Karl-Heinz Feldkamp: „Beim FCK passte es immer perfekt zusammen“
- Dirk
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Karl-Heinz Feldkamp ist zweifellos ein großer Name auf dem Lautrer Betzenberg. Der gebürtige Oberhausener formte die Roten Teufel Ende der 70er und zu Beginn der glorreichen 90er Jahre zu einer Spitzenmannschaft der Fußball-Bundesliga. Unvergessen sind der DFB-Pokalsieg 1990 und die deutsche Meisterschaft 1991, die unter seiner Regie errungen wurden. Auf seinen Stationen in Deutschland, der Türkei und Ägypten feierte „Kalli“ insgesamt fünf nationale Pokalsiege und drei Meisterschaften - eine Bilanz, die nur wenige deutsche Trainer vorweisen können. Heute lebt der „graue Fuchs“ mit seiner Frau Helma in Spanien und Deutschland.
„Der Pokalsieg mit dem FCK war ein fantastisches Erlebnis“
Treffpunkt Betze: Hallo Herr Feldkamp, Sie sind zweifacher Rekordtrainer in der Geschichte des DFB-Pokals. Kein anderer Trainer konnte mit drei verschiedenen Vereinen den Pokal gewinnen und kein anderer Trainer schaffte drei Pokalsiege in fünf Jahren. Welcher der drei Pokalsiege mit Uerdingen, Frankfurt und dem FCK ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Karl-Heinz Feldkamp: Unabhängig davon, dass ihr eine Fan-Plattform des 1. FC Kaiserslautern seid, würde ich da tatsächlich den Pokalsieg mit dem FCK hervorheben wollen. Dieser Erfolg war ein fantastisches Erlebnis. Man muss ja mal überlegen, dass wir in der damals gerade erst beendeten Saison bis zum Schluss um den Klassenerhalt kämpfen mussten und nur eine Woche später wurden wir in Berlin in einem denkwürdigen Finale gegen Werder Bremen Pokalsieger. Ich bin davon überzeugt, dass wir als Absteiger das Endspiel nicht gewonnen hätten. So startete eine unglaubliche Entwicklung der Mannschaft, die ein Jahr später in dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft gipfelte.
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„Einfach nur eine Ehrenkarte für die Nordtribüne abgreifen, wollte ich auch nicht“
Treffpunkt Betze: Beim 1. FC Kaiserslautern gelang es Ihnen zweimal, aus einer grauen Bundesliga-Maus eine Spitzenmannschaft zu formen. In Ihre erste Amtszeit fielen zwei für damalige Verhältnisse sensationelle dritte und vierte Plätze in der Bundesliga, in Ihrer zweiten Amtszeit retteten Sie die Roten Teufel zunächst vor dem Abstieg, gewannen im selben Jahr den Pokal und feierten ein Jahr später die Meisterschaft. Warum hat es für Sie beim FCK immer so perfekt gepasst?
Karl-Heinz Feldkamp: (lacht) Das kann ich, um ehrlich zu sein, gar nicht so genau sagen. Nationale Erfolge hatte ich zu dieser Zeit ja auch bei anderen Vereinen, aber beim FCK passte es einfach immer irgendwie sehr gut zusammen. Kaiserslautern war 1978 meine erste Bundesligastation und für meine weitere Laufbahn auch irgendwo prägend. Ich hatte das große Glück, dass mein Vorgänger Erich Ribbeck das Grundgerüst einer Mannschaft zusammengestellt hatte, die über ein hohes Potenzial verfügte, wodurch eins zum anderen kam.
Bei meiner Rückkehr 1990 verhielten sich die Dinge jedoch anders. Ich musste feststellen, dass weder in der Stadt Kaiserslautern noch am Betzenberg irgendeine Entwicklung stattgefunden hat. Die Substanz etwas zu erreichen, war immer da. Man schaute damals aber immer nur nach Köln, Frankfurt oder München, ohne die Dinge selbst wirklich in die Hand zu nehmen. Mein erster Eindruck war damals so enttäuschend, dass ich zu meiner Frau am Telefon sagte: "Hier bewegt sich so wenig, da fliege ich lieber wieder zurück nach Ägypten". Aber einfach nur eine Ehrenkarte für die Nordtribüne abgreifen, wollte ich auch nicht. Weil es mir schon immer zu wenig war, nur darauf zu schauen, was andere machen, blieb ich hier und wir packten es gemeinsam an.
„Ohne Ausstrahlung hast du keinen Erfolg“
Treffpunkt Betze: Bis kurz vor Ihrem 75. Geburtstag waren Sie im Profifußball tätig. Zuletzt als Technischer Direktor bei Galatasaray Istanbul, wo Sie sich im Mai 2009 zurückzogen. Gibt es auch heute noch Momente, in denen der alte Stratege in Ihnen zum Vorschein kommt und Sie das Gefühl haben, den einen oder anderen Tipp geben zu können?
Karl-Heinz Feldkamp: Der Fußball hat sich in den letzten Jahren rasend schnell entwickelt. Die Zeiten, in denen Spieler aus Vereinsliebe ihrem Club jahrelang die Treue hielten, sind größtenteils vorbei. Der Fußball ist mittlerweile ein Wirtschaftszweig geworden, in dem es um sehr viel Geld geht. Verwerflich ist an dieser Entwicklung aus meiner Sicht nichts. Es ist nicht mehr als das marktwirtschaftliche Gesetz von Angebot und Nachfrage. Wenn ein Verein durch exorbitant gestiegene Einnahmen einem Spieler einen sehr hoch dotierten Vertrag anbietet und dieser einschlägt, ist das doch der normalste Vorgang der Welt. Was wir darüber hinaus aber vergessen, ist die Qualität auf allen Ebenen hochzuhalten.
Nehmen wir als Beispiel doch einmal die deutsche Nationalmannschaft. Ich denke, ich kann glaubhaft versichern, dass ich mit 89 Jahren keine Ambitionen mehr habe, Bundestrainer zu werden. Ich habe aber vor dem Testspielmarathon gegen die Ukraine, gegen Polen und gegen Kolumbien schon prophezeit, dass unser Team auf ein Debakel zusteuert. Unserer Elf fehlt es an allen Ecken und Enden. Es reicht nicht, wenn man nur ein neues DFB-Zentrum baut und sich selbst beweihräuchert. Unsere Probleme gehen bei den Nachwuchsmannschaften schon los. Wir bilden in Deutschland keine herausragenden Spieler mehr aus. Weder unsere Trainer, noch unsere Führungspersönlichkeiten oder unsere Spieler haben eine Ausstrahlung – und ohne Ausstrahlung hast du keinen Erfolg, so einfach ist das.
Treffpunkt Betze: Herr Feldkamp, vielen Dank für das kurzweilige Gespräch. Wir wünschen Ihnen weiterhin beste Gesundheit und viel Spaß an unserem FCK!
Quelle: Treffpunkt Betze