Hildmann zwingt Thiele zum Glück

Lange bieten die Roten Teufel eine formidable Leistung. Die Endphase aber steht unter dem Motto „Wild-West in Ost“. Neben Timmy Thiele verdient sich ein weiterer Stürmer die Bestnote. Ein Asthma-Mittel sorgt für Probleme.


Trainer Sascha Hildmann musste von seinem taktischen Konzept abrücken, noch ehe die Partie angepfiffen wurde. Vermutlich hätte Simon Skarlatidis sein Startelfdebüt für den 1. FC Kaiserslautern gegeben, doch daraus wurde nichts. Der 28-jährige Mittelfeldspieler stand nicht mal im Kader. Skarlatidis, der unter Asthma leidet, erhielt am Freitag von einem Lungenfacharzt ein neues Medikament, das bisherige hatte nicht mehr wie gewünscht gewirkt. Problem nur: Die Nationale Anti-Doping Agentur (Nada) musste die Arznei genehmigen. Eine Unbedenklichkeitsbestätigung wurde avisiert, lag aber nicht rechtzeitig schriftlich vor. Sportchef Martin Bader bevorzugte die Nummer sicher. „Wir haben eine Verantwortung für den Verein und den Spieler“, sagte Bader gestern Abend, „solange da nicht der grüne Stempel drauf ist, gehen wir gar kein Risiko ein.“


Das System änderte Trainer Sascha Hildmann nicht. 4-1-4-1 blieb das Konstrukt seiner Wahl. Wie angenommen rückte Kevin Kraus an die Seite von José-Junior Matuwila in die Innenverteidigung, um dem kantigen Zwickauer Sturmduo König/Wegkamp mehr körperliche Präsenz entgegenzusetzen. Carlo Sickinger bekleidete in der offensiven Viererreihe dafür die zentrale Rolle neben Manfred Starke. Christian Kühlwetter wurde von Hildmann in die Spitze beordert, Timmy Thiele stattdessen auf die rechte Außenbahn. Der 28-Jährige ist eh der Typus Stürmer, der gerne die Flügel sucht. Und es schien, als habe Hildmann seinen Schützling mit diesem Kniff zum Glück gezwungen. Die siebte Spielminute war angebrochen, da zog Thiele von rechts nach innen und wuchtete den Ball mit seinem linken Fuß halbhoch ins Zwickauer Tor, unhaltbar für FSV-Schlussmann Johannes Brinkies. Für diese Spieleröffnung ist einst der Begriff Traumstart erfunden worden.


Der FCK zog aus der Führung Selbstvertrauen, sein Gastgeber verzagte. Allein Christian Kühlwetter hätte die Roten Teufel schon bald aufs Ruhekissen betten können. Zweimal scheiterte er nach Pässen von Janik Bachmann an Brinkies, einmal mit einem Kopfball an der Latte, Manfred Starke hatte eine Ecke nach innen geschlagen.


Brinkies Lauterer Kollege Lennart Grill musste sich bis zu diesem Moment fühlen, als befände er sich in einem Kurzurlaub. Das änderte sich in der 34. Minute, als Gerrit Wegkamp ihn mit einem beachtlichen Flugkopfball konfrontierte. Die erste Prüfung – Grill bestand sie bravourös. Bei der nachfolgenden Ecke kam Ali Odabas frei zum Kopfball. Er blieb ohne Fortune. Kurz vor dem Ende der ersten Hälfte gesellte sich zu Adibas’ fehlendem Glück das Pech: Eine Thiele-Flanke lenkte er zum 0:2 ins eigene Netz (41.).


Sieben Minuten benötigte Thiele im ersten Abschnitt für ein Tor, acht im zweiten. Manfred Starke leitete den Angriff wunderbar ein, Kühlwetter den Ball nicht minder schön weiter, Thiele vollstreckte zum 0:3. „Das hat sehr gut funktioniert über rechts“, sagte der Stürmer ebenso erfreut wie erleichtert. Das 1:3 (Fabio Viteritti, 69.) beantwortete Florian Pick zwei Minuten später mit dem 1:4. Keine 60 Sekunden danach traf wiederum ein Lauterer ins Tor, indes für den FSV: Elias Huth, die Leihgabe. Und Wild-West in Ost ging weiter. Grill sollte Huth im Strafraum abgeräumt haben, Elfmeter. René Lange verwandelte das Geschenk, 3:4 (87.). „Ich habe den Ball weggefaustet. Hinterher kann man drüber lachen“, sagt Grill später. In der 90. Minute schoss Kühlwetter das 3:5. Ein Drama, das der FCK sich hätte ersparen können. „Wir haben uns für einen sehr guten Auftritt belohnt“, sagte Trainer Hildmann, „aber natürlich müssen wir das am Ende cleverer machen. Dann wachsen dem Trainer auch keine grauen Haare ...“


Notenspiegel


Lennart Grill 2,5
Dominik Schad 3
Kevin Kraus 3
José-Junior Matuwila 3
Philipp Hercher 3,5
Janik Bachmann 2
Timmy Thiele 1
Manfred Starke 2
Carlo Sickinger 3
Florian Pick 2,5
Christian Kühlwetter 1


So spielten sie


FSV Zwickau: Brinkies - Odabas (57. Schröter), Frick, Hehne - Gondinho, Viteritti (81. Jensen) - Reinhardt, Frick, Lange - Wegkamp (61. Huth), König


1. FC Kaiserslautern: Grill - Schad, Kraus, Matuwila, Hercher - Bachmann - Thiele (90.+2 Hainault), Starke (84. Fechner), Sickinger, Pick (90.+4 Hemlein) - Kühlwetter

Tore: 0:1 Thiele (7.), 0:2 Odabas (41., Eigentor), 0:3 Thiele (53.), 1:3 Viteritti (69.), 1:4 Pick (71.), 2:4 Huth (72.), 3:4 Lange (87., Foulelfmeter), 3:5 Kühlwetter (90.)

Gelbe Karten: Jensen (4), Frick (3) - Schad (4), Bachmann (2), Grill (2), Sickinger (2), Hemlein, Starke

Beste Spieler: Brinkies, Wegkamp - Kühlwetter, Bachmann, Thiele - Zuschauer: 6805

Schiedsrichter: Koslowski (Berlin)


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