar etwas glücklich, aber mit Sicherheit nicht unverdient. Wie in den bisherigen Auftritten auch erweckten die Roten Teufel den Eindruck, den Sieg etwas mehr erzwingen zu wollen als der Gegner. An der Stelle müssen nicht mal die Daten hinsichtlich Laufleistung oder Zweikampfquote zwingend für den FCK ausfallen, denn der subjektive Eindruck bleibt: Die Mannschaft hat erneut einen ganz großen Kampf abgeliefert und damit das aktuell ohnehin spürbare Betze-Feeling weiter befeuert. Die Fans und das Team auf dem Platz sind zusammengewachsen und treten als Einheit auf. Diese Symbiose und die daraus resultierte Heimstärke können die Pfälzer durch die Saison tragen. Nach den ersten Spielen lässt sich mit Blick auf die Punkteausbeute und vor allem auf die Art und Weise wie das Team auftritt, festhalten, dass der FCK definitiv in der 2. Liga angekommen ist.
Allerdings ist es nun essenziell, die Bodenhaftung und den Fokus auf das große Ziel Klassenerhalt nicht zu verlieren. Auch wenn träumen für Fans erlaubt ist - deutlich wichtiger als der aktuelle Tabellenplatz ist, dass der Abstand auf Rang 16 bereits sechs Punkte beträgt. Ein mahnendes Beispiel ist der Relegationsgegner aus Dresden, der in der vergangenen Saison ebenfalls nach drei Spielen mit sieben Punkten auf Platz zwei stand. Wo die Dresdner Reise endete, ist hinlänglich bekannt. Die Saison ist noch lang, Schwächephasen werden kommen, der FCK wird im Normalfall auch mal drei, vier Spiele hintereinander nicht gewinnen. Dann gilt es, die Ruhe zu bewahren. Das gelingt umso besser, wenn man sich bereits ein kleines Polster aufgebaut hat. In diesem Sinne: Lasst uns auch Paderborn niederkämpfen!
Betze Inside: Datenanalyse zu #FCKFCSP
Wieder einmal wurden die Roten Teufel ihrer gewohnten Rolle gerecht. Auch im Heimspiel gegen St. Pauli hatten die Gäste eine leichte optische Überlegenheit. Die Daten zeigen an, dass der FCSP deutlich mehr Ballbesitz, mehr Ballberührungen im 16er und eine höhere Passgenauigkeit (Abb. 1) aufwies. Überraschend ist jedoch, dass auch die Zweikampfquote zugunsten der Gäste ausfällt.
Die xGoals zeigen allerdings auf, warum der Sieg des FCK trotzdem nicht unverdient war: In der Summe waren die Chancen schlicht die etwas größeren. Außerdem hätte St. Pauli dem xG-Plot zufolge zu keinem Zeitpunkt des Spiels eine Führung verdient gehabt - die Hausherren hingegen schon.
Grafiken: Darstellung von Betze Inside (Instagram / Twitter)
Quelle: Treffpunkt Betze