ZitatEs ist ein überaus beliebtes Spielchen geworden. Journalistenkollegen stoßen einander an und fragen sich fröhlich grinsend: Sagen sie"s heute? Oder doch wieder nicht? Eigentlich könnten sie doch. Es war wieder ein wichtiger Sieg. Wieder ein großer Schritt. Aber das Wörtchen „Aufstieg" vermeiden die Spieler und Verantwortlichen des brandheißen Bundesliga-Anwärters 1. FC Kaiserslautern tunlichst. Mit immenser Aufmerksamkeit und großem Geschick umgehen sie jede verbale Falle, jede Fangfrage. Der souveräne Zweitliga-Spitzenreiter, der morgen im sechstletzten Saisonspiel in Oberhausen ran muss, macht lieber mit fußballerischen Großtaten von sich reden als mit vielen Worten.
Wie sagte FCK-Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz am späten Montagabend nach dem überzeugenden 4:0-Heimsieg bei toller Betze-Atmosphäre gegen 1860 München: Spontan falle ihm ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ein - „der Verein, der vom Aufstieg geredet hat, war Arminia Bielefeld..." In der Tat: ein warnendes Beispiel - wenn auch unter völlig anderen Voraussetzungen. Schon zu Saisonbeginn hat Bielefelds Trainer Thomas Gerstner in einem Fernseh-Interview vollmundig davon gesprochen, natürlich könne nur Platz eins das Ziel sein und damit automatisch der Aufstieg. Und jetzt, rund sieben Monate später? Nun: Gerstner ist seit drei Wochen nicht mehr Arminen-Trainer, der Klub von der Alm steckt nach einem finanziellen Desaster und dem Abzug von vier Punkten in der Krise, der Selbstzerfleischungsprozess bei den Ostwestfalen ist in vollem Gange, der Aufstieg ist für diese Saison passé, Platz eins sowieso.
Von der Tabellenspitze grüßt vielmehr der FCK, der sein öffentlich kommuniziertes Saisonziel schon längst erreicht hat. „Nach dem 30. Spieltag aus eigener Kraft noch Platz eins, zwei oder drei erreichen können" - das hat Kuntz stets als Vorgabe wiederholt. Mit 61 Punkten nach 28 von 34 Spielen und 15 Zählern Vorsprung auf Platz vier ist das Ziel, nach 30 Spieltagen noch eine Aufstiegschance zu haben, natürlich längst erreicht. Der Wiederaufstieg nach vier Jahren Zweitklassigkeit ist extrem wahrscheinlich - auch wenn immer wieder der Spruch von den sich vor der Apotheke übergebenden Pferden bemüht wird. Aber Kuntz und FCK-Trainer Marco Kurz haben recht: Es geht ums Handeln im jeweils nächsten Spiel, Stück für Stück, nicht ums Reden. Klar: Für große Töne gibt"s keine Punkte. Aber wir Journalisten haben natürlich nichts dagegen, wenn viel geredet wird..
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzische Volkszeitung
Ausgabe: Nr.78