ZitatAlles anzeigen1. FC Kaiserslautern begeistert auf dem Weg zurück in die Bundesliga seine Fans - Elfmetertöter Tobias Sippel gefeiert
VON OLIVER SPERK
Die Planungspapiere für eine weitere Zweitliga-Saison kann Stefan Kuntz in die untersten Schublade verfrachten. Das Zahlenwerk für die Bundesliga-Runde 2010/2011 dagegen sollte der Vorstandsvorsitzende des 1. FC Kaiserslautern nun dauerhaft auf dem Schreibtisch liegen haben. Bei acht Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang ist die Rückkehr des FCK ins Fußball-Oberhaus noch nicht sicher, aber sehr wahrscheinlich.
Nach jedem Tor der Roten Teufel in einem leidenschaftlich geführten, intensiven Zweitliga-Spiel am Montagabend beim 4:0 (2:0) des FCK gegen den TSV 1860 München wurden die Gesänge der Lauterer Fans lauter: „Nie mehr Zweite Liga!" Für die meisten Anhänger ist bei enormen 61 Punkten ihres Lieblingsteams nach 28 von 34 Spielen so gut wie sicher: Nach vier Jahren Zweitklassigkeit steht die Rückkehr des Traditionsklubs in die Bundesliga kurz bevor.
Die Ehrenrunde unmittelbar nach dem sehenswerten 4:0-Schlusspunkt durch Joker Ivo Ilicevic (90.) fiel noch etwas ausgelassener aus als sonst. Ein Vorgeschmack auf die Aufstiegsfeier? „Nein. Es war einfach die Freude über einen 4:0-Sieg in einem tollen Zweitliga-Spiel", stellte FCK-Kapitän Martin Amedick fest. Vom Aufstieg reden andere - das Kommunikationsmotto des Klubs halten alle Beteiligten weiter durch. „Wir sind sehr gut damit gefahren, von Spiel zu Spiel zu denken. Warum sollten wir davon abweichen?", sagte Linksverteidiger Alexander Bugera.
„40.000 Zuschauer, tolle Atmosphäre, ein tolles Spiel, das war beste Eigenwerbung", sagte Kuntz prima gelaunt. Der Vereinschef meinte die laufenden Gespräche mit potenziellen Neuzugängen. Die Zukunft Erik Jendriseks, der am Montag nach jeweils toller Vorarbeit Adam Nemecs, seine Saisontreffer 12 und 13 erzielte, ist noch nicht geklärt, die Zeichen stehen aber wohl eher auf Abschied. „Für mich ist wichtig, weiterzuarbeiten und unsere Fans mit dem ersten Platz glücklich zu machen", sagte Jendrisek ausweichend.
Markus Steinhöfer, die Leihgabe von Eintracht Frankfurt, spielte am Montag eine starke erste Halbzeit, gekrönt von seinem kuriosen, aber umstrittenen Eckballtor (10.) nach Jendriseks Störmanöver gegen Torwart Gabor Kiraly. „Ich habe versucht, die Ecke gefährlich Richtung FünfmeterRaum zu treten. Das war ein ganz wichtiger Zeitpunkt. 4:0 - ein bedeutender Sieg", sagte Steinhöfer. Torwart Sippel, der zum 14. Mal in dieser Runde ohne Gegentor blieb, trug dazu mit dem gehaltenen Elfmeter gegen Alexander Ludwig bei (34.).
Auch wenn Erfolgstrainer Marco Kurz und die FCK-Profis sich nicht an den Hochrechnungen beteiligen mögen: Die Fans wollen die Aufstiegsfeier planen. Auch wenn viele aus den vergangenen schlechten Jahren wissen, dass oft theoretisch immer noch etwas schiefgehen kann: Nicht wenige FCK-Anhänger haben sich neben dem letzten Spieltag am 9. Mai gegen Augsburg - das Fritz-Walter-Stadion ist längst ausverkauft - den 23. April rot im Kalender markiert. Zu diesem Freitagsspiel erwartet der FCK Hansa Rostock. 31.000 Karten haben die mit ihrem FCK wieder zufriedenen Kunden für diese Partie schon gekauft - in freudiger Hoffnung, dass FCK-Chef Kuntz die Schublade Zweite Liga dann abschließen kann.
Stimmen & Stimmungen:
Taschentücher bringen Prickeln
Der zigtausendfache Aufschrei war fast lauter als ein Torjubel. Die Erleichterung der übergroßen Mehrheit der 39.690 Zuschauer am Montagabend im Fritz-Walter-Stadion war deutlich zu spüren. Welch" eine Geräuschkulisse - soeben hat Tobias Sippel, der Torwart des 1. FC Kaiserslautern, den Elfmeter Alexander Ludwigs gehalten. 1860 München hat die Chance zum 1:2-Anschlusstreffer in der 34. Minute vergeben.
Ein bisschen ausgleichende Gerechtigkeit; denn Dominik Stahl hatte bei dem „Löwen"-Angriff seinen Kopf unter Hüfthöhe, um den Ball noch zu erwischen; so traf ihn FCK-Abräumer Jiri Bilek mit dem Fuß am Kopf. Stahl erlitt eine blutende Wunde, die schlimm aussah. Aber: Es war eher „gefährliches Spiel" Stahls als ein Foul. „Ich hab" den Kopf unten, und der Lauterer wollte den Ball wegschlagen", meinte Stahl später mit immer noch brummendem Schädel.
Für den 22 Jahre alten Sippel war es einer der schönsten Momente in seiner Laufbahn. „Als ich den Ball gehalten und dann den Jubel gehört habe, ist mein Puls auf 200 hochgegangen", sagte der Torwart nach seinem ersten parierten Strafstoß in einem Zweitliga-Spiel. „Das war wichtig, dass Tobi den Elfmeter gehalten hat, das hat auch den Zuschauern noch mal einen Push gegeben", sagte FCK-Kapitän Martin Amedick.
Der überaus souveräne Innenverteidiger freute sich sehr über die wieder tolle Kulisse. Die FCK-Fans stimmten kurz vor Schluss den üblichen „schönen Gruß" an, mit weißen Tüchern winkend. „Das ist Wahnsinn, wenn die Fans alle die Taschentücher schwenken", zeigte sich Amedick beeindruckt. Zum 14. Mal im 28. Punktspiel blieben die Lauterer ohne Gegentor. Die Vierer-Abwehrkette und Torwart Sippel haben bis Montagabend in dieser Runde ununterbrochen zusammengespielt. Florian Dicks fünfte Gelbe Karte beendete nun diese bemerkenswerte Serie. „Schade, das war eine unnötige Gelbe Karte", sagte Sippel, der mehr im Spaß auf Kumpel Dick „schimpfte".
Ein Lächeln huschte kurz vorher über das Gesicht des eminent starken Vorbereiters Adam Nemec. „Die Saison ist noch nicht fertig. Aber ein bisschen muss man an den Aufstieg denken", sagte der Passgeber zum 2:0 und 3:0. Auch Vorstandschef Stefan Kuntz formulierte es gewohnt vorsichtig: „40.000 Zuschauer bei dieser besonderen Flutlichtatmosphäre. Jetzt geht es am Ostersonntag nach Oberhausen. Vielleicht 7000 Zuschauer, die Kabinen sind auch ein bisschen enger - das ist schon eine Umstellung für die Spieler", sagte Kuntz, „wenn wir das schaffen, da zu gewinnen, können wir am Sonntag vielleicht über dieses bestimmte Wort reden."
Quelle: DIE RHEINPFALZ