ZitatAlles anzeigenNach der geplatzten Aufstiegsfeier und dem 0:1 gegen Hansa Rostock hat der 1. FC Kaiserslautern heute eine weitere Chance, in die Bundesliga zurückzukehren. Wenn Augsburg nicht in Frankfurt gewinnt.
VON OLIVER SPERK
KAISERSLAUTERN. „Alles Kopfsache." Die Titel-Schlagzeile des Stadionmagazins des 1. FC Kaiserslautern zum Spiel gegen den mit 1:0 (1:0) siegreichen FC Hansa Rostock hätte, im Nachhinein betrachtet, nicht treffender sein können.
In den Köpfen der meisten FCK-Fans war die Partie des kurz vor dem Bundesliga-Aufstieg stehenden Tabellenführers gegen die abstiegsbedrohten Rostocker nur als Vorgeplänkel geplant. Die Party danach war beschlossene Sache, die Warnungen von FCK-Trainer Marco Kurz blieben Schall und Rauch. Alles begann am Freitagabend schon so zaghaft, so zögerlich schleppend, dass schnell bezweifelt werden durfte, dass die junge Lauterer Mannschaft die riesigen Erwartungen würde erfüllen können. So oder so: Die Saison war hart und extrem erfolgreich für das jüngste Team der Liga. Am Freitag aber wollte der berühmte Funke einfach nicht überspringen. Allein: Es mangelte an Glut. „Mal schauen, was passiert" - so spielte Lautern in den ersten 75 Minuten.
„Mal gucken, was die Spieler da unten machen" - getreu dieses Mottos ließen es auch die FCK-Fans ruhig angehen. Und die Spieler trugen fast nichts zur Unterhaltung ihres Publikums bei. Gehemmt. Fahrig. Abwartend. Müde? Überspielt? Gedanklich schon in der Bundesliga oder beim Vertragspoker? Kein Ansturm. Nervöse Fehlpässe gegen geschickt stehende, aber eigentlich harmlose Rostocker. Wo kein Funke, da kein Feuer. Bezeichnend schwunglos auch die Ausführung des Foul-Elfmeters durch den noch in Bielefeld so elanvollen, starken Sidney Sam, seit Kurzem Objekt der Begierde mehrerer Vereine. Ein verwandelter Strafstoß in der 28. Minute hätte immense Euphorie entfachen können. Aber Hansa-Torwart Alexander Walke hielt und wurde später so gefeiert wie zuletzt eben Sam.
Bezeichnend, dass die der Dinge harrenden FCK-Anhänger gleich zweimal von Stadionsprecher Horst Schömbs zur Anfeuerung ihrer Mannschaft animiert werden mussten. Für bedingungslose Unterstützung des Teams in wackeligen Phasen jedoch bürgten nur wenige Hundert der Treusten der Treuen. So zogen 49.000 FCK-Freunde gegen 1000 Rostocker ebenso den Kürzeren wie die zahmen Teufel gegen nicht gute, aber leidenschaftlichere Hansa-Profis. Der Auftritt der Lauterer erinnerte an die desolate Darbietung beim 1:2 in Oberhausen. Damals haute FCK-Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz verbal auf die Pauke. Am Freitagabend war er der besonnen-wohlwollende Analytiker. „Diese Drucksituation vor 50.000 Leuten ist eine wichtige Erfahrung für unsere junge Mannschaft gewesen", sagte Kuntz, „jetzt kann sie den zweiten oder dritten Matchball verwandeln." Womöglich aber brauchen die Roten Teufel diese Gelegenheiten nicht mehr. Wenn der Tabellendritte FC Augsburg heute beim FSV Frankfurt unentschieden spielt oder verliert, ist der FCK gegen 15.20 Uhr aufgestiegen.
Pressesprecher Christian Gruber gestern zu den Plänen für heute Nachmittag: „Einige Spieler schauen sich das Spiel zusammen im Fernsehen an. Wir lassen die Partie mal auf uns zukommen und gestalten danach spontan unseren Tag." Feier? Vielleicht.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau