ZitatAlles anzeigenVON HORST KONZOK
Der FCK ist wieder erstklassig. Die Mannschaft hat Großartiges geleistet. Sie sollte nun dasMeisterstück schmieden!
Der FSV Frankfurt, Stiefkind in der Publikumsgunst, hat gestern tausende von Pfälzern als neue Fans gewonnen: Dank der Hilfe der Bornheimer war der Wiederaufstieg des 1. FC Kaiserslautern gestern um 15.21 Uhr perfekt, die bittere 0:1-Heimniederlage gegen Hansa Rostock vom Freitag vergessen und verschmerzt.
Der FCK ist vier Jahre nach dem Abstieg zurück in der Bundesliga - mit Herzblut, mit Hingabe und Leidenschaft haben die Roten Teufel diesen Erfolg erarbeitet. Getragen von dem großartigen Torhüter Tobias Sippel und einer erstklassigen Vierer-Abwehrkette spielte die jüngste Mannschaft der Liga eine bemerkenswert gute Saison. Das Spiel über die Flügel - ein Erfolgsrezept des Trainers. Der Stern von Sidney Sam leuchtet so hell wie noch nie. Können er und Torjäger Erik Jendrisek gehalten werden, würde vieles leichter.
Die Entwicklung der jungen Leute - ein Verdienst des Trainers. Marco Kurz hat die Mannschaft geprägt. Sie trägt seine Handschrift! Er hat die Truppe geführt, er hat mit seiner Besonnenheit und mit seinem Trainerteam für den Erfolg gebürgt.
Der FCK ist erstklassig! Der Verein, die Fans, die Region dürfen sich freuen, dass die besten deutschen Mannschaften, dass die Top-Stars ab August wieder auf den Betzenberg kommen.
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Ein Mainzer ist der Schnellste
Fan-Korso in der Innenstadt: Eff Cee Kaa
Von Marita Gies
Das erste Auto, bei dem an beiden Fenstern die FCK-Fahnen raushängen, kommt um 15.21 Uhr hupend den Burggraben runter. Es ist ein schwarzer Mercedes - mit Mainzer Kennzeichen. Eine Stunde später werden die FCK-Fans die Mainzer Erstliga-Kollegen auf dem Rathausvorplatz mit Schmähgesängen ächten. Hier tobt das Leben, von der Innenstadt hat sich das FCK-Volk herdenartig auf dem Rathausplatz versammelt. Wobei tobt eigentlich zu viel gesagt ist, denn es passiert nicht viel. Oben steht die Mannschaft, unten stehen die Fans. Zwischen beiden schallen die Gesänge hin und her.
Als der Mainzer Mercedes gegen halb vier den Weg in Richtung City nimmt, brandet der Jubel erst so nach und nach auf. Grüppchenweise füllt sich die Innenstadt, doch: Zuerst muss Korso gefahren werden. Rund ums Fackelrondell geht es immer im Kreis, Auto an Auto, mit Fahnen, mit Schals, aber auch unvorbereitete Autofahrer hupen mit. Eine altersschwache Ente gurkt durch die Königstraße, die Hupe klingt rostig. Mit im Enten-Quaken unzählige andere Hupen: schrille Hupen, sonore Hupen, Fanfarenhupen, blecherne Hupen und quäkende. Ein Hupkonzert in seiner grässlichsten Klangart - oder der schönsten, bedenkt man den Anlass: „Nie wieder 2. Liga".
Die ganz Coolen sitzen in den Cafés, tun so, als ob sie das alles gar nichts anginge. Schauen leicht blasiert in die Sonne, während am Brauhaus am Markt schon die Stimmungslieder scheppern und die ersten Aufsteiger-Fans euphorisch die Hüften schwenken. Selbst das Bier hält dort nichts mehr im Zapfhahn. Es strömt fast von allein in die Gläser.
Pfarrer Norbert Kaiser läutet die Glocken der Martinskirche, im lauten Gehupe der Freudenfahrer geht der Kirchenjubel fast ganz unter. Die altersschwache Ente kommt immer noch rostig hupend durch die Fruchthallstraße. Alle lachen, liegen sich in den Armen. Aus Fremden werden Freunde. Zwei stoßen mit ihren Weizenbiergläsern an. Ein Glas bricht, es hat das Freuden-Stößchen nicht ausgehalten. An der Fußgängerampel zum Martinsplatz schwillen die Gesänge hin und her. Ein bisschen Westkurvenstimmung fliegt über die Straße. Eine Seite intoniert: „Eff Cee Kaa", die andere Seite gibt „Jetzt geht"s lohos" zurück. Die ersten Oberkörper sind nackt. Wer angezogen ist, hat in den meisten Fällen ein rotes FCK-Shirt mit „Aufstieg 2010" oder „Hölle, Hölle"-Aufdruck übergestreift. Und einer weiß es ganz genau. Auf seinem Rücken prangt: „Ihr ward nur 1 x in Meppen!" Alles vergessen. Schwamm drüber.
Ein Skater mischt sich mitten auf der Straße in den Autokorso, zwei Mädchen am Straßenrand haben offenbar die Veranstaltung verwechselt: Sie sind ganz in Schwarz gekleidet. Nach anderthalb Stunden - der Schaumwein fließt ebenfalls schon - zieht das Fan-Volk vors Rathaus.
