ZitatAlles anzeigen“Der Betzenberg war total von Panzerketten zerfahren”
In der Pfalz spricht man bei Kartoffelspielen von „Grumbeerspielen“. Da konnte man sich 10 Jahre später noch streiten, ob bei einem Spiel in Lauterecken bei einem 22 : 0 Sieg nun 22 Sack Kartoffeln oder nur 20 gewonnen wurden. Oder was bei einem Spiel in der Vorderpfalz in Herxheim an Tabak eingespielt wurde. In Zeiskam durfte sich die Mannschaft großzügig mit Zwiebeln eindecken usw. usw.
Jedenfalls bei jedem Spiel in den um Kaiserslautern liegenden Landkreisen waren die Grumbeeren das wichtigste Argument, um auf die Dörfer zu gehen. Diese Geldspritzen bei den kleinen Vereinen, wenn die Walter-Elf antrat strömten die Besucher, machte die Elf unglaublich beliebt und auch die Mannschaft konnte sich und die Familien mit Kartoffeln über Wasser halten.
Wie dann die Kartoffeln nach Haus geschafft wurden, ist ein anderes Kapitel, Niemand hatte ja damals ein Auto und der Weg zum Training auf den Betzenberg ging über die Malzstraße 200 Treppenstufen hoch. Bevor man dann oben war, war der erste Trainingsabschnitt schon abgeleistet so sehr ging der Aufstieg in die Beine und da mussten ja auch die Kartoffeln runter.
Als Fritz Walter mit Bruder Ludwig im Oktober 1945 in Kaiserslautern als Franzosen eintrafen, wie von der Wachmannschaft im Gefangenenlager in Rumänien verabschiedet, war der Betzenberg total von Panzerketten zerfahren.
Er suchte die französische Kommandantur auf und versuchte den Platz wieder für den Spielbetrieb frei zu bekommen. Es war gleich nach dem Krieg nicht so einfach, irgendwelche Freigaben bei den Franzosen zu erreichen. Die Auflagen waren schikanös und mussten eingehalten werden. Die Mannschaft hatte Anfangs beim VFR Kaiserslautern auf dem Erbsenberg zu trainieren und zu spielen. Später als der Betzenberg nach einem französischen General benannt wurde ging es leichter. Das Fritz nun oft bei der französischen Kommandantur vorsprechen musste, hatte auch seine guten Seiten, er lernte Italia seine spätere Frau kennen. Dass er deshalb so oft bei der Kommandantur war sind einfach nur Gerüchte. Jedenfalls erreichte er sein Ziel, der Betze wurde wieder frei für den Spielbetrieb.
Es waren unglaublich harte Zeiten, kaum etwas zu essen und die halbe Stadt in Schutt und Asche. So erzählte mir mein späterer Sportkamerad Bernhard Fuchs (1951 Deutscher Meister) wie er bei seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft sich beim Arbeitsamt melden und innerhalb 4 Wochen Arbeit aufgenommen haben musste, sonst wäre er in französische Gefangenschaft abgeschoben. Ein Arbeitskollege von ihm hätte sich vor der Arbeit gedrückt und wäre abgeführt worden und nicht mehr aufgetaucht.
Er kam ins Eisenbahn Ausbesserung Werk und hatte Tag für Tag durch Aluminium schweißen seine Gesundheit ruiniert. Es wurden Normen vorgegeben, die nur ganz schwer zu erreichen waren, ja, der 12 Stunden Arbeitstag war die Regel. Der Kohldampf in dieser Zeit war so groß, dass die beiden Freunde und Spielkameraden Bernhard Fuchs und Otto Render sich bei Dunkeln aufmachten und nach Kartoffeln auf den nahen Feldern suchten. Sie spielten beide in ihrem Heimatdorf Siegelbach gemeinsam in einer guten Landesliga Elf.
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