ZitatAlles anzeigen„Das Thema Sport und Gewalt nimmt uns als Bundespolizei zunehmend in Anspruch." Mit diesen Worten eröffnete der Leiter der Bundespolizeiabteilung Bad Bergzabern , Christian Moser, den zweiten Südpfalz-Treff. Neben Christian Moser sprachen zum Thema „Sport und Gewalt" Uwe Nußbeutel und Alex Reitz von den Polizeidirektionen Heidelberg und Kaiserslautern sowie Stefan Roßkopf, stellvertretender Pressesprecher des 1. FC Kaiserslautern.
Einig waren sich alle Referenten, dass die Gruppe der gewaltbereiten und organisierten Fans ein kleiner Prozentsatz der großen Fan-Gemeinde ist. Christian Moser stellte die nüchterne Statistik an den Anfang. Von der Bundesliga bis zur untersten Liga habe es in den Jahren 2008 und 2009 bei 80.000 Fußballspielen bundesweit 400 Spiele gegeben, bei denen Beamte im Einsatz waren. Über 6000 Strafverfahren seien eingeleitet worden, es habe 830 Verletzte, davon 229 Polizeibeamte, gegeben. „Das waren 1,2 Millionen Arbeitsstunden, das heißt 1260 Beamte waren ein Jahr lang mit Fußball beschäftigt", führt Moser weiter aus. Die Bundespolizei Bad Bergzabern habe im vergangenen und in diesem Jahr 68 Mal Fans bei Bahnreisen begleitet, fast 400 Straftaten seien angezeigt, neun Beamte verletzt worden. „Wenn man den Alkohol rausnehmen würde, gäbe es 50 Prozent weniger Straftaten", ist die Überzeugung Mosers, der das Stadionverbot für „ein ganz gutes Mittel" hält.
Einer, der beide Seiten kennt, ist Stefan Roßkopf, stellvertretender Pressesprecher des FCK, der sechs Jahre Fan-Beauftragter des FCK war. „Fans sind für uns unentbehrlich, es ist ein kleiner Teil, der uns erhebliche Probleme bereitet", war sein Resümee. Als sehr jung mit einem hohen Bildungsgrad und großer Kreativität beschrieb er die Fan-Subkultur. Der FCK erteile auch Stadionverbote, setze aber auch auf Verständnis und Freiräume. So bleibe die Westkurve in der 14.000 Fans ihre eigene Subkultur pflegen, ohne Werbebanner, da diese ein Problem mit der Kommerzialisierung haben, so Roßkopf. Seit Kurzem würden eigene Fan-Züge seitens des Vereins billig angeboten, im Gegenzug hielten die Fans die Züge sauber.
Als SKP (Szene-kundiger-Polizist) ist Alex Reitz aus Kaiserslautern seit 20 Jahren in Sachen Fußball und Fans unterwegs. Gänzlich neu waren einigen Zuhörern die so genannten „Drittorttreffen" verfeindeter Fan-Clubs auf der grünen Wiese, um sich körperlich auseinanderzusetzen. „Es gibt Regeln und anschließend gehen sie zusammen Bier trinken", erklärt Reitz. Die meiste Arbeit habe die Polizei zurzeit mit Kleingruppen weniger Fans, die den Tag „erlebnisorientiert" verbringen wollten.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Weinstraße