ZitatAlles anzeigenDer WM-Pokal hat ihm nicht ausgereicht. Jaume Marquet alias Jimmy Jump will mehr. Er ist der bekannteste Flitzer der Welt. Seit 2002 befindet sich der Spanier auf dem langen Lauf zu sich selbst. Noch ist er nicht angekommen.
Jaume Marquet sitzt am Strand von Barcelona. Er trägt ein weißes Shirt und eine weiße Hose, seine Halbglatze ist frisch rasiert. Er sieht aus, als sei er gerade aus dem Urlaub gekommen. Und das stimmt auch irgendwie. Es sind keine drei Wochen vergangen, seitdem er nach Südafrika gereist ist, verkleidet als Priester. Wegen des geistlichen Gewands sagte niemand etwas, als er sich im Flugzeug in die Business Class setzte, zehn Dollar in der Tasche. Was aber für ihn noch viel wichtiger war: Die Grenzbeamten am Flughafen in Johannesburg ließen ihn ins gelobte Land, ohne seinen Pass zu kontrollieren, übersahen die Tatsache, dass er auf der Schwarzen Liste der FIFA stand. »I have a mission«, hatte der ungewöhnliche Fluggast ihnen zugeraunt und dabei bedeutungsvoll seine Soutane berührt.
Wenn Jaume Marquet knapp drei Wochen später von seinem neuesten Meisterstück erzählt, sagt er: »My mission was – to touch the World Cup.« Seine Geschichte ist eigentlich eine Familiensaga: Als Jaume acht Jahre alt war, gelangte er zum ersten Mal ins Camp Nou, die Kathedrale des FC Barcelona. Die Stadionpremiere sollte er zusammen mit seinem Vater erleben, ein übliches Initiationsritual, auch in Katalonien. Wer einen solchen Besuch plant, kauft normalerweise zwei Eintrittskarten, eine reguläre und eine ermäßigte. Doch Jaumes alter Herr hatte ein ungewöhnliches Hobby: Er zahlte nie Eintritt. Wo sie auch hinkamen in Jaumes Jugendjahren, versuchte der Vater kostenlos hineinzuschlüpfen und meistens gelang es ihm. Der Trick: Er bediente sich eines Stocks, um eine Gehbehinderung vorzutäuschen. Jaume musste einfach nur hinterherlaufen. Das Spiel gegen Athletic Bilbao gehörte zu ihren leichtesten Übungen. Ihren Schwindel hatten sie zuvor schon häufiger praktiziert: vor dem Kasino in Monaco und sogar im Vatikan.
Quelle : 11 Freunde
Geschichten des Fussballs. Umsonst ins Stadion zu kommen ist wohl die eine Sache, mit dieser Kreativität und Geschicktheit die andere.