Kaderanalyse (2/2): Offensiver Durchschnitt - Boyd konkurrenzlos

Foto: Imago Images / Eibner

Im ersten Teil unserer Kaderbewertung lag der Fokus auf den Defensivreihen des 1. FC Kaiserlautern. Im zweiten Teil nehmen wir die Offensivreihen der Roten Teufel unter die Lupe. Mit 47 Saisontreffern pendelt sich der FCK auf Rang 12 ein. Gleichzeitig erzielten die Lautrer 16 Jokertore nach Einwechslungen - auch bei den meisten Toren in der Schlussviertelstunde lag die Pfälzer Offensive ganz weit vorne. Die Ergebniskrise in der Rückrunde lässt sich vor allem auf zwei Leistungsträger zurückführen, die nicht an ihre überragende Form der Hinrunde anknüpfen konnten. Insbesondere im Sturmzentrum hat sich keine Konkurrenzsituation entwickelt. Dementsprechend zeichnet sich ab, dass vor allem in der Sturmspitze Alternativen geschaffen werden müssen.


Mittelfeld: Zu wenig Konstanz nach überragender Hinrunde


1. Philipp Klement (24 Einsätze, 3 Tore, 6 Assists)

Erst am sechsten Spieltag kam der Neuzugang vom VfB Stuttgart zum Betzenberg, wo er beim 4:4 gegen Magdeburg gleich zwei Torvorlagen beisteuerte. Das Alleinstellungsmerkmal des 30-Jährigen: Der Ball klebte ihm förmlich am Fuß. Selbst wenn er von zwei Gegenspielern attackiert wurde, fand Klement fast immer eine Lösung mit dem Ball. Zudem trat er gefährliche Standards und erzielte ein Elfmetertor. Trotzdem fand sich der gebürtige Ludwigshafener zwischenzeitlich auf der Bank wieder und deutete an, dass er im defensiven „Schuster-System“ einen schweren Stand habe. In den letzten drei Saisonspielen stand der Spielgestalter wieder jeweils 90 Minuten auf dem Platz und lieferte dabei ordentliche Leistungen ab. Kritisch anzumerken ist, dass ein Spieler mit seinen Fähigkeiten einfach mehr Tore schießen sollte.

  • Ausblick: Sportlich sollte Klement auch für die kommende Saison gesetzt sein. Sollte es tatsächlich ein angespanntes Verhältnis zu Trainer Dirk Schuster bzw. dessen Spielsystem geben, könnten die Zeichen auch auf Trennung stehen.
  • TB-Note: 3,5


2. Kenny-Prince Redondo (28 Einsätze, 5 Tore, 5 Assists)

Mit fünf Treffern und vier Assists präsentierte sich der 28-jährige in der Hinrunde so effektiv wie selten. Leider wurde er in der Rückrunde immer wieder von Verletzungen ausgebremst und kam kaum über Kurzeinsätze hinaus. Woran „Prince“ noch arbeiten muss, ist die aktive Teilnahme am Spielgeschehen über volle 90 Minuten. Hier nahm er sich auch in der vergangenen Saison zu viele Auszeiten und traf viele falsche Entscheidungen mit dem Ball.

  • Ausblick: Wenn der gebürtige Münchner weiter an seinen Schwächen arbeitet und leistungsmäßig an die Hinrunde der vergangenen Spielzeit anknüpfen kann, sollte der FCK auch zukünftig viel Freude an dem pfeilschnellen Offensivspieler haben.
  • TB-Note: 3,5


3. Marlon Ritter (30 Einsätze, 0 Tore, 6 Assists)

Wie die gesamte Mannschaft spielte der „kreative Sechser“ eine absolute Top-Hinrunde. In seiner Rolle als ballsicherer Antreiber im defensiven Mittelfeld war der „King of Trashtalk“ immer für einen genialen Pass gut, erzielte im Pokal gegen Freiburg ein sensationelles 50-Meter-Tor, arbeitete aber auch konstant gut nach hinten. In der Rückrunde lief es für den Ex-Paderborner nicht mehr rund und er blieb ohne Scorerpunkt.

