ZitatAlles anzeigenEntscheidung vertagt: Statt eines rauschenden Aufstiegsfestes gab es gestern Abend im Fritz-Walter-Stadion eine ernüchternde 0:1-Niederlage des 1. FC Kaiserslautern gegen Hansa Rostock. Die Rückkehr der Roten Teufel ins Fußball-Oberhaus ist somit noch nicht in trockenen Tüchern.
Von Steffen Gall
„Es war alles bestellt gewesen - das ist halt Fußball", sagte FCK-Kapitän Martin Amedick. Nahezu die gleichen Worte wählte wenig später sein Trainer. „Wir haben unsere Hausaufgaben nicht gemacht. Aber es gibt jetzt keinen Grund, negativ zu denken", schickte Marco Kurz hinterher. In diese Kerbe stießen auch viele seiner Spieler: „Wir dürfen jetzt nicht panisch werden", betonte zum Beispiel Markus Steinhöfer. Aber die große Enttäuschung war dem Mittelfeldmann und seinen Mannschaftskollegen ebenso deutlich anzumerken wie dem Trainer.
Natürlich hatten alle Beteiligten darauf hingewiesen, dass Rostock erst mal geschlagen werden muss. Und natürlich hatte jeder Rote Teufel betont, dass erst über eine Feier nachgedacht werden kann, wenn die drei Punkte eingefahren sind. Aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit waren locker 99 Prozent der Spieler, Fans und Verantwortlichen davon ausgegangen, dass es gegen die abstiegsgefährdeten Hanseaten klappt und die Rückkehr in die Bundesliga gefeiert werden kann.
Aber ganz ehrlich: Die Mannschaft des 1. FCK hatte es gestern Abend nicht verdient, das Spiel zu gewinnen. Auch wenn Amedick („wir sind in der zweiten Halbzeit für unsere Leidenschaft nicht belohnt worden") und Kurz („die Mannschaft hat in der zweiten Halbzeit ein hervorragendes Spiel gemacht") von einer deutlichen Leistungssteigerung im zweiten Spielabschnitt sprachen.
Natürlich musste der FCK einen vergebenen Elfmeter verkraften und Sekunden vor der Halbzeitpause einen Gegentreffer hinnehmen. Aber mit mehr Leidenschaft, mehr Biss und mehr Glaube an sich selbst hätte es trotzdem was werden können. Die Kulisse von 50.000 Zuschauern schien die Gastgeber zu hemmen statt zu beflügeln. Zumal die Fans teilweise sogar von Stadionsprecher Horst Schömbs dazu aufgefordert werden mussten, die Mannschaft zu unterstützen. Auch sie hatten sich das alles ganz anders vorgestellt. Auf der anderen Seite sangen die Rostocker Fans nahezu 90 Minuten durch und feierten am Ende ausgelassen den Sieg, der für sie im Abstiegskampf Gold wert sein dürfte.
„Die Erwartungshaltung war enorm hoch. Mit einer solchen Situation muss die junge Mannschaft erst wachsen", sagte der Lauterer Trainer. Er wird am Sonntag ebenso interessiert das Spiel des FC Augsburg beim FSV Frankfurt verfolgen wie seine Spieler. Sollte der drittplatzierte FCA nämlich nicht gewinnen, steht der FCK trotz der gestrigen Niederlage als Aufsteiger fest. „Wenn es am Sonntag passiert, sind wir natürlich nicht traurig, dann nehmen wir es auch an. Auch wenn es schöner ist, wenn man es durch einen Sieg schafft", sagte Steinhöfer. Florian Dick sah"s genauso: „Natürlich hätte ich es gerne heute gemacht, aber wenn"s am Sonntag passiert, freue ich mich auch - und wenn nicht, dann machen wir"s in Koblenz." Dort spielt der FCK am kommenden Sonntag.
Und nicht zu vergessen: Der FCK hat weiterhin beste Karten im Aufstiegskampf. Steinhöfer: „Wir haben ein Spiel verloren, aber es ist nichts passiert."
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ZUR SACHE
Leerer Block
Manche wunderten sich, dass auf der Osttribüne nahezu ein kompletter Block leer geblieben war. „Wir durften diese Karten nicht verkaufen, damit eine große Lücke zu den Rostocker Fans bleibt", erklärte FCK-Pressechef Christian Gruber. Da die Fans aus der Ostseestadt als gewaltbereit gelten, musste quasi ein Puffer zwischen ihnen und den FCK-Fans geschaffen werden.
Polizeiaufgebot
Unmittelbar nach dem Schlusspfiff hatte sich ein Großaufgebot an Polizisten vor der Westtribüne aufgebaut, wodurch die FCK-Spieler nicht zu den Fans konnten. Das wiederum provozierte offenbar die Anhänger der Roten Teufel, sodass die Situation bedrohlich zu werden schien. Daraufhin stürmte FCK-Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz zu den Polizisten und bat sie lautstark, sich zurückzuziehen, da keine Gefahr drohe. Die Polizisten befolgten den Kuntz"schen „Ratschlag", somit konnten die Spieler zu ihren Fans, und diese wiederum dankten dem Vereinsboss mit Sprechchören: „Stefan Kuntz - du bist der beste Mann!"
Stimmen
„Es wurde mir schon vor dem Spiel zu viel über Aufstieg und Feier geredet. Was wir heute gesehen haben, ist typisch für eine junge Mannschaft. Aber ich bin überzeugt, dass wir es packen werden."
FCK-Aufsichtsratschef Dieter Rombach
„Ab der ersten Minute hatte ich das Gefühl, dass hier was zu holen ist."
