Matthias Gehring: „War nie mein Vorhaben, das FCK-Gesicht zu werden"

Foto: Michael Schmitt

Matthias Gehring trägt die Roten Teufel nicht nur im Herzen, sondern auch in seinem Gesicht. Seit 1974 ist er FCK-Fan und seit mittlerweile 35 Jahren zieht es ihn regelmäßig als lebendes FCK-Logo auf den Betzenberg. Im Gespräch mit Treffpunkt Betze verrät der eingefleischte Lautern-Fan unter anderem, wer ihn zu den extravaganten Spieltagsauftritten inspiriert hat und wieviel Zeit er hierfür vor dem Spiegel verbringt.

„Den Begriff „FCK-Gesicht“ hat Norbert Thines geprägt“


Treffpunkt Betze: Hallo Matthias, du bist eines der bekanntesten Gesichter rund um den Betzenberg. Wie bist du auf die Idee gekommen, das „FCK-Gesicht“ zu werden und wie viel Zeit verbringst du pro Spieltag am Schminktisch?


Matthias Gehring: Die Idee, mir das FCK-Logo ins Gesicht zu malen, geht auf das Jahr 1988 zurück. Der Anstoß kam von dänischen Fußballfans. Ich studierte damals während der Europameisterschaft in Hannover und hatte ein Ticket für ein Spiel mit dänischer Beteiligung im Niedersachsenstadion. Mein Mitbewohner und ich hatten am Vorabend der Begegnung dänische Fans kennengelernt, von denen sich einige die Landesflagge ins Gesicht geschminkt hatten. Das hat mich sehr beeindruckt, wie überhaupt die dänischen Fans bei diesem Turnier. Sie waren ein Farbtupfer, kreativ und bunt, verkörperten eine Kultur, die man in der Bundesliga zu der Zeit in dieser Form noch nicht kannte. Da wir Karten für die dänische Kurve hatten, verabredeten wir uns für den nächsten Tag zum Spiel. Morgens nach dem Frühstück habe ich dann Farbe gekauft und mein Mitbewohner und ich haben uns die dänische Flagge ins Gesicht geschminkt, um unsere skandinavischen Freunde zu unterstützen.


Nach der EM und mit Beginn der neuen Bundesliga-Saison kam mir die Idee mal auszuprobieren, mir das FCK-Logo ins Gesicht zu malen - und es hat geklappt. Damals sah es noch nicht so aus wie heute, weil ich zum einen noch Haare auf dem Kopf und zum anderen den Schminkvorgang noch nicht so professionell betrieben hatte. Während ich am Anfang noch mit den Fingern geschminkt habe, arbeite ich heute mit einer ganzen Palette von Pinseln. Das hat die Prozedur zwar deutlich verlängert, aber das Ergebnis ist viel präziser. Mit dem Rasieren, der Hautpflege, dem Konturieren und dem Schminken brauche ich jetzt etwa zwei Stunden, um mein Outfit zu kreieren.


Es war allerdings nie mein Vorhaben, ein oder besser gesagt das FCK-Gesicht zu werden. Es hat sich einfach irgendwann verselbstständigt und ist so ein bisschen mein persönliches Markenzeichen geworden. Den Begriff „FCK-Gesicht“ hat eigentlich mein langjähriger Freund Norbert Thines geprägt, der das immer wieder intoniert und betont hat. Das hat mir nicht so gefallen, auch wenn es im wörtlichen Sinne stimmt. Aber ich sehe mich nicht als das Gesicht des FCK im Sinne eines Repräsentanten. Der FCK hat so viele andere interessante und kreative Fans in der Kurve, die alle ihre Besonderheiten haben.


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„Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre war das überhaupt kein Thema“


Treffpunkt Betze: Kannst du in deinem vollen Outfit denn überhaupt die Spiele genießen oder bist du ein ständiges Objekt von Fotowünschen?


Matthias Gehring: Sofern die Mannschaft das mitmacht, kann ich die Spiele immer genießen (lacht). Aber um ehrlich zu sein, war das früher noch etwas schwieriger. Anfangs benutzte ich Schminke auf Fettbasis und es war schwer, mich selbst zu disziplinieren, mir nicht ständig an die Nase oder sonst irgendwo ins Gesicht zu fassen, weil es gerade gejuckt hat. Mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnt und damit kein Problem mehr.


