ZitatAlles anzeigenMedizinische Abteilung des FCK schiebt 15-Stunden-Schichten
Wenn Trainer Marco Kurz von einer „intensiven Woche" im Trainingslager spricht, bedeutet das nicht nur für die Spieler des Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern viel Arbeit. Auch für die medizinische Abteilung sind zurzeit häufig 15-Stunden-Tage angesagt.
Morgens um 7.30 Uhr, noch vor dem Frühstück und zweieinhalb Stunden vor der ersten von meist zwei Trainingseinheiten der Mannschaft, besprechen sich Vereinsarzt Ulrich Schmieden sowie die beiden FCK-Physiotherapeuten Dirk Pagenstecher und Erik Schön mit dem Trainerteam. „Wir stimmen uns ab, welcher Spieler wie stark belastet werden kann und soll. Das gilt natürlich besonders für zuletzt angeschlagene Akteure", sagt Physiotherapeut Pagenstecher.
Ebenfalls vor dem Frühstück steht das Wiegen an - nicht nur bei Ringern oder Boxern ist das längst üblich, auch das Gewicht von Profifußballern wird ständig kontrolliert, beim FCK an jedem zweiten Trainingstag. „Gewichtsveränderungen lassen auf kleinere körperliche Probleme oder Krankheiten schließen", erklärt Physiotherapeut Schön.
Kurz vor dem Training legen Pagenstecher und Schön den Profis, die in ihrem Bewegungsablauf stabilisiert werden müssen, Verbände oder Bandagen an. Während der Einheiten derzeit im Trainingslager an der Costa Blanca absolviert einer der beiden Physiotherapeuten etwa mit Mittelfeldspieler Stiven Rivic (muskuläre Probleme) auf dem Rasen Läufe und Stabilisierungsübungen. Der zweite „Physio" arbeitet derweil mit anderen Verletzten im Kraft- oder Behandlungsraum. Spezialausrüstung, etwa ein Elektro-Therapiegerät, haben die Lauterer mitgebracht. „Auch ein mobiles Ultraschallgerät haben wir diesmal dabei. Damit lassen sich auch Muskelverletzungen genauer diagnostizieren", sagt Mannschaftsarzt Schmieden. Der 52-Jährige ist wie der 36 Jahre alte Pagenstecher seit 2008 beim FCK, der 39-jährige Schön kümmert sich seit 2009 um das Wohlbefinden der Profis.
Der Mediziner Schmieden verordnet die verschiedenen Therapien, überprüft regelmäßig deren Wirksamkeit und legt mit osteopathischen Behandlungen selbst Hand an - im wahrsten Sinne des Wortes. „Bei dieser Manual-Therapie", erklärt Schmieden vereinfachend, „werden Knochen, Sehnen und Muskeln behandelt, um ihre Funktion wieder herzustellen oder zu verbessern."
Zudem bereitet die medizinische Abteilung Eisbäder vor, die den Spielern nach dem Training eine bessere Regeneration ermöglichen sollen. Diesen Zweck haben auch die isotonischen Getränke und Eiweiß-Drinks, die Heinz Bossert - langjähriger Masseur beim FCK und jetzt auf Honorarbasis in Teilzeit tätig - bereithält.
Die Ernährung für die Profis ist mit dem Golfhotel Campoamor abgestimmt. Morgens seien insbesondere Kohlenhydrate, Eiweiß und Obst wichtig, betont Schmieden. Mittag- und Abendessen der Profis bestehen aus rotem und weißem Fleisch (vor allem Rind und Geflügel) - sowie aus einer Auswahl aus Reis, Kartoffeln und Nudeln, um die Kohlenhydratspeicher wieder aufzufüllen. Dazu gibt"s reichlich Obst und Gemüse. „Wir schauen, dass wir das Schweinefleisch raushalten, es ist zu fettreich", betont Schmieden. „Ab und zu muss es aber auch ein kleines Bonbon geben, zum Beispiel auch mal ein kleines Törtchen nach dem Essen", sagt der Mannschaftsarzt.
Nach dem Mittagessen stehen für die Spieler Behandlungen, etwa Massagen, bei den drei „Medizinmännern" an. Davor oder danach ist jeder Spieler für einen kurzen Mittagsschlaf dankbar. Nach dem Nachmittagstraining, vor und nach dem Abendessen, folgen für alle die intensiveren Behandlungen. Feierabend für Schmieden, Pagenstecher und Schön ist meist gegen 22.30 Uhr. Da kommen die drei zusammen schon mal schnell auf 56 Behandlungen pro Tag. Arbeitsintensiv ist vor allem die Verletzungsnachsorge, etwa derzeit bei Innenverteidiger Rodnei, der dreimal täglich behandelt wird. „Insgesamt kann man aber sagen", betont Schmieden, „dass es manchmal mehr Arbeit sein kann, die Profis im normalen Spielbetrieb zu halten, als sie bei Verletzungen wieder fit zu machen."
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau