Es war gewiss kein Spiel wie jedes andere. Als der 1. FC Kaiserslautern am Samstagabend den Hamburger SV empfängt, ist schon vor dem Spiel klar, dass es an jenem Abend um mehr geht als um ein gewöhnliches Zweitligaspiel. Dass der FCK dann auch noch eine seiner besten Saisonleistungen abliefert und den HSV mit 2:0 nach Hause schickt, setzt der Partie die Krone auf. „Es war ein ganz besonderer Abend, in einer besonderen Atmosphäre. Daran denkst du nach dem Karriereende zurück“, äußerte FCK-Torwart Andi Luthe in der Nachbetrachtung. Trainer Dirk Schuster zeigte sich ähnlich beeindruckt: „50.000 Zuschauer, eine Weltklasse-Choreographie über das halbe Stadion, das war ein Gänsehautmoment“. Die Choreographie, die ganz im Zeichen des Traditionsduells stand und den Titel "1. Fußballclub Kaiserslautern - Ein Verein voller Geschichte und Legenden" trug, erstreckte sich über die Westkurve und Südtribüne. „Wir haben auf der Bank gedacht: Mein Gott, was geht da ab“, sagte Torschütze Aaron Opoku nach dem Spiel. Da das gesamte Spiel als Traditionsspiel deklariert war, gab es von der aktiven Fanszene vorbereitet entsprechende Schals und Ticketdesigns - und auch Jean Zimmer trug eine spezielle Kapitänsbinde mit dem alten Vereinslogo.
Schusters Joker stechen
Der eine oder andere Fan und Stadionzuschauer mag sich gewundert haben, als er auf dem Spielberichtsbogen vergeblich nach Terrence Boyd in der Startelf suchte. Nach zuletzt wenig überzeugenden Leistungen hatte sich Dirk Schuster für Nicolas de Preville und gegen den FCK-Torschützenkönig entschieden, der die Entscheidung professionell nahm. „Natürlich bist du unzufrieden und es tut weh (...). Aber ich habe es trotzdem respektiert. Ich bin ja keine 17 mehr.“ Die beste Antwort gab er dann auf dem Platz, als er sechs Minuten nach seiner Einwechslung das 1:0 erzielte. „Im Endeffekt war es die richtige Entscheidung, weil ich dann mit dieser Gier und Galligkeit auf den Platz kam, die in den letzten Wochen nicht vorhanden war.“ Auch der Torschütze zum 2:0, Aaron Opoku, schrieb an diesem Abend seine eigene Geschichte. Im Sommer vom Hamburger SV an den FCK verkauft, drückte er 32 Sekunden nach seiner Einwechslung den Ball nach Vorlage von Philipp Hercher mit seinem ersten Ballkontakt über die Linie. „Die Jungs haben schon unter der Woche gesagt, dass du irgendwie treffen wirst und ich habe auch daran geglaubt. Wurde ja auch mal wieder Zeit und es war einfach nur geil." Mit diesen beiden Toren erhöhten die Roten Teufel ihre Jokerquote auf 15 Treffer. Das ist nicht nur Ligaspitze, sondern auch jetzt schon ein eingestellter Ligarekord.
Dem ein oder anderen eine mitgeben
Wie Enthüllungsjournalist Thorsten Matuschka nach dem Spiel verriet, haben sich die Lautrer nach dem Erreichen der 40-Punkte-Marke ein neues Ziel gesetzt. Ein Plakat mit einer großen 50 wurde von allen Spielern unterschrieben. Neben dem sportlichen Ehrgeiz gibt es laut FCK-Kapitän Jean Zimmer aber noch einen weiteren Anreiz. „Wir haben sehr viele Gegner, bei denen es noch um etwas geht und denen wir eine mitgeben möchten.“ Es geht aber auch darum, den FCK-Fans etwas zurückzugeben. „Unser Ziel ist es, so viele Punkte wie möglich zu sammeln, um unsere Fans dafür zu belohnen, was hier Woche für Woche passiert.“
Revanche für das Hinspiel
Mit dem Heimsieg gegen den HSV ist der 1. FC Kaiserslautern nun seit Oktober 2022 zu Hause ungeschlagen. Die letzte Niederlage setzte es gegen Jahn Regensburg. Das ist gleichzeitig der nächste Gegner der Lautrer. Am Sonntag (13.30 Uhr) sind die Pfälzer zu Gast in Regensburg und wollen sich nicht nur für die Niederlage aus der Hinrunde revanchieren, sondern auch die Auswärtskrise der letzten Wochen beenden. Seit fünf Spielen wartet Schusters Mannschaft auf einen Punktgewinn mit Torbeteiligung. Das muss auch ohne Terrence Boyd gelingen, denn der Torjäger sah gegen den HSV seine fünfte gelbe Karte.
Quelle: Treffpunkt Betze