"Derbysieger, Derbysieger hey! hey!". Dieser Gesang wurde am Wochenende viel bemüht. Derbysieger - dies ist kein Titel und auch kein Grund für übertriebene Euphorie. Trotzdem war der 1:0 Sieg gegen den Karlsruher SC eine Befreiung und brachte fast verlorengeglaubte Gefühle wieder zum Vorschein.
Als der Abpfiff am Samstagmittag im Wildparkstadion ertönte, sprang die ganze Lautrer Bank auf, Gerry Ehrmann rannte aufs Spielfeld, der Gästeblock bebte und auch ich konnte mir ein lautes „JAAAA!“ nicht verkneifen. Der Sieg tat einfach „verdammt gut“, resümierte auch Cheftrainer Sascha Hildmann nach dem Spiel.
Das Duell gegen den verhassten Nachbarn aus Baden, der noch dazu weit vor dem FCK auf dem zweiten Tabellenplatz rangiert, war dabei keineswegs ein überragendes. Gerade in der ersten Hälfte boten die Roten Teufel eine Leistung, die nicht unbedingt den Anschein erweckte, der FCK könne hier im Wildparkstadion in Führung gehen. Aufgrund der diesjährigen sportlichen Situation war dies auch nicht zwangsläufig erwartbar.
Die Mannschaft allerdings kämpfte, fightete, nahm das Derby an. Tugenden, die für den Betze eigentlich selbstverständlich sein sollten, könnte man meinen. Und da der FCK diese Grundtugenden besonders in der vergangenen Hinrunde oftmals vermissen ließ, erfreute sich der FCK-Anhang über diese hart umkämpfte Partie. Auffallend bleibt: Die Roten Teufel haben oftmals Schwierigkeiten gegen eine gut gestaffelte Defensive Chancen zu kreieren. Zu oft funktionieren einfache Pässe nicht, zu häufig ist die Ballannahme mehr als dürftig und zu häufig springt der Ball zum Gegner oder ins Aus. Doch diese Erkenntnis ist in der Gesamtbetrachtung nicht neu. Auch deswegen sollte man sich mit Kritik an der spielerischen Qualität nach dem gestrigen Sieg zurückhalten. Denn bei aller Enttäuschung über eine mäßig verlaufende Saison: Die Mannschaft drehte in der zweiten Halbzeit auf, wurde „besser, je länger das Spiel dauerte“, erkannte auch KSC-Trainer Alois Schwartz die Leistung des FCK an. Spieler wie der eingewechselte Antonio Jonjic machten richtig Spaß. Und so war das viel umjubelte 1:0 des frisch gekrönten Derby-Helden Dominik Schad durchaus verdient und deutete sich in den Minuten davor an. Gleichwohl hätte der Sieg noch entspannter gefeiert werden können, wenn kurze Zeit später Christian Kühlwetter das 2:0 gemacht hätte. Der Pfosten hatte allerdings etwas dagegen. Doch anders als des Öfteren zuvor, wurde dies am Samstag nicht bestraft. Der FCK gewann und war der verdiente Derbysieger!
Die Freude war groß und ausgelassen. Und das war auch gut so! Einige Anhänger diskutierten im Netz darüber, ob diese „Euphorie“ ob des Spielverlaufs und der Saisonleistung angebracht sei. Meiner Meinung nach geht es hier keineswegs um Euphorie. Es war vielmehr ein Stück weit das Zurückgewinnen von verlorengegangenem Ehrgefühl. Ein bisschen musste ich an früher denken, als solche Siege regelmäßig eingefahren wurden und gleichzeitig Türöffner für den Aufstiegskampf oder gar noch Höheres waren. Die Seele des FCK, sie wurde durch die jahrelangen Misserfolge mit Füßen getreten. Rivalen machen sich über uns lustig, oder haben sogar Mitleid, was fast noch schlimmer ist. Am Samstag kam ein Stück dieses Stolzes zurück. Mehr nicht.
Deswegen war es auch gut, dass Trainer und Spieler direkt darauf verwiesen, unbedingt gegen Zwickau nachlegen zu wollen. Noch besser wäre es natürlich, diesen Worten auch Taten folgen zu lassen. Der Fokus muss jetzt unbedingt weiter nach vorne gerichtet sein. Und doch waren der Jubel und die Freude über den Sieg wichtig und richtig.
Ich selbst ging gestern bei sonnigen Frühlingstemperaturen in FCK-Kleidung spazieren, unweit meiner Wohnung am Betzenberg. Noch am Samstagmorgen wurde ich von einem Nachbarn, der mich im FCK-Trikot sah gefragt, ob ich denn allen Ernstes an einen Sieg glauben würde. Und gestern wurde ich erneut angesprochen. Doch nicht wie in den letzten Monaten mit Häme oder verständnislosem Blick. „Schön, dass dem FCK die Treue gehalten wird. Gestern hat es endlich mal wieder Spaß gemacht“. Ich blickte hoch, wo ich am Horizont den Betze sehen konnte und freute mich, dass es endlich einmal wieder einen Grund zur Freude gab. Das große Stadion, das über Kaiserslautern thront - beinahe wie einst Kaiser Barbarossa - schien einen einmal nicht mit Sorgen schier zu erdrücken. Mehr war der Sieg am Samstag nicht. Was jetzt zählt, ist ein weiterer Erfolg gegen Zwickau.
Quelle: Treffpunkt Betze
Quelle: Treffpunkt Betze