ZitatAlles anzeigenDie Einladungen zur großen Aufstiegsparty sind am Montagabend verschickt worden. Nach dem 2:1 (0:1) bei Arminia Bielefeld will Zweitliga-Spitzenreiter 1. FC Kaiserslautern mit einem Heimsieg am Freitag gegen Hansa Rostock die Rückkehr in die Bundesliga perfekt machen.
Von Oliver Sperk
„Jetzt wollen wir den Sack zumachen", betonte Sidney Sam. Der 22 Jahre alte Offensivspieler des 1. FC Kaiserslautern hat einen wichtigen Anteil daran, dass die große Aufstiegssause bei einem Sieg gegen die abstiegsgefährdeten Rostocker schon am Freitagabend beginnen kann.
Sams Treffer zum 1:1 (48.) war das Startsignal für eine vor allem kämpferisch starke Leistung der Lauterer in der zweiten Halbzeit. Der vom Hamburger SV ausgeliehene U21-Nationalspieler äußerte nach seinem klasse Auftritt mit Blick auf die Zukunft, die er gerne beim FCK verbringen würde: „Die Gespräche stocken ein bisschen, der HSV hat ja im Moment ein paar Probleme."
Dass der 0:1-Rückstand des FCK am Montag durch Christopher Katongos berechtigten Foul-Elfmeter (43.) später keine Rolle mehr spielte, dafür sorgte der eingewechselte Srdjan Lakic. Er traf per Kopf zum 2:1 (86.) nach Alexander Bugeras schon 17. Torvorlage. Entfesselt jubelten auch die Kollegen draußen auf der Bank, während die mehr als 2000 mitgereisten FCK-Fans ihr Lieblingslied anstimmten: „Nie mehr Zweite Liga." Arminen-Trainer Frank Eulberg lobte: „Der FCK steigt auf, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Sie sind die beste Mannschaft der Liga."
Sam und Lakic streiten sich am Samstag heftig beim Trainingsspielchen, Sam und Lakic erzielen zwei Tage später die beiden Tore, die ihre Mannschaft dem Aufstieg ganz, ganz nahe bringen. Sam und Lakic - eine Geschichte, die das (Fußball)-Leben schreibt. „So ein Streit kommt vor, wir haben beide Temperament, wollen beide immer gewinnen, da kommen eben mal Emotionen hoch", sagte Sam, „das ist vorbei. Ich bin froh, dass ich getroffen habe und dass er getroffen hat."
Trainer Marco Kurz war diese besondere Geschichte, entstanden aus Frust über ein verlorenes Trainingsspiel nach nicht ganz optimalen Wochen, später ein leichtes Schmunzeln wert. „Im Training haben sie nicht getroffen, dafür im Spiel beide, umso besser", sagte der Coach trocken.
„Das war gerecht, wir haben beide ein Tor gemacht. Vielleicht sagt das ja was Besonderes aus", meinte Lakic. Er betonte: „Wir waren privat befreundet und sind es jetzt immer noch. Aber wir sind eben beide sehr emotional." Nach seinem fünften und wohl wichtigsten Saisontor zeigte sich der zuletzt zum Edel-Joker verdammte, weil von Adam Nemec verdrängte Torjäger dankbar: „Jetzt ist alles perfekt. Wir sind wirklich eine super Truppe. Die Jungs haben mich in einer für mich schweren Zeit unterstützt - und ich sie."
Als ob Kurz diese Worte unterstreichen wollte, klopfte der Coach dem Interviews gebenden Lakic auf die Schulter, als er die Bielefelder Arena Richtung Mannschaftsbus verließ. Ein paar Meter weiter strich Kurz Sam noch einmal anerkennend mit der Hand über den Kopf.
