ZitatAlles anzeigenEntspannt. Das hört sich doch gut an. Als Gegenteil von verkrampft zum Beispiel. Von Entspannung will Marco Kurz in dieser verrückten Saison in der Fußball-Bundesliga aber längst nicht sprechen. Stand heute Vormittag - alle Partien des zweitletzten Spieltags steigen heute zeitgleich ab 15.30 Uhr - braucht die Mannschaft von Trainer Kurz theoretisch noch einen Punkt, um den Klassenverbleib endgültig in der Tasche zu haben.
Es entspricht Kurz' realistischer Art, wenn er - auch aus der Erfahrung von 300 Bundesliga-Spielen als Fußballprofi heraus - sagt, dass eine entspannte Situation die Gefahr birgt, dass plötzlich nicht mehr viel zusammenläuft. Bei den noch stark abstiegsbedrohten Wolfsburgern soll unbedingt ein Sieg her, fordert Kurz. Der FCK-Coach will sein Team punkten sehen. Und wird daher heute nicht wirklich entspannt sein.
Entspannt oder nicht: Die Ergebnisse in den zwei, drei letzten Spieltagen einer Saison sind stets noch schwerer zu tippen, als dies etwa mitten in der Spielzeit ohnehin schon der Fall ist. Für manche Teams geht es dann nur noch um die berühmte „goldene Ananas”, für andere um viele Millionen Euro, die den wirtschaftlichen Unterschied zwischen den Fußballwelten Champions League, Bundesliga, Zweite Liga ausmachen. Sehr entspannt wird FCK-Torjäger Srdjan Lakic indes heute mit Sicherheit nicht ins Spiel bei seinem künftigen Arbeitgeber gehen. Dafür ist zu viel passiert seit Januar: ein um etwa fünf Monate verfrühtes Foto des Stürmers im „Wölfe”-Trikot mit Dieter Hoeneß, der nun längst Ex-Manager ist, dann die unsäglichen „Lakic raus”-Rufe nach dem FCK-Spiel gegen Hamburg. Lakic ist ein intelligenter, sehr professioneller Fußballspieler, den ein immenser Ehrgeiz antreibt.
Und gerade heute in diesem für ihn so brisanten Spiel will er es allen zeigen - und Tore schießen; für den FCK und für Srdjan Lakic. Unabhängig davon, ob Wolfsburg durch dessen Treffer der Zweiten Liga näherkäme oder nicht. Torjäger Lakic spielt - und das ist völlig richtig so. Es wäre indiskutabel gewesen, ihn auf die Bank zu setzen. Immerhin sind die Roten Teufel diesmal längst nicht so verkrampft Richtung Wolfsburg gereist wie ihre Lauterer Kollegen vor fünf Jahren. Verglichen mit der Lage an jenem für den FCK so bitteren und folgenschweren 13. Mai 2006 sind die heutigen Befindlichkeiten Luxusprobleme. Heute hat der FCK vor dem Spiel 40 Punkte und bleibt Erstligist; damals hatte er vor dem letzten Spiel in Wolfsburg 32 Zähler - und stieg nach einem 2:2 ab. Vier harte Zweitliga-Jahre folgten. Verglichen damit kann der FCK diesmal bei den „Wölfen” zwar nicht völlig entspannt antreten. Aber gelassen.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzische Volkszeitung