ZitatAlles anzeigenMiroslav Klose schießt beim 4:0 gegen Kasachstan sein 60. und 61. Tor im 107. Länderspiel. Er trifft auch ins Tor vor der Westkurve. Dort hatte er seinen Stammplatz, ehe er Bundesliga-Profi geworden ist.
Von Horst Konzok
Fritz-Walter-Stadion, Westkurve, Block 11: Von 1996 bis 1999 der Stammplatz von Miroslav Klose. Der Fan von damals ist seit zehn Jahren Nationalspieler. Gestern Abend spielte er in der ersten Halbzeit auf seine Kurve, auf seinen Block zu: Klose traf nach drei Minuten – sein 60. Treffer in der Nationalelf. Der 61. folgte (88.).
“Ich bin schon stolz”, bekennt Miro Klose, wenn er nach einem Autogramm-Schreib-Halbmarathon in der Lobby des Mannschaftshotels verschwindet. Er ist stolz, populär zu sein. Stolz, ein Star zu sein. Er, der Mirek, der Junge aus Polen. Er, der Mirek aus Block 11.
Selbstbewusstsein hat sich der schmächtige Bub einst auf den Sportplätzen in Kusel mit dem Fußball geholt. Damals sprach er nach dem Umzug von Polen über Frankreich in die Pfalz noch wenig Deutsch. Da war er ein Fremder. Die Freunde fand er beim Fußball. Er machte seine Schule, lernte Zimmermann. Und wurde Profi. Von Blaubach zum FC Homburg, 1999 zum FCK – oft verkannt, oft unterschätzt, eine Karriere auf dem zweiten Bildungsweg. Das Ende ist offen: “Ich bin fit”, sagt Klose.
“Wenn man die ersten Schritte im Fußball macht, dann ist das alles neu. Es gehört dazu, die Medien sind ein Teil unseres Sports. Man lernt, damit umzugehen. Die Presse, die Fans – ich war schon immer einer, der sich dafür die nötige Zeit genommen hat”, beschreibt Klose den eigenen Wandel vom schüchternen Jungen vom Lande zum Star in der Glitzerwelt des Fußballs.
So verblüfft er auf der letzten Etappe seiner nun schon zwölf Jahre langen Profi-Laufbahn, die Schablonendenker. Sie haben Klose in einer Schublade – basta. Die, die ihn nicht wirklich kennen, erstaunt er mit Ironie, mit fast englischem Humor und Schlagfertigkeit. Diese Woche – just am 24. März, exakt zehn Jahre nach seinem Länderspiel-Debüt gegen Albanien – saß Klose bei der DFB-Pressekonferenz neben Pressesprecher Harald Stenger. Der spielt gerne den verbalen Doppelpass mit Klose, dem Mensch gebliebenen Star. So fragt ein Nordlicht nach den Anfängen, als Klose Antworten noch eher einsilbig, leise und in Mundart gab. “Ich bin hier groß geworden – mit dem Dialekt. Manche sagen, er sei schwer zu verstehen”, sagt der Stürmer schmunzelnd. “Hier” – das ist seine Heimat. Blaubach, Kusel, Lautern, die Pfalz. Dann kam Bremen – “dort haben alle Hochdeutsch gesprochen, da hab” ich nicht immer alles verstanden ” “Hochdeutsch – eine neue Sprache, ich hab” sie gelernt”, sagt Klose – und lacht.
Heute ist er selbst Vorbild für junge Spieler. Patrick Kluivert, der damals beim FC Barcelona spielte, und Raúl waren seine Idole, als er sich aufmachte, in der Bundesliga Fuß zu fassen. “Kluivert habe ich am Strand beim Urlaub in Dubai kennengelernt. Raúl, den ich für seine Schlitzohrigkeit vor dem Tor bewundert habe, spielt nun in Schalke in der Bundesliga.”
Auf dem Betzenberg drückte gestern Abend auch Anneliese Walter Miro Klose fest die Daumen. Die Gattin Ottmar Walters, des Weltmeisters von 1954, sprach gestern den Wunsch vieler FCK-Fans aus: “Wenn der Miro nur zurück kommen würde.” Noch sieht FCK-Boss Stefan Kuntz dafür keine Chance
“Das wäre ein traumhaftes Ende einer großartigen Karriere”, formuliert auch DFB-Präsident Theo Zwanziger große Sympathie für die Vision, Klose am Ende der Strecke noch einmal im FCK-Trikot zu sehen. “Ein grandioser Stürmer, ein herausragender Mensch”, attestiert der DFB-Boss. Eine Einschätzung, die Lotto-Chef Hans-Peter Schössler teilt, der mit dem Nationalstürmer an der Miro-Klose-Stifung arbeitet, die 2012 gegründet werden soll und sich um Waisenkinder in der Pfalz und in Oppeln, Kloses Geburtsort in Schlesien, kümmern soll.
Quelle: Die Rheinpfalz