ZitatAlles anzeigenIst es der da, der da am Eingang steht? Oder der da, der noch ein bisschen jung aussieht? Wer ist der Spion der Hoffenheimer, der die Trainingseinheiten der Roten Teufel ganz genau beobachtet, um letzte Hinweise auf die mögliche Spielweise des heutigen Gegners zu erhalten? Ist es der Mann mit der dunkelblauen Trainingsjacke und der beigen Baseball-Mütze? Vielleicht doch noch zu jung.
Nein, die Herrengruppe, die gerade eifrig über den Wechsel des 19 Jahre alten pfälzischen Offensivtalents André Schürrle von Mainz 05 zu Bayer Leverkusen diskutiert, ist nicht für den Gegner tätig. Das sind die treusten Trainingsbeobachter der Lauterer Truppe, die „Kiebitze", die Wind und Wetter trotzen. „In Leverkusen muss Schürrle zeigen, was er drauf hat. Da wird man dann sehen, wie gut er wirklich ist", ist aus der Ecke der Herren zu hören. Der Hoffenheimer Spion muss woanders stehen. Oder ist doch keiner da?
In den 15 Monaten, seit denen Marco Kurz nun FCK-Coach ist, waren fast alle Übungseinheiten für die Öffentlichkeit zugänglich. Gegner Hoffenheim indes praktiziert der FCK wie viele andere Bundesligisten „Geheimtraining", zu dem Zuschauer nicht zugelassen sind. Ob das im Spiel für Erfolg oder Misserfolg ausschlaggebend sein kann? Sehr schwer zu sagen. Aber eine Überraschungsvariante ist immer drin. Nur: Wenn sie einmal wirkungslos verpufft, ist der Effekt hinfällig, dann ist"s ja keine Überraschung mehr.
Kurz, der einen Tag vor dem Spiel grundsätzlich mit seinem Team eine detaillierte Gegnerbesprechung macht, sagt, er halte es nicht für falsch, unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu trainieren. „Es ist in der Bundesliga gang und gäbe, dass manchmal die komplette Trainingswoche vom Gegner beobachtet wird."
Andererseits sagt Kurz im Hinblick auf ein mögliches „Geheimtraining" selbstbewusst: „Ich halte es nicht für notwendig. Wenn die Abläufe stimmen, sind sie auch nicht zu verteidigen." Die Abläufe bei den Hoffenheimern haben zuletzt gestimmt, drei Siege aus den ersten drei Spielen belegen das. Aber mit den Fans im Rücken wollen die Roten Teufel das schaffen, was schon gegen den FC Bayern München vor drei Wochen geklappt hat: Im Training eingeübte eigene Abläufe so auf den Rasen des Fritz-Walter-Stadions bringen, dass am Ende ein Erfolg steht. Ein Erfolg bei höllischer, aber fairer Stimmung, das wünschen sich nicht zuletzt Mannschaft, Trainer und die „Kiebitze". Damit sie bei den nächsten Trainingsterminen wieder ein nettes Thema haben.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau