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Der Tag, an dem ich FCK-Fan wurde, war der Tag des Pokalendspiels im Mai 1990, als ich als kleiner Pimpf miterlebte, wie mein Papa vor dem Fernseher um den Sieg der "Roten Teufel" zitterte. Als die Lauterer mit dem 3:2 gegen Werder Bremen schließlich den Pott in die Pfalz holten und mein Papa jubelnd durch das Wohnzimmer sprang, hatten Stefan Kuntz, Gerry Ehrmann & Co auch mein Herz erobert.
Von Kathrin Engelskircher Dieses neu entfachte Fanherz in meiner Brust hüpfte ein Jahr später natürlich noch höher, als die Feldkamp-Elf auch noch Deutscher Meister wurde. In dieser Hochzeit rot-weißer Seligkeit fand auch mein erster Besuch im ehrwürdigen Fritz-Walter-Stadion statt. Die Spielstätte auf dem Betzenberg trägt immer noch diesen Namen und erweist damit dem wohl größten Fußballer, der je in den Reihen des FCK kickte, die Ehre. Leider durfte ich ihn nicht mehr am Ball erleben, ihn, dem Übersicht, Perfektion und Kunstfertigkeit gleichermaßen eigen waren. Doch alte Aufnahmen und Fotos vom Fritz in Aktion und viele Erzählungen führen nicht nur mir die Einzigartigkeit dieses Ausnahmekönners auch heute noch vor Augen.
Ein bescheidener und bodenständiger Kapitän
Am 31. Oktober wäre Fritz Walter 90 Jahre alt geworden. Doch er starb im Juni 2002, nur ein gutes halbes Jahr nach dem Tod seiner zweiten großen Liebe neben dem Fußball, seiner Frau Italia. Das Buch "Fritz Walter – Kapitän für Deutschland" nimmt den runden Geburtstag dennoch zum Anlass, dem immer noch verehrten Kicker zu huldigen.
Wie bereits im Vorwort des Werks zu lesen, hätte sich Fritz Walter am Titel des Buchs gestört. Nicht, weil er nicht zutrifft, er war Kapitän, nicht nur beim FCK, auch in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Doch er hätte ihn als zu hochgegriffen für sich empfunden, es gab ja noch weitere wichtige und große Fußballer, die die Spielführerbinde für unser Land trugen. Bodenständigkeit und Bescheidenheit, zwei Attribute, die den ersten Ehrenbürger von Rheinland-Pfalz charakterisierten.
Karriere auf dem Platz und abseits des Platzes
Das Buch berichtet in zahlreichen Bildern, Erinnerungen von Weggefährten, Zeitzeugen und Freunden von der Karriere Fritz Walters auf dem Platz und abseits des Spielgeschehens. So kommen unter anderem Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl, Franz Beckenbauer, Uwe Seeler oder auch DFB-Präsident Theo Zwanziger zu Wort. Und der Tenor ist eindeutig und unisono: Fritz Walter war ein großartiger Fußballer und ein großartiger Mensch. Er führte sowohl den FCK als auch die deutsche Nationalmannschaft zu Erfolgen, bei denen ein rot-weiß schlagendes Herz wie meines heute vor Sehnsucht und Ehrfurcht ins Beben gerät. Mit Fritz Walter an der Spitze gelang den deutschen Kickern 1954 mit dem Sieg über die unbezwingbar scheinenden Ungarn "Das Wunder von Bern" und den "Roten Teufeln" die Meisterschaft in den Jahren 1951 und 1953 – wovon er in dem Buch auch immer wieder selbst in Episoden und Anekdoten berichtet.
Doch trotz seines Erfolges hob Fritz Walter nie ab, außer zum Kopfball. Er wurde nach einem verlorenen Länderspiel in Paris und einer schwachen Leistung in der Presse als "Wäschereibesitzer" verunglimpft, was aber durchaus der Wahrheit entsprach. Er führte mit seiner Frau Italia im Jahre 1951 eine eben solche. Fritz Walter vergaß nie, wo er herkam und was er erlebt hatte. Lakonisch schlug er mit dem legendären Spruch "Dehääm is dehääm" ein lukratives Angebot von Atletico Madrid aus, um in seiner Heimat, der Pfalz, bleiben zu können – eine Entscheidung, die kaum ein Fußballer heutzutage treffen dürfte – zu groß ist die Gier nach dem schnellen und großen Geld.
Die Liebe zur Pfalz und die Liebe der Fans
Gerade für seine Liebe zur Pfalz und zum FCK verehren die Fans, nicht nur die der Roten Teufel, Fritz Walter, und auch deshalb weiß auch heute noch jeder kleiner Pimpf, wie ich 1990, wer Fritz Walter war und was wir als Anhänger der Kicker vom Betzenberg ihm verdanken. Schade, dass er nicht mehr miterleben konnte, wie sein Kaiserslautern 2006 zur WM-Stadt wurde, wofür er so gekämpft hatte. Unvergessen auch sein soziales Engagement, das in der Fritz-Walter-Stiftung fortlebt. Fritz Walter starb, weil er es ohne seine Italia nicht aushielt – und genauso wenig halten wir Fans es ohne Fritz Walter aus. So wähnen wir ihn unter uns und hoffen, dass er uns in dieser Saison zum Klassenerhalt verhilft. Doch das ist Zukunftsmusik...
Vergangenheitsmusik und nostalgische Töne erklingen durch "Fritz Walter – Kapitän für Deutschland", das schwelgen, schwärmen und erinnern lässt, auch diejenigen, die ihn nicht mehr erlebt haben – ein würdiges Geburtstagsgeschenk für einen großartigen Fußballer.
Info
"Fritz Walter – Kapitän für Deutschland" ist im Werkstatt-Verlag erschienen und kostet 29,90 Euro inklusive 2,50 Euro Spende an die Fritz-Walter-Stiftung. Herausgeber sind der Deutsche Fußball-Bund, der 1. FC Kaiserslautern und die Fritz-Walter-Stiftung.
Verlosung
Gewinnen Sie zwei Ausgaben von "Fritz Walter – Kapitän für Deutschland".
Sie möchten an der Kartenverlosung teilnehmen? Dann schicken Sie einfach bis einschließlich Sonntag, 5. Dezember, eine E-Mail mit dem Betreff "Fritz Walter" und Ihrer Adresse an [email protected]. Den Gewinnern werden die Bücher dann auf dem Postweg zugestellt. Ihre Daten werden nur für diesen Zweck verwendet und anschließend gelöscht!
Quelle : Die Rheinpfalz