Kaderanalyse (1/2): Luthe und Kraus stechen hervor

Foto: Imago Images / Zink

Während die Profis des 1. FC Kaiserslautern zumindest bis zum 19. Jun im Urlaub verweilen, arbeiten FCK-Cheftrainer Dirk Schuster und Geschäftsführer Thomas Hengen währenddessen an einem schlagfertigen Kader für die kommende Spielzeit. Die Marschrichtung dabei ist noch nicht endgültig definiert. Es wird darauf ankommen, welche Spielsysteme das Trainerteam bevorzugen wird. Nach derzeitigem Stand liegt der Fokus aber vor allem auf einem Außenverteidiger, einem Sechser und einem Konkurrenten für Terrence Boyd. Wo gibt es noch Verbesserungsbedarf? In unserer detaillierten Analyse haben wir den Kader mit all seinen Stärken und Schwächen unter die Lupe genommen.


Die Torhüter: Luthes „ansteckende“ Ruhe


1. Andreas Luthe (31 Einsätze)

Mit dem 35-jährigen Neuzugang kehrte von der ersten Minute der Saison an Souveränität und Sicherheit ins Tor des FCK zurück. Mit starken Paraden und toller Strafraumbeherrschung brachte der ehemaliger Unioner eine wohltuende Ruhe ins Lautrer Defensivspiel. Einziger Kritikpunkt ist die Anzahl an Bällen, die er nach vorne abprallen ließ und damit den Gegnern mehrere hochkarätige Chancen und Gegentore ermöglichte. Insgesamt eine bärenstarke Saison des Routiniers.

  • Ausblick: Luthe sollte auch in der kommenden Saison die Nummer 1 bleiben
  • TB-Note: 2,0


2. Avdo Spahic (3 Einsätze)

Bilder von einem schlecht gelaunten Avdo Spahic scheint es nicht zu geben. Das ist für einen Ersatztorhüter wahrlich nicht selbstverständlich. Drei Spiele absolvierte der Deutsch-Bosnier in der abgelaufenen Saison und wusste dabei zu überzeugen. Was ihm jedoch zum Stammtorhüter fehlt, ist die Strafraumbeherrschung. Bei Eckbällen steht Spahic oft auf der Torlinie und lässt viel zu viele hohe Bälle durch den Fünfmeterraum passieren.

  • Ausblick: Während der Saison verlängerte Spahic seinen Vertrag. Für einen Stammplatz sollte es selbst bei einem Abgang Luthes nicht reichen.
  • TB-Note: Ohne Bewertung


3. Julian Krahl (1 Einsatz)

Lediglich beim 3:3 in Nürnberg kam der Neuzugang von Viktoria Berlin zum Einsatz und konnte an den Gegentreffern wenig ausrichten. Während der Torhüter in der vorletzten Saison in Berlin noch 26 Drittliga-Einsätze absolvierte, kam er in der Spielzeit 2022/23 fast ausschließlich in der Oberliga zum Einsatz. Krahl kann mit seiner Situation nicht zufrieden sein.

  • Ausblick: Ob es aus Vereinssicht Sinn macht, mit Krahl als dritten Torwart in die neue Saison zu gehen, hängt auch von seiner Vertragslänge ab, die nicht offiziell bekannt ist.
  • TB-Note: Ohne Bewertung


Abwehr: Wieder mal führt kein Weg an Kraus vorbei


4. Kevin Kraus (25 Einsätze, 4 Tore, 2 Assists)

The same procedure as every year: Der Innenverteidiger ging mit eher mäßigen Aussichten auf einen Stammplatz in die Saison und blieb fortan als Abwehrchef gesetzt. Seine fehlende Schnelligkeit machte der 30-Jährige mit gutem Stellungsspiel wett, das defensive Spielsystem unter Dirk Schuster kam ihm entgegen. Mit seinem überragenden Kopfballspiel war der 1,90 Meter große Aushilfskapitän hinten eine Bank und vorne bei Standards immer für ein Tor gut. Durch seine Verletzung ab dem 30. Spieltag wirkte die Abwehr gegen Ende der Saison oft unsortiert.

  • Ausblick: Auch in der neuen Spielzeit sollte ein Oberlippenbart in der Lautrer Innenverteidigung zu finden sein. Eine dauerhafte Umstellung auf Dreierkette würde Kraus' Chancen zusätzlich erhöhen.
  • TB-Note: 2,5


5. Robin Bormuth (21 Einsätze, 0 Tore, 0 Assists)

Erst ab dem 6. Spieltag stand der Neuzugang in Diensten der Roten Teufel. Mit seiner robusten Spielweise brachte die Paderborner Leihgabe viel Physis in die Lautrer Defensive. Grundsätzlich hätte der 27-Jährige durchaus das Zeug zum Abwehrchef gehabt. Allerdings ließ er sich mehrfach zu leicht ausspielen und hatte zu viele Fehler in seinem Spiel. Insgesamt blieb Bormuth unter seinen Möglichkeiten.

