Freitag, 15. Juli: Interview mit Marco Kurz: "Vor solch einer Wand zu spielen, ist für jeden Spieler etwas Besonderes" (Treffpunkt Betze)

  • Interview Marco Kurz

    Im Interview: Cheftrainer Marco Kurz

    Marco Kurz: "Vor solch einer Wand zu spielen, ist für jeden Spieler etwas Besonderes"

    Marco Kurz ist seit zwei Jahren Cheftrainer der roten Teufel. Wenige Wochen vor Beginn der neuen Spielzeit konnten wir Marco Kurz als Gesprächspartner für ein spannendes Interview gewinnen, in dem er über den Erfolg aus der Aufstiegssaison, die Bedeutung der Westkurve, den aktuellen Kader sowie über persönliche Eindrücke vom Betzenberg spricht.

    Marco Kurz, wie haben Sie Ihren wohlverdienten Sommerurlaub verbracht?

    Marco Kurz: Ich habe die wenige freie Zeit mit meinen Kindern verbracht und mal durchgeschnauft. Das war auch dringend nötig, aber die meiste Zeit waren wir dann dennoch mit der Vorbereitung des Trainings und der Zusammenstellung des Kaders beschäftigt.

    Blicken wir auf die vergangene Saison zurück: In der Fachpresse galt der 1. FC Kaiserslautern neben St. Pauli als direkter Absteiger. Zugegeben, es war eine Saison voller sportlicher Höhen und Tiefen, gefüllt mit zwei längeren Durststrecken aber auch mit spektakulären Siegen und Aufholjagden. Letztlich belegte der 1. FCK den 7. Tabellenplatz. Wie beurteilen Sie diese Saison im Nachhinein und wo sehen Sie die Gründe für diesen Erfolg?

    Kurz: Unsere Leistung wurde am Ende mit dem siebten Platz belohnt und ausschließlich daran wollen wir uns messen lassen. Wir haben uns einerseits einen gewissen Respekt erarbeitet, die Gegner werden uns nicht mehr unterschätzen, aber natürlich wird es schwierig, eine ähnliche Konstanz in die Leistung zu bringen. Dennoch lassen wir uns da nicht unter Druck setzen.

    Sie sprechen immer wieder von den Fans und der Stimmung im Stadion. Welchen Stellenwert haben Fans tatsächlich? Können Fans samt ihrer Stimmung und Unterstützung der eigenen Mannschaft wirklich ein paar Prozent mehr an Leistung und Motivation hervorrufen?

    Kurz: Vor einer solchen Wand zu spielen, ist für jeden Spieler etwas Besonderes und natürlich sind die Fans in der Lage, in der richtigen Situation und wenn die richtigen Signale von der Mannschaft gesendet werden, einen zusätzlichen Schub zu geben. Das haben wir in einigen Spielen der Vergangenheit gesehen. Ich denke da an unser Pokalspiel gegen Leverkusen oder der Aufholjagd gegen Stuttgart. Nachher spricht man dann vom „Betze-Feeling“ und das durfte ich auch schon als gegnerischer Spieler schätzen lernen.

    Werfen wir einen Blick auf den aktuellen Kader: Mit Srdjan Lakic und Jan Moravek haben zwei wichtigen Stützen den Verein verlassen, Erwin Hoffer wird laut Presseberichten nach Frankfurt wechseln – wie beurteilen Sie den aktuellen Kader, auf welchen Positionen sehen Sie Handlungsbedarf, für welche Positionen sind weitere Transfers geplant?

    Kurz: Erst einmal wünschen wir beiden Spielern viel Glück und konzentrieren uns auf die neue Saison. Ich habe schon jetzt großes Vertrauen in unseren aktuellen Kader, wir haben wieder gute Qualität hinzugewonnen. Wir haben absichtlich mehr Erfahrung geholt, damit die Verantwortung auf dem Platz auf mehreren Schultern verteilt ist. Wir müssen aber Geduld haben, denn jeder Spieler braucht unterschiedlich lange, bis er sich völlig eingegliedert und aklimatisiert hat. Mit Steven Zellner, Willi Orban und Julian Derstroff haben zudem Eigengewächse die Möglichkeit, sich bei den Profis im Training und über Spiele in der zweiten Mannschaft zu entwickeln. Es ist auch ein Ziel, mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in die erste Mannschaft zu bringen.

    Spieler wie Amri, Rivic, Bilek, Schulz oder Micanski hatten nur wenige Einsätze. Planen Sie für die kommende Saison weiterhin mit diesen Spielern? Gibt es Wechselabsichten oder Ihrerseits Überlegungen, Spieler abzugeben?

    Kurz: Wir haben mit allen Spielern, deren sportliche Chancen wir als schwierig einschätzen, gesprochen. Natürlich wollen wir unseren Kader verkleinern und auch Spielern mit wenig Einsatzzeiten eine sportliche Perspektive geben.

    Die Verträge von Dario Damjanovic, Ricky Pinheiro und Anel Dzaka laufen aus. Gibt es für diese drei genannten Spieler Angebote seitens anderer Vereine – werden alle drei den Verein verlassen?

    