Bradley Carnell von Hansa Rostock
„Leider machen wir es spannend. Aber wir werden den Fans noch eine große Freude machen.'
FCK-Trainer Marco Kurz
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Frust-Bierchen am Martinsplatz
Während des gestrigen Spiels des FCK gegen Hansa Rostock war die Innenstadt ein bisschen wie eine Geisterstadt, richtig Leben war nur in und vor den Gaststätten, in denen das Spiel über die Mattscheibe flimmerte. Nach der bitteren 0:1-Niederlage fiel die große Sause aus, nichts von wegen Ansturm der Fans Richtung Martinsplatz. Dennoch feierten dort ein paar hundert Anhänger des FCK verhalten den vermutlich nur verschobenen Aufstieg.
Gestern Abend, 18 Uhr: In der Fackelstraße ist es ruhig, nur wenige Passanten flanieren an den Geschäften vorbei. Eine Verkäuferin in einer Boutique hat Zeit und Muße, um Pullis ordentlich zu falten und in die Regale zu sortieren. Wo ein Fernseher steht, in dem das Spiel läuft, ist hingegen richtig was los. Vor der „Alten Münz" in der Mühlstraße stehen die Tische und Stühle bis fast zur gegenüberliegenden Hauswand, auch die Gäste des Eiscafés Rialto recken die Hälse, um den Fernseher im Blick zu haben. Alles ist recht ruhig, von Aufstiegs-euphorie keine Spur.
Am Altenhof ist das Paulaner rappelvoll, die Fans stehen in Reih und Glied und fiebern mit dem FCK. Am Schillerplatz das gleiche Bild, vor dem Barrosso verkündet eine Werbetafel: „Bei jedem Tor des FCK eine Runde Obstler auf Kosten des Hauses". Als Sidney Sam zum Elfmeter anläuft, scheint die erste Runde fällig. Doch der Rostocker Torwart hält. Nichts mit Gratis-Obstler.
Am Martinsplatz, Schauplatz vieler FCK-Siegesfeiern, geht es richtig laut zu. Viele Fans sind hier aber auch nicht. Die paar Dutzend sind nur lauter als am Altenhof oder am Schillerplatz. Bis aus heiterem Himmel das 1:0 für die Hanseaten fällt. Entsetzen allenthalben. „Die vergeigen das", stöhnt ein Fan im roten Trikot.
Weiter oben in der Steinstraße ist FCK-freie Zone. In vielen Gaststätten läuft kein Fußball oder ist die Glotze aus. Im Thursty Nelly"s läuft gar Rugby. Der Betzenberg ist hier ganz weit weg.
Ein paar Meter weiter bauen die ersten Souvenirverkäufer ihren Stand auf. Es gibt Aufstiegstrikots: „Aufstieg 2010 - Betze is back" steht drauf. Doch die Hoffnung auf gute Geschäfte schwindet mit jeder Minute. Der FCK liegt immer noch hinten.
20 Uhr: Die Roten Teufel haben das Spiel vergeigt. Erinnerungen an 1991 werden wach und das Spiel gegen Gladbach, als die Stadt im Meisterschaftsfieber lag und der FCK dann das Spiel verlor. „Damals haben wir es auch noch gepackt", meint ein junger Mann, der sich gerade zum Trotz das „Betze is back"-T-Shirt gekauft hat. Er steht mittlerweile mit ein paar hundert Fans auf dem Martinsplatz, bekämpft den Frust mit Bier vom Stand vor dem Hannen Fass. Die Zapfhähne sprudeln. Es sind Frust-Bierchen, die aus dem Fass laufen...
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzische Volkszeitung
Rückkehr erwünscht
Die Euphorie war groß. 50 000 Zuschauer wollten den 1. FC Kaiserslautern gestern zurück in die Bundesliga schreien. Es heißt, sogar 100 000 Kartenwünsche hätten für das Spiel gegen Hansa Rostock vorgelegen. Mit der 0:1-Niederlage erlebten die Pfälzer zwar einen Rückschlag. Ihre Ausgangssituation bleibt allerdings bestens – zumal sie am vorletzten Spieltag bei der TuS Koblenz antreten. Die ist nach der 1:6-Niederlage beim FC St. Pauli praktisch abgestiegen. Und Verfolger Augsburg muss morgen ja auch erst einmal beim FSV Frankfurt gewinnen, um aussichtsreich im Rennen um die beiden Spitzenplätze zu bleiben.
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Samstag, 24. April 2010 " Kein Sieg, keine Feier,Zur Sache,Frust-Bierchen am Martinsplatz,Rückkehr erwünscht (Die Rheinpfalz) (RP Online)
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Stefan Kuntz.. das werden dir die Fans des
nie vergessen... Schnittlauch gehört eben nicht auf unseren heiligen Rasen sondern in den Garten...
Nach seiner Ansprache an die *.*.*.*. machten die einen -
Zitat
[Frust-Bierchen... ]
Kann wohl sagen !
Meine Stimmung war total im Eimer. Eine Niederlage vs. Rostock konnte ich mir einfach nicht vorstellen, - eher vs. Koblenz (Derby).
3 Punkte und die letzten zwei Spiele hätte gemütlich nach Hause schaukeln können und dann sowas...
Warum muß der FCK es immer so spannend machen ? -
Stefan Kuntz.. das werden dir die Fans des
nie vergessen... Schnittlauch gehört eben nicht auf unseren heiligen Rasen sondern in den Garten...
Nach seiner Ansprache an die *.*.*.*. machten die einenSo bescheuert wie ich den Aufmarsch der Polizisten fand, um so mehr verstehe ich nach diesem Beitrag, warum sie da waren...