  • Ausblick: Zunächst kehrt Bormuth nach Paderborn zurück. Eine Rückkehr zum Betzenberg ist nicht ausgeschlossen. Sie ist durch die Verpflichtung von Jan Elvedi allerdings auch ein Stück unwahrscheinlicher geworden.
  • TB-Note: 3,5


6. Boris Tomiak (33 Einsätze, 3 Tore, 2 Assists)

Erst in der vorletzten Saison debütierte der Innenverteidiger in der 3. Liga, um in der abgelaufenen Spielzeit seine Zweitligatauglichkeit unter Beweis zu stellen. Während Abwehrchef Kraus der eher stille Organisator der Defensive ist, gibt Tomiak den körperbetont spielenden „Aggressive Leader“. Dass Stellungsfehler oder leichte Ballverluste in Liga zwei deutlich schneller bestraft werden, musste er mehrfach am eigenen Leib erfahren. Auf der anderen Seite lieferte er aber auch bärenstarke Spiele ab und war auch im gegnerischen Strafraum gefährlich.

  • Ausblick: Die Entwicklung des 24-Jährigen ist längst noch nicht abgeschlossen. Der gebürtige Essener sollte weiterhin gesetzt sein.
  • TB-Note: 3,5


7. Erik Durm (27 Einsätze, 0 Tore, 1 Assist)

Viel Licht und viel Schatten zeigte der Neuzugang aus Frankfurt in der abgelaufenen Saison. Laufstark, defensiv solide, aber mit zu vielen, oft einfachen Fehlern, präsentierte sich der Außenverteidiger inkonstant und stand in der Rückrunde nur noch selten in der Startelf. Angesichts seiner internationalen Erfahrung mit Dortmund und Frankfurt waren seine Leistungen auf dem Betzenberg insgesamt etwas enttäuschend.

  • Ausblick: Der gebürtige Pirmasenser muss sich schon gewaltig steigern, wenn er auf einer der beiden Abwehrseiten mehr als nur Ersatz sein will.
  • TB-Note: 4,0


8. Jean Zimmer (32 Einsätze, 0 Tore, 2 Assists)

Das Lauterer Urgestein musste in der vergangenen Saison viel Kritik einstecken, die nur zum Teil gerechtfertigt war. Während er seine Gegenspieler recht gut im Griff hatte, haderte der Kapitän eher mit seinem Passspiel. Im Laufe der Rückrunde konnte er seine Fehlerquote in den unbedenklichen Bereich senken. Auf der Habenseite stehen sein unbändiger Einsatz für die Mannschaft, seine Führungsqualitäten und seine Physis. In mehreren Spielen wurde bei ihm der schnellste Sprint aller anwesenden Spieler gemessen.

  • Ausblick: Sollte Zimmer fit in die Saison gehen, ist er auf der rechten Seite gesetzt und sollte mit seinen Leistungen an seine Rückkehr in der Rückrunde 2021 anknüpfen können.
  • TB-Note: 3,5


9. Hendrick Zuck (27 Einsätze, 0 Tore, 4 Assists)

Nahezu konkurrenzlos agierte der 32-Jährige auf der linken Verteidigerposition. Es gab auch wenig Gründe ihn zu ersetzen, da der Saarländer seine Schnelligkeitsdefizite durch gutes Stellungsspiel oftmals kaschieren konnte. Mit seiner Passsicherheit war er eine Konstante im Aufbauspiel und steuerte zudem gefährliche Standards bei.

  • Ausblick: In der neuen Saison sollte Zuck wieder Konkurrenz auf seiner Seite bekommen. Gerade wenn Geschwindigkeit auf der linken Außenbahn gefordert ist, stößt der gebürtige Püttlinger an seine Grenzen.
  • TB-Note: 3,5


10. Lars Bünning (4 Einsätze, 0 Tore, 0 Assists)

Der Neuzugang vom SV Meppen kam an den ersten 31 Spieltagen nur zu einem einzigen Kurzeinsatz, ehe er in den letzten drei Partien zweimal über die volle Distanz ran durfte. Dabei wusste der 25-Jährige durchaus zu überzeugen. Zuletzt brachten ihn Medien mit Preußen Münster in Verbindung. Das wäre überraschend, da Bünning zuletzt sehr solide agierte und zudem der einzige Linksfuß unter den Lautrer Innenverteidigern ist.