Fotowünsche halten mich vom Spiel nur selten ab. Anfangs gab es das ja alles noch gar nicht. Das fing ja eigentlich erst mit der Entwicklung von Mobiltelefonen mit Fotofunktion an. Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre war das überhaupt kein Thema. Aber im Prinzip ist es tatsächlich ganz, ganz selten, dass ich während eines Spiels mit Fotowünschen konfrontiert werde. Wenn ich auf meinem Platz bin, egal ob zu Hause oder auswärts, wenn die Rituale zum Spielbeginn anfangen und spätestens wenn der Ball rollt, bin ich so konzentriert und fokussiert, da spricht mich niemand an. Aber auf dem Weg zum Stadion, im Stadionumfeld, in der Fanhalle des Fritz-Walter-Stadions oder auch nach dem Spiel erfülle ich natürlich gerne Fotowünsche, vor allem wenn es für Kinder ist.

„Wir versuchen den FCK und das Museum zu unterstützen und zu fördern“


Treffpunkt Betze: Du engagierst dich unter anderem auch ehrenamtlich im FCK-Museumsprojekt. Erzähl uns doch mal für die Leserinnen und Leser, die damit nicht so viel anfangen können, was sich hinter dem Projekt verbirgt und was ihr genau macht.


Matthias Gehring: Das Projekt geht auf die Idee zurück, in Kaiserslautern ein Fritz-Walter-Museum zu etablieren. Eine der treibenden Kräfte war damals Norbert Thines, der 2009 den Förderverein „Initiative Leidenschaft FCK - Fritz-Walter-Museum Kaiserslautern“ mitgegründet hat. Inzwischen ist aus der ursprünglichen Idee viel mehr geworden, ein FCK-Museum ist entstanden. Fritz Walter spielt dabei natürlich eine ganz zentrale Rolle, auch wenn wir leider nicht so viele Originalstücke aus seinem Nachlass zeigen können. Das Museumsteam besteht aus verschiedenen Mitarbeitern der Geschäftsstelle des FCK e.V., allen voran unserer Kuratorin Stefanie Werner und dem Vereinsmanager Sascha Schneider, sowie ehrenamtlichen Helfern aus dem Förderverein.


Wir versuchen den FCK und das Museum zu unterstützen und zu fördern und wollen überall da mitwirken, wo Hilfe notwendig ist. Natürlich ist es jedem selbst überlassen, wie viel Zeit er investieren will und kann. Einige von uns sind nur an den Öffnungstagen da, um den Besuchern als Ansprechpartner in den Museumsräumen zur Verfügung zu stehen. Darüber hinaus - und das ist der Teil der Arbeit, den die Öffentlichkeit nicht sieht - gibt es die kuratorische und wissenschaftliche Betreuung. Dafür ist natürlich in erster Linie unsere Kuratorin zuständig, aber auch sie wird bei der Bewältigung der anfallenden Büro- und Archivierungsarbeit von ehrenamtlichen Helfern unterstützt.


Einige investieren auch überdurchschnittlich viel Zeit in das Projekt. Ich denke da zum Beispiel an Eric Lindon, der als Vereinshistoriker bekannt ist und durch seine Recherchen Lücken in der 123-jährigen Geschichte des FCK schließen konnte. Oder Rolf Conrad, der die Idee einer Friedhofsführung und die Dokumentation von Gräbern ehemaliger Spieler, Funktionäre oder auch Fans über Jahre schriftlich festgehalten hat und sein Wissen auch gerne in Führungen weitergibt. Über unsere Öffnungszeiten hinaus sind wir auch gefragt, wenn der FCK Veranstaltungen durchführt, bei denen wir z.B. die Bewirtung oder den Kassendienst übernehmen.


Der Förderverein hat in den letzten Jahren auch hin und wieder den FCK finanziell unterstützt. Ich denke da zum Beispiel an die Fritz-Walter-Ausstellung, wo wir durch den Verkauf von Pins und des Fritz-Walter-Jubiläumskalenders einige Einnahmen erzielen konnten, die dann größtenteils in die Ausstellung investiert wurden. Im Grunde ist das Engagement rund ums FCK-Museum und im Förderverein eine sehr vielfältige und umfangreiche Arbeit, die wir alle ehrenamtlich leisten und die sehr viel Spaß macht. Leider haben wir, wie viele andere Vereine auch, ein Nachwuchsproblem. Wenn der eine oder andere jüngere Fan Interesse an einer Mitarbeit hätte, wäre das toll. In diesem Fall kann man einfach die Verantwortlichen beim Förderverein oder beim FCK ansprechen, vielleicht ergibt sich ja eine Möglichkeit, sich zu engagieren.


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Quelle: Treffpunkt Betze


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