  • Ausblick: Ritter wird auch nächste Saison im defensiven Mittelfeld gesetzt sein.
  • TB-Note: 3,0


4. Nicolas de Préville (10 Einsätze, 1 Tor, 0 Assists)

Keiner im Kader der Lautrer verfügt über so viel Erfahrung auf höchstem Niveau wie der Franzose, der in der französischen Ligue 1 in 273 Spielen 51 Tore erzielte. Auf den Betzenberg kam der zuvor vereinslose Spieler nach der Winterpause mit einem erheblichen Fitnessrückstand. In Kurzeinsätzen konnte der 32-Jährige bereits andeuten, was für ein außergewöhnlicher Fußballer in ihm steckt, doch Krankheiten und Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück. De Preville kann in der Offensive jede Position spielen, sieht sich aber am liebsten auf der Zehnerposition. Letztere Position dürfte mit Klement bereits besetzt sein.

  • Ausblick: Sportlich wäre Nicolas de Préville für die zweite Liga eine absolute Granate. Auf der anderen Seite gilt er als verletzungsanfällig, ist 32 Jahre als und sein Gehalt wird sicher kein „Schnäppchen“ sein. Eine Trennung ist daher sehr wahrscheinlich.
  • TB-Note: Ohne Bewertung


5. Mike Wunderlich (15 Einsätze, 4 Tore, 1 Assist)

Es war nicht unbedingt zu erwarten, dass der Mittelfeld-Routinier in der 2. Bundesliga eine ähnlich starke Leistung zeigen würde wie in Liga drei, doch allein in den ersten acht Spielen gingen vier Tore auf das Konto des Kölners. Wunderlichs Abschied auf Raten begann mit der Verpflichtung von Philipp Klement. Im direkten Vergleich erwies sich „Magic Mike“ als der torgefährlichere Akteur, konnte aber mit der Ballsicherheit Klements nicht mithalten. Nur einmal versuchte es Trainer Dirk Schuster mit beiden Kreativköpfen gleichzeitig, dann war der Platz in der Startelf an Klement vergeben. Mit der Reservistenrolle wollte sich der 37-Jährige nicht zufrieden geben und wechselte in der Winterpause zu seinem Heimatverein Viktoria Köln.

  • TB-Note: 3,5


6. René Klingenburg (1 Einsatz, 0 Tore, 0 Assists)

René Klingenburg kam in der abgelaufenen Saison nur auf eine Einsatzminute. Warum er in der Winterpause seine Zelte beim FCK abbrach, verriet er auf Treffpunkt Betze im Interview.

  • TB-Note: Ohne Bewertung


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Angriff: Keinerlei Konkurrenz für Terrence Boyd


7. Terrence Boyd (33 Einsätze, 13 Tore, 3 Assists)

Vielleicht steht die Leistungskurve des Mittelstürmers sinnbildlich für die gesamte Mannschaft: Der 32-Jährige spielte eine fantastische Hinrunde, in der ihm acht Tore und zwei Vorlagen gelangen. In der Rückrunde schienen sich die gegnerischen Mannschaften besser auf den FCK-Fußball eingestellt zu haben. Boyd wurde nun häufig gedoppelt und so vom Gegner aus dem Spiel genommen. Die Schwächephase des US-Amerikaners gipfelte darin, dass er gegen den HSV nur auf der Bank saß. Bei seiner Einwechslung erlebte der Betzenberg den ansonsten stets positiven und gut gelaunten Torjäger zum ersten Mal anders: Mit unglaublich schlechter Laune lief der Publikumsliebling aufs Feld, grätschte zunächst jeden Gegenspieler um, der sich ihm in den Weg stellte - und erzielte wenig später das 1:0. Seine Botschaft: Einen Boyd setzt man nicht auf die Bank.

  • Ausblick: Die Abhängigkeit von Terrence Boyd war in der abgelaufenen Saison deutlich zu groß. Für die kommende Saison muss der Verein einen Mittelstürmer präsentieren, der im Idealfall sowohl neben als auch anstelle der gebürtigen Bremers spielen kann. Wenn Boyd sich so präsentiert wie in der letzten Vorrunde, wird er auch weiterhin gesetzt sein.
  • TB-Note: 3,0


8. Lex-Tyger Lobinger (29 Einsätze 2 Tore, 2 Assists)

Der Mittelstürmer wurde rekordverdächtige 27 Mal eingewechselt, konnte dabei aber nur selten überzeugen. Der gebürtige Bonner brachte zwar viel Physis und Schnelligkeit auf den Platz, wusste diese aber oft nicht richtig zu dosieren. „Vorne die Bälle festmachen“, die Kernkompetenz seines Sturmkollegen Terrence Boyd, ging ihm leider völlig ab - und auch Kombinationsfußball ist nicht sein Ding.