  • Ausblick: Sportlich sollte Bünning in der kommenden Saison deutlich bessere Chancen auf mehr Spielzeit haben. Ihn vorzeitig abzugeben, wäre angesichts seiner Leistungen in den letzten drei Partien keine gute Idee.
  • TB-Note: Ohne Bewertung


11. Philipp Hercher (28 Einsätze, 5 Tore, 2 Assists)

Von der Bank kommend überragend, in der Startelf eher mäßig“, so könnte man die Saison des Außenspielers zusammenfassen. Immer wieder wurde der 27-Jährige von Leistenproblemen zurückgeworfen. Bei seinen neun Startelfeinsätzen spielte er oft unauffällig und konnte sich so nie einen Stammplatz erkämpfen. Dafür war er als Einwechselspieler eine echte Waffe: Bei seinen 19 Einwechslungen gelangen ihm drei Tore und zwei Vorlagen, darunter der Ausgleich in der Nachspielzeit gegen Heidenheim und das 3:1 in Hannover nach einem Sprint über den halben Platz.

  • Ausblick: Wenn er fit in die neue Saison geht, könnte er für das Team wieder ein wichtiger Spieler werden.
  • TB-Note: 3,5


Defensives Mittelfeld: Noch reichlich Luft nach oben


12. Julian Niehues (29 Einsätze, 2 Tore, 0 Assists)

Zur Überraschung aller stand der 22-Jährige von Saisonbeginn an in der Startelf. Grund dafür war das Anforderungsprofil von Trainer Schuster, der neben „Techniker“ Marlon Ritter einen kopfballstarken Spieler auf der Doppelsechs suchte. Nach einem holprigen Start - am zweiten Spieltag in Kiel erzielte sein Gegenüber Fabian Reese beide Treffer - fand der Münsteraner in seine Rolle. Er spielte solide, ohne zu glänzen. Trotz seiner Körpergröße von 1,95 Meter ist der Kopfball nicht die Paradedisziplin des Mittelfeldspielers - auch Torabschlüsse blieben Mangelware. Allerdings muss man auch Niehues' Entwicklung betrachten: 2020/21 spielte er noch für Mönchengladbach II in der Regionalliga, 2021/22 war er Ersatzspieler beim FCK in der 3. Liga, 2022/23 dann Stammspieler in der 3. Der Trend stimmt absolut.

  • Ausblick: In der neuen Saison könnte die Luft auf der Sechserposition dünner werden. Aktuell wird hier ein Neuzugang gesucht. Schreitet Niehues' persönliche Entwicklung im Maß der letzten Jahre voran, wird er seinen Stammplatz verteidigen.
  • TB-Note: 3,5


13. Nicolai Rapp (12 Einsätze, 0 Tore, 0 Assists)

In der Winterpause wurde der gebürtige Heidelberger vom SV Werder Bremen ausgeliehen. Der ambivalente Defensivspieler kam sowohl in der Innenverteidigung als auch auf der Sechserposition zum Einsatz. Doch auch verletzungsbedingt fand der 26-Jährige nie zu seiner 100-prozentigen Form. Für einen Spieler seines Formats waren die Leistungen im FCK-Trikot eher enttäuschend.

  • Ausblick: Rapp wird zunächst zum SV Werder zurückkehren. Eine Weiterbeschäftigung am Betzenberg ist beinahe ausgeschlossen.
  • TB-Note: 4,0


14. Hikmet Ciftci (13 Einsätze, 0 Tore, 0 Assists)

Der 25-Jährige war nicht der kopfballstarke Mittelfeldspieler, den Dirk Schuster neben Marlon Ritter für sein System brauchte. Deshalb verließ der Deutsch-Türke den FCK in der Winterpause in Richtung der zweiten türkischen Liga.

  • Ausblick: Offiziell wird Ciftci zunächst auf den Betzenberg zurückkehren, sich dann aber wohl einen neuen Verein suchen, da er bei Schuster kaum eine Chance auf Einsätze haben wird.
  • TB-Note: Ohne Bewertung


15. Aaron Basenach (1 Einsatz, 0 Tore, 0 Assists)

Der 20-Jährige stand lediglich beim Hinspiel im Fürth für 16 Minuten auf dem Feld und spielte ansonsten im Oberligateam des FCK. Das Lautrer Eigengewächs, das seit seinem elften Lebensjahr für die Roten Teufel spielt, hätte sicherlich mehr Einsatzzeiten verdient gehabt, fiel aber gegen Ende der Rückrunde mit Knieproblemen aus.

  • Ausblick: Ein „kopfballstarker Sechser“ könnte das Anforderungsprofil sein, welches Basenach erfüllt. Allerdings wird die Konkurrenz mit Niehues und wohl auch einem Neuzugang bereitstehen.
  • TB-Note: Ohne Bewertung


Fazit: Die Lautrer Defensive zeigte sich beinahe über die komplette Saison überaus sattelfest und diszipliniert. Gerade die Routiniers waren hier die Erfolgsgaranten. Topteams wie der HSV, Heidenheim oder Paderborn vermochten sich kaum sich Großchancen zu erspielen. Man könnte auch sagen: „Routine schlägt Geschwindigkeit“. Im morgigen zweiten Teil unserer ausführlichen Kaderanalyse blickt Armin auf die Offensivreihen: Von Ritter über Klement bis Boyd.


Quelle: Treffpunkt Betze


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