Wirft Becca den Anker oder das Handtuch?

Der 1. FC Kaiserslautern gewinnt – endlich – mal wieder. Aber die vier schönen Tore beim 4:0 (0:0) gegen die SpVgg Unterhaching sind kaum Thema. Es geht weiter um andere Inhalt: Es geht um Flavio Becca, der dem FCK die Lizenz retten kann, soll und will. Aber der Anker-Investor will den Anker nur werfen, wenn der als Widersacher ausgemachte Michael Littig seine Ämter im Verein und der Kapitalgesellschaft räumt. Bleibt Littig, will Becca das Handtuch werfen. Die Frist endet am Montag. „Flavio sagt – es muss so sein oder ihr lasst es einfach sein“, erklärte Patrick Banf, der Vorsitzende des Beirats der FCK-Kapitalgesellschaft.


Er schilderte gestern nochmals die Abläufe. Er sei erst am Samstag vor einer Woche von Wilfried de Buhr, dem Vorstandsvorsitzenden des e. V., von Plänen informiert worden, dass Martin Bader, der Geschäftsführer Sport, zum 30. Juni gekündigt und sofort durch Andreas Buck und Hans-Peter Briegel ersetzt werden sollte. Das habe ihm sein Stellvertreter Paul Wüst bestätigt. Drei der fünf Beiräte votierten dafür, Rechtskraft hatte das Votum nicht. Diese Entwicklung brachte Becca offenbar auf den Plan. Der mögliche Investor hatte alle vorentscheidenden Verhandlungen mit Banf und den Geschäftsführern Michael Klatt und Martin Bader geführt.


Bader: "Flavio findet den Fröhnerhof gut und wichtig"


Am Donnerstag dann entschied der Beirat mehrheitlich, auf eine Kündigung Baders zum 30. Juni zu verzichten. Baders Vertrag endet am 31. Dezember 2019.


Vorwürfe, er habe die Meldung seiner bevorstehenden Entlassung letzten Sonntag selbst lanciert, lösen bei Bader ein ungläubiges Staunen aus. „Was hätte ich davon gehabt? Ich bin komplett perplex“, sagte er gestern. „Es deutete sich nichts an“, sah sich Bader letzten Sonntag „total überrascht“, als er von Banf über den von der Beiratsmehrheit geplante Entlassung informiert wurde. „Wir sind grade erst von Ludwigshafen nach Kaiserslautern umgezogen, meine Frau hat grade erst die letzten Kisten ausgepackt …“ Er habe natürlich Vertraute in seinem Umfeld, auch Flavio Becca, Sportdirektor Boris Notzon und Trainer Sascha Hildmann, informiert: „Ich war ja praktisch weg.“


Der Einstieg von Flavio Becca, so er kommt, sei ein Segen für den Verein. „Flavio ist nicht nur für die Lizenzierung wichtig. Er gibt uns eine Perspektive – den Etat auf dem bisherigen Niveau zu halten, den Kader zu verstärken und das NLZ zu stärken. Natürlich wollen wir um den Aufstieg mitspielen. Flavio findet den Fröhnerhof gut und wichtig“, sagt Bader auch mit Blick auf das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ). Mit einem Drei-Millionen-Euro-Darlehen stehe Becca sofort bereit, die Lizenz zu sichern: „Das ist die Chance, die Lizenz festzumachen. Flavio möchte das Darlehen nach seinem Einstieg ja in Eigenkapital umwandeln.“ Ohne Becca sei die Lizenz für den FCK nur schwer zu bekommen: „Dann haben wir keinen Spielraum, die Mannschaft zu verstärken, dann ist alles auf Kante genäht, das NLZ auf Schmalspur muss noch weiter zurückgefahren werden.“ Die Kaderplanung laufe, Abschlüsse seien aber nicht möglich, solange der Finanzrahmen offen ist: „Es muss eine Entscheidung fallen – so oder so“, fordert Bader.


Hildmann: "Der Druck auf die Jungs ist schon groß"


Das Konzept zur Zukunft des NLZ soll am 16. Mai, dem Tag der Saisonanalyse, dem Beirat zur Verabschiedung vorgelegt werden. „Wir müssen um Geduld bitten, aber durch die Entwicklung im Verein haben wir zwei Wochen verloren. Erst wenn das Konzept Zustimmung erfährt, können wir es mit Leben und Personen erfüllen“, sagt Bader auch mit Blick auf die offenen Trainerpersonalien bei der U21, U17 und U16 und bei der NLZ-Leitung.


Die Unruhe in der Drittliga-Mannschaft ob der unklaren Lizenzierung sei am letzten Wochenende weitergewachsen, als Bader auf die Lichtung gestellt wurde, erkannte Trainer Hildmann: „Der Druck auf die Jungs ist schon groß.“ Im Trainingslager in Homburg hat Bader die Mannschaft am Donnerstag über die Entwicklung informiert: „Ich habe den Spielern nach der Beiratsentscheidung gesagt: Egal, was ihr irgendwo lest – ich bleibe euer Ansprechpartner.“


Beim Spiel am Samstag lief erst nichts zusammen, das 1:0 Christian Kühlwetters (59.) löste die Blockade. „Gut, dass uns jetzt auch mal eine Standardsituation geholfen hat, wo wir in dieser Saison nicht so gut gewesen sind“, sagte Kühlwetter, den Florian Pick perfekt bedient hatte. „In den vergangenen Wochen lastet schon ein gewisser Druck auf der ganzen Mannschaft. Deshalb war es gut, dass wir mal zwei Tage zusammen im Hotel waren, raus aus der Stadt“, sagte Kevin Kraus mit Blick auf den Kurztrip der Mannschaft nach Homburg.


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