  • Ausblick: Boyd braucht dringend einen Sturmpartner bzw. ein annähernd gleichstarkes Back-up. Lobinger kann beides nicht erfüllen. Eine Trennung wäre daher für beide Seiten die beste Lösung.
  • TB-Note: 5,0


9. Daniel Hanslik (27 Tore, 3 Tore, 0 Asssits)

Man muss den 26-Jährigen live im Stadion gesehen haben, um zu begreifen, was er für die Mannschaft leistet: Ein enormes Laufpensum und viele kraftraubende Sprints, um den ballführenden Gegenspieler zu attackieren. Doch trotz dreier entscheidender Tore war es keine überragende Saison für den Offensiv-Allrounder. Dazu fehlte ihm einfach die Konstanz. Das lag nur zum Teil daran, dass er im Laufe der Saison sechs verschiedene Positionen bekleidete - in der Rückrunde beim KSC sogar im defensiven Mittelfeld. Letztlich folgte bei ihm auf jedes starke Spiel ein eher schwaches.

  • Ausblick: Hanslik muss unbedingt konstanter werden, um sich einen Stammplatz zu erkämpfen. Die Frage ist nur, auf welcher Position? Seine Vielseitigkeit ist für den ehemaligen Kieler Fluch und Segen zugleich.
  • TB-Note: 3,5


10. Aaron Opoku (20 Einsätze, 2 Tore, 4 Assists)

Bevor der Hamburger Jung für die Roten Teufel auflaufen durfte, musste er noch eine fünfwöchige Rotsperre absitzen und sich dann über Kurzeinsätze ins Team spielen. Wie viele seiner Teamkollegen konnte auch der 24-Jährige in der Rückrunde keine konstante Leistung abrufen. Dennoch lieferte er mitunter Szenen ab, wie sie kaum ein anderer Zweitligaspieler zu zeigen vermag. Egal, ob ein oder zwei Gegenspieler vor ihm standen: Wenn Opoku den Ball am Fuß hatte, brannte es lichterloh in der gegnerischen Abwehr. Selten gab es auf dem Betzenberg einen Spieler, der seine Gegenspieler so leichtfüßig austanzte. Natürlich ist diese Spielweise riskant und damit auch fehleranfällig, andererseits könnte der Neuzugang vom HSV in Zukunft eine echte Waffe für den FCK werden.

  • Ausblick: Opokus erstes Jahr beim FCK ist gut gelaufen. Trotzdem hat er noch viel Luft nach oben. Wenn er eine Saison lang konstant das spielt, was er kann, führt sein Weg unweigerlich in die Bundesliga.
  • TB-Note: 3,0


11. Ben Zolinski (14 Einsätze, 0 Tore, 0 Assists)

Es war einfach nicht seine Saison. Zum Saisonauftakt gegen Hannover zog sich der 31-Jährige bereits nach einer halben Stunde eine Kniescheibenbruch zu, womit die Hinrunde für ihn beendet war. In der Rückrunde fand der Neuzugang aus Aue nie richtig in die Spur, so dass nur der starke Auftritt gegen den HSV positiv in Erinnerung bleibt.

  • Ausblick: Dirk Schuster kennt Zolinski noch aus besseren Zeiten und hat ihn zum FCK gelotst. Gut möglich, dass der spielstarke Offensivmann in der kommenden Saison wieder an der Seite von Terrence Boyd oder auf den Flügeln stürmen wird.
  • TB-Note: 4,5


12. Angelos Stavridis (1 Einsatz, 0 Tore, 0 Assists)

Im Trainingslager vor Saisonbeginn schien Gekas noch eine ernsthafte Alternative für den Zweitligakader zu sein, bis ihm ein Knöchelbruch einen Strich durch die Rechnung machte. Von da an kam er nur noch in der Oberliga zum Einsatz, wo er in 16 Spielen 12 Tore und 5 Vorlagen beisteuerte. Gegen Fortuna Düsseldorf durfte der 19-Jährige schließlich seine ersten Zweitliga-Minuten absolvieren.

  • Ausblick: Es bleibt zu hoffen, dass Gekas in der kommenden Saison verletzungsfrei bleibt. Ein unbekümmerter Spieler in seinem Alter würde dem Kader gut tun.
  • TB-Note: Ohne Bewertung

Quelle: Treffpunkt Betze


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