Dass das Saarbrücker Ludwigsparkstadion erhebliche Mängel aufweist und den Anforderungen eines professionellen Spielbetriebs bei weitem nicht genügt, pfeifen mittlerweile die Spatzen von den Dächern. Ob in Zwickau, Dresden oder Mönchengladbach - überall singt man ein "Loblied" auf die Stadionplaner im Saarland. Nur in der DFB-Zentrale in Frankfurt hält man es offenbar mit den drei Affen und will nichts hören, nichts sehen und schon gar nichts sagen zu dem Trauerspiel aus der Landeshauptstadt an der französischen Grenze. Doch der letzte Versuch, das Gesicht zu wahren, schlägt nun dem Fass den Boden aus. Auf Kosten des 1. FC Kaiserslautern wird der Fairplay-Gedanke mit Füßen getreten.
Mehr Mängel als Zuschauer
Zur Saison 2020/21 kehrte der 1. FC Saarbrücken in seine Spielstätte im Ludwigspark zurück. Die Modernisierung des Stadions begann im Januar 2016 und zog sich über einen beachtlichen Zeitraum hin. Als frischgebackener Drittligist mussten die Blau-Schwarzen ihre Wahlheimat in Völklingen verlassen, wo das Stadion keine Zulassung für den Profispielbetrieb erhielt, und durften dank einer Sondergenehmigung des DFB fortan in ihrem noch nicht ganz fertiggestellten Heimstadion spielen.
Doch wer glaubt, dass nach knapp fünf Jahren Bauzeit ein wahres Schmuckkästchen entstanden ist, sieht sich getäuscht. Wegen fehlender Abdichtungen drang Wasser in die Kioske hinter der Westtribüne ein, ein Lüftungsrohr in der Haupttribüne war defekt, ein undichtes und einbetoniertes Fallrohr der Dachentwässerung musste erneuert werden, Höhenversprünge an den Fertigteiltreppen waren zu beklagen, die Tribünen wurden 30 Zentimeter zu tief gebaut und der alte Rasen lag zu hoch - die Mängelliste war ebenso lang wie erschreckend.
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Ein Desaster nach dem anderen
Und so kam es, wie es kommen musste. Der FSV Zwickau reiste im Januar 2021 zu einem Gastspiel nach Saarbrücken und musste als erste Mannschaft in die Röhre schauen. Schneefälle hatten das Saarland heimgesucht und die zwar vorhandene, aber natürlich nicht einsatzbereite Rasenheizung war gegen den Wintereinbruch machtlos. Also ging es ohne Spiel die 550 Kilometer zurück nach Sachsen, nur um Mitte Februar zum Nachholtermin wieder anzureisen. Und was stellte die Platzkommission 75 Minuten vor dem Anpfiff fest? Die Drainage des Rasens funktionierte nicht und der Platz war erneut unbespielbar, weil das Schmelzwasser nicht abfließen konnte. So musste ein dritter Spieltermin vereinbart werden, zu dem der gesamte FSV-Tross samt Fans erneut quer durch die Republik reisen durfte. Den 2:1-Auswärtserfolg, den die Zwickauer dann im März 2021 in Saarbrücken feiern durften, haben sie sich redlich verdient.
Oktober 2023: Die SG Dynamo Dresden gastiert in Saarbrücken. Es ist Herbst, es ist nass und natürlich versagt die Drainage des Ludwigsparks. Die Partie wird zwar noch angepfiffen, doch in der Halbzeitpause beendet Schiedsrichter Arne Aarnink die Wasserschlacht beim Stand von 0:0. Wieder einmal muss eine Gastmannschaft zweimal ins Saarland reisen, um ein Spiel zu bestreiten. Da die Begegnung im Vorfeld als Hochrisikospiel eingestuft wurde, kann man nur erahnen, wie hoch der finanzielle Aufwand für dieses Desaster war.
Warnsignale gab es also schon lange vor den witterungs- und platzbedingten Pokalblamagen gegen Bayern München, wo das Spiel erst in letzter Minute freigegeben wurde, und Mönchengladbach, wo ebenfalls zwei Anläufe nötig waren, um das Spiel auszutragen. Sicherlich haben die Bundesligisten die Spiele beim FCS nicht wegen der Platzverhältnisse verloren, diese Unterstellung ginge zu weit, aber eine vernünftige Spielvorbereitung sieht definitiv anders aus.
Augen zu und durch
Nun will der DFB ein weiteres Fiasko verhindern. Ein lobenswerter Ansatz, der allerdings in seiner Umsetzung an Dilettantismus nicht zu überbieten ist. Statt dem 1. FC Saarbrücken aufzuerlegen, sich entweder um ein geeignetes Stadion zu bemühen oder den Saarländern eine Ausweichspielstätte zu benennen, wird das Drittligaspiel gegen Rot-Weiss Essen kurzerhand abgesagt und der Hermann-Neuberger-Club für sein marodes Stadion auch noch indirekt belohnt. Drei Tage vor dem Halbfinale muss der FCK gegen Fortuna Düsseldorf antreten. Ein Spiel, in dem für die Roten Teufel angesichts der Tabellensituation viel auf dem Spiel steht und in dem keine Schonung möglich ist. Die Spieler des FCS hingegen sitzen zu Hause und können sich entspannen. Chancengleichheit sieht anders aus.
In der Spielordnung des DFB heißt es in § 50 Abs. 2: „DFB-Pokalspiele sind auf der vom gastgebenden Verein gemeldeten Platzanlage auszutragen. Ausnahmen für einen Wechsel der Platzanlage am Sitz des Vereins oder darüber hinaus sind nur in besonders begründeten Ausnahmefällen aus übergeordnetem Interesse möglich. Der DFB-Spielausschuss entscheidet.“ Die aktuelle Auslegung dieser Regelung bedeutet, dass der Fairplay-Gedanke für den DFB kein übergeordnetes Interesse darstellt. Ein fatales Signal an alle!
Quelle: Treffpunkt Betze