Kommentar: Tabellenspitze, jetzt greifen wir an!
- Michael
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Als um 15:52 Uhr der Schlusspfiff ertönte, war aus über 20.000 Kehlen nur noch ein lauter Jubelschrei zu hören. "Ein Leben lang" sang die Westkurve und zelebrierte gemeinsam mit der Mannschaft einen mehr als verdienten 2:0 Heimsieg gegen Uerdingen. Von einem Schlüsselspiel wollte im Vorfeld der Partie niemand sprechen, zu lang sei die Saison noch, um selbst im Falle einer Niederlage einen Angriff auf die Tabellenspitze abzuschenken. Doch Janek Sternberg fasste den Druck dieses gefühlten 6-Punkte-Spiels gut zusammen: "Für den Kopf war es wichtig, denn wir hätten den Anschluss an die Spitze verloren, wäre es heute schief gegangen". Es gibt sie also noch, diese wunderbaren und ausgelassenen Tage auf dem Betzenberg, an denen wirklich alles zu gelingen scheint. Doch werfen wir nochmal einen Blick zurück.
Ist das Glas halbvoll oder halbleer? Diese Frage war in Sachen FCK in den letzten Wochen nicht immer eindeutig zu beantworten. Im Besonderen führten die drei Last-Minute-Remis gegen Zwickau, Köln und Jena zu massenhafter Verzweiflung und infolge dessen auch zu jeder Menge halbvoller und halbleerer Gläser. Während die einen sowohl dem Trainer als auch der Mannschaft den Rücken stärkten, wünschten sich die anderen nichts sehnlicher als einen erneuten Trainerwechsel herbei.
Doch gewiss lässt sich inzwischen ein eindeutiger Aufwärtstrend erkennen. Spürbar wurde dieser positive Bruch nach der derben Pokalniederlage gegen Hoffenheim. Mit Ausnahme der Niederlage beim Tabellenführer aus Osnabrück holten die Roten Teufel seitdem in acht Spielen 13 von möglichen 24 Punkten. Auffällig ist dabei die Torquote: Während der FCK in den ersten vier Saisonspielen durchschnittlich 0,75 Tore pro Spiel schoss, erhöhte sich diese Quote in den vergangenen acht Partien auf 1,8. Und auch Cheftrainer Michael Frontzeck, der sicherlich nicht für euphorische Wortgefechte bekannt ist, fügte nach dem Heimsieg gegen Uerdingen seine aktuelle Gemütslage zusammen: „In den letzten Wochen saß ich hier häufig und durfte Glückwünsche entgegen nehmen. Allerdings nur für starke Spiele unsererseits, und selten für drei Punkte“.
Das Spiel gegen den Ball war der entscheidende Siegfaktor
Es sind genau diese Offensivbemühungen, die das Lautrer Spiel derzeit im Kern stärken. Und dies belegen auch die Statistiken aus dem Heimspiel gegen Uerdingen. 52 Prozent Ballbesitz und ganze 14 Schüsse gab der FCK ab, 6 davon direkt aufs Tor. Besonders auffällig waren dabei die aggressive Verteidigung und das hohe Pressing der Lautrer Mannschaft, beides zwang Uerdingen immer wieder zu Fehlern im Spielaufbau. Und noch mehr als das: Denn Frontecks taktische Umstellung auf ein 4-2-3-1 System schloss endlich die meist unbesetzte Lücke im Mittelfeld um hilft der Mannschaft beim schnellen Umschaltspiel. „Aus den engen Räumen heraus sind uns gute Bälle in die Tiefe gelungen“, beschreibt Frontzeck die inzwischen häufig erkennbaren Muster, wenn die Lautrer Verteidigung den Ball in der eigenen Hälfte verteidigt und anschließend durch schnelle Direktpässe ist die Tiefe spielt.
Ob ein oder bestimmte Spieler dabei eine größere Rolle spielen? Michael Frontzeck hat dazu eine passende Antwort: „Ich hebe ungern einzelne Spieler heraus. Alles waren heute sehr aktiv auf dem Platz“. Es stand auch gegen Uerdingen ohne wenn und aber eine Mannschaft auf dem Platz, die an diesem Tag als Einheit funktionierte. Doch Fußball wäre nicht Fußball, wenn man nicht doch einzelne Spieler genauer unter die Lupe nehmen dürfte: Da wäre unter anderem Jan Löhmannsröben, der zu Saisonbeginn mit übergewichtigen Pfunden zu kämpfen hatte und von Frontzeck in die Oberligamannschaft degradiert wurde. Löh biss sich rein, kämpfe sich zurück und eroberte sich am am 05. Spieltag seinen Stammplatz. Mit seinen 186 Zentimetern räumt er jedes Kopfballduell ab, er lässt sich immer wieder geschickt zwischen beide Innenverteidiger fallen, um sich am Spielaufbau zu beteiligen. Und nicht zu unterschätzen sind seine langen Diagonalbälle, die die meisten Verteidiger aus Liga 3 zum Schwitzen bringen. Löh – endlich ein 6er, den man beim FCK lange vermisst hat.
Da wäre aber noch mindestens ein junger Spieler zu nennen, der die Verletzungspause des Captains Florian Dick nutze und sich mit seiner Schnelligkeit rasend schnell in die Startelf spielte. Dominik Schad stand nun vier Mal hintereinander auf dem Feld und glänzt bisher mit sauberem defensiven Stellungsspiel und schnellen Offensivläufen im rechten Mittelfeld.
Zum Abschluss noch ein paar aufmunternde Worte zu Timmy Thiele. Im Jahr 2010 wechselte für 4.5 Millionen Euro ein gewisser Robert Lewandowski zu Borussia Dortmund. Nach größeren Startschwierigkeiten und zahlreichen versiebten Torchancen hätte manch ein Borusse Lewandowski gern dorthin geschickt, wo er hergekommen ist. Auch wenn Thiele bisher das gern genannte Torjäger-Gen abgegangen ist, er stellt sich vor allem mit seiner läuferischen Leistung in den Dienst der Mannschaft und agiert geschickt als Vorbereiter, dafür sprechen auch seine inzwischen vier Torvorlagen. Ihm fehlen derzeit das nötige Quäntchen Glück und die Leichtigkeit vor dem Tor, doch sollte früher oder später der Knoten platzen, dürfen wir uns hoffentlich auf eine gewaltige Explosion freuen.
Genug der Worte! Der FCK ist wieder da! Packen wir den Aufwärtstrend gemeinsam an. Tabellenspitze, wir kommen!
Quelle: Treffpunkt Betze
Quelle: Treffpunkt Betze