Sänger Stephan Flesch steht ebenfalls dort, harrt der Dinge, die noch nicht kommen. Er hat vorher das alles entscheidende Spiel in Frankfurt im Fernsehen geguckt, war aber auch am Freitag auf dem Betzenberg: „Ich gehe schon länger auf den Betze als manch einer hier", nickt er mit dem Kopf in die Runde. Er ist erleichtert, dass der Aufstieg geklappt hat, aber „am Freitag wär"s schöner gewesen".
Ganz oben im 21. Stock hängen die Männer der Stunde dann tatsächlich über der Brüstung, lassen sich ansingen und singen zurück. Alles wartet, dass sich der Balkon öffnet, die Spieler nach unten kommen und sich feiern lassen. Die Zeit geht ins Land, der Balkon bleibt zu. Eine gute Stunde geht dahin, bis sich Spieler und Fans näher kommen. „Die Fans sind erstligareif, die Stadt nicht", sagt Wolf Schnarr, dem das alles zu lange dauert. Der Sohn des Ex-FCK-Torwarts scharrt vor Ungeduld fast mit den Füßen, derweil alle anderen noch mit Singen froh sind.
Und wo ist unsere altersschwache Ente? Hoffentlich nicht vor Freude in die Knie gegangen. Es täte einem leid um die schöne rostige Hupe
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Nie mehr Zweite Liga !
Mehrere tausend Anhänger des 1. FC Kaiserslautern feierten gestern Nachmittag auf dem Rathausvorplatzdie Rückkehr ihrer Mannschaft in Liga eins. Die zeigte sich auf dem Balkon des Rathauses überglücklich, ausgelassen. „Lautern ist der geilste Club der Welt", schallte es tausendstimmig über den Platz.
15.20 Uhr: Das Zittern hat ein Ende. Das 1:1 des FSV Frankfurt im Volksbank-Stadion gegen den FC Augsburg besiegelt den vorzeitigen Aufstieg des FCK in Liga eins.
16 Uhr: Immer mehr FCK-Fans trudeln auf dem Rathausvorplatz ein. Es spricht sich herum, dass die Mannschaft im „Twenty one" ist.
16.05 Uhr: „Nie mehr Zweite Liga!", singen die Fans. Und: „Wir wollen die Mannschaft sehen." Die Mannschaft winkt von der luftigen Rathausterrasse herunter. Eine rot-weiß-karierte Fahne bläht sich hoch oben im Wind.
16.13 Uhr: Der Platz füllt sich immer mehr. Es spricht sich herum, wo der FCK-Teufel steppt. Die Fans liegen sich in den Armen, Sportgruß! „Wir wollen die Mannschaft sehen", singen sie wieder.
16.24 Uhr: „Effceka, Effceka, Effceka" schallt es über den Platz. Winke-Winke von oben.
16.29 Uhr: In den Fanpulk auf dem Rathausvorplatz kommt Bewegung. Es geht Richtung Rathausausgang Ost. Hier steht der Mannschaftsbus vor der Tür. Fehlalarm. Es geht retour.
16.34 Uhr: Der Rathausvorplatz ist zur Westtribüne geworden. Es sind tausende FCK-Fans. Die Kunde macht sich breit, dass sich auf dem Rathausbalkon demnächst die Mannschaft präsentiert. Die Fans singen das ganze musikalische Repertoire runter: „Lautern ist der geilste Club der Welt." Und Seitenhiebe auf Mainz: „Wir sind in Rheinland-Pfalz die Nummer eins."
16.36 Uhr: Auf dem Balkon bedeutet einer per Hand, dass es noch zehn Minuten dauert.
16.41: „FSV, FSV, FSV"- Lobgesänge auf den FSV Frankfurt, der mit dem 1:1 gegen Augsburg den FCK-Aufstieg perfekt gemacht hat. Einige schwarze Aufstiegstrikots mit der Aufschrift „Mit Herzblut zurück" schweben von der Dachterrasse hinunter. Nicht alle finden ihr Ziel...
16.44 Uhr: Wieder Handzeichen, noch fünf Minuten.
17 Uhr: Das Warten hat sich gelohnt, die Mannschaft zeigt sich auf dem Balkon. Die Party beginnt.
17.11 Uhr: FCK-Kapitän Martin Amedick ruft „Hallo Jungs" ins Mikrofon. Die Mikrofonanlage will nicht so, wie sie soll. Also wird gemeinsam gesungen. „Nie mehr nach Karlsruhe." Und die Hetze gegen die Bayern: „Zieht den Bayern die Lederhose aus." Balkon und Platz tanzen. Es ist die Stunde der Mannschaft und die der Fans.
17.19 Uhr: Die Spieler wollen die Fans zum „Hinsetzen" bewegen. Die Situation geht in einem lauten „Humba, humba, humba tätärä" auf.
17.20 Uhr: FCK-Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz tritt aus dem Hintergrund an die Brüstung. „Stefan Kuntz, du bist der beste Mann", schmettern die Fans. Und: „Wir wollen den Trainer sehen" (der ist auf dem Weg zurück von München, dem Familien-Wohnort, nach Kaiserslautern).
17.22 Uhr: „Cidimar, Cidimar, Cidimar", klingt es über den Rathausvorplatz. Ein Dankeschön an den FSV-Torschützen zum 1:1.
17.31: Sekt- und Bierduschen auf dem Balkon.
Schals, Fahnen, Feierstimmung: Die Fans des 1. FC Kaiserslautern kamen gestern Nachmittag in Scharen auf den Rathausvorplatz, um die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus
Die Becker-Faust war gestern, hier ist die Kuntz-Faust: FCK-Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz auf dem Rathaus-Balkon zusammen mit FCK-Spieler Alexander Bugera.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Weinstraße