Übers ganze Gesicht strahlte Rechtsverteidiger Florian Dick. Der 25-Jährige krönte seine offensiv wie defensiv tolle Leistung mit seiner Maßflanke von rechts, die Sam zum 1:1 verwertete. Schon bei den ersten Vorstößen Dicks und Sams wurde deutlich, wie anfällig die linke Bielefelder Seite mit Markus Schuler und Giovanni Federico war. So brachte es den gewünschten Erfolg, dass Sam nach einigen Versuchen vor der Pause nach dem Seitenwechsel fast nur noch rechts spielte. „Ich hab" ihm in der Pause gesagt, er soll öfter mal rüberkommen", sagte Dick lachend. Er ergänzte: „Jetzt wollen wir am Freitag ein schönes Fest feiern vor vollem Haus." Kapitän Martin Amedick betonte: „Es wird eine Freude sein, am Freitag aufzulaufen."
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ZUR SACHE
„ Betze" ausverkauft:
50 000 gegen Rostock Das Heimspiel von Zweitliga-Spitzenreiter 1. FC Kaiserslautern am Freitag (18 Uhr) gegen den abstiegsbedrohten FC Hansa Rostock ist seit gestern Nachmittag mit 50.000 Zuschauern ausverkauft. Der FCK hat für diese Partie von den Ordnungsbehörden eine Ausnahmegenehmigung erhalten, die Kapazität des Fritz-Walter-Stadions von normalerweise 48.500 um 1500 Plätze aufzustocken. Gewinnt der FCK, stehen die Roten Teufel schon nach 32 von 34 Spieltagen als Zweitliga-Meister und Bundesliga-Aufsteiger fest.
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NOCH ZWEI TAGE BIS ZUM MATCHBALL: Die Ruhe vor dem Sturm
VON STEFFEN GALL
Das Aufstiegsfieber steigt. Am Freitagabend kann der 1. FC Kaiserslautern mit einem Heimsieg gegen Hansa Rostock die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga vorzeitig perfekt machen.
Gestern Nachmittag kehrten die Roten Teufel aus Bielefeld zurück, und auf dem Betzenberg herrschte die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Gegen viertel nach drei kam der Mannschaftsbus des FCK am Fritz-Walter-Stadion an. Nach dem 2:1-Sieg am Montagabend bei der Arminia hatten die Lauterer Profis in einem Bielefelder Hotel übernachtet. Nach sicherlich recht süßen Träumen - immerhin liegt die Mannschaft von Marco Kurz jetzt mit sieben Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze der Zweiten Bundesliga - stand um 9 Uhr ein gemeinsames Frühstück auf dem Programm. Danach ging es in Richtung Pfalz, und nach der rund fünfstündigen Fahrt entstiegen die müden Helden dem Bus, um sich sogleich in Trainingsschale zu werfen. Lockeres Auslaufen im Wald und regenerative Pflegeeinheiten im Stadion waren angesagt. „Das ganz normale Programm", informierte FCK-Pressechef Christian Gruber auf Nachfrage der RHEINPFALZ.
Die wenigen Kiebitze, die auf den Betzenberg gekommen waren, um ein vermeintliches Training zu beobachten, bekamen keine Spieler zu Gesicht. „Dabei steht im Internet was von einer Trainingseinheit um 15 Uhr", beschwerte sich ein FCK-Fan. Wirklich sauer war aber niemand; dieser Gemütszustand ist im Moment nämlich überhaupt nicht angesagt. Die Euphorie nach dem Sieg in Bielefeld ist auf ihrem bisherigen Höhepunkt angelangt. Die Fans fiebern dem finalen Akt entgegen. „Jetzt brennt nichts mehr an", waren sich gestern alle einig. Und mit Blick auf die erhöhte Zuschauerzahl sagte einer der Betzenberg-Besucher: „Die Schallwelle wird sie schon nach vorne tragen." Und natürlich auch nach oben. Ins Fußball-Oberhaus.
Dank zusätzlicher Sitzplätze auf der Osttribüne und Stehplätze in der Westkurve werden am Freitagabend 50.000 Zuschauer das FCK-Spiel gegen Rostock verfolgen. „Nie mehr Zweite Liga", wollen sie singen. Wenige Stunden nach Bekanntwerden der erhöhten Besucherzahl waren die zusätzlichen Eintrittskarten schon vergriffen.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzische Volkszeitung
Ausgabe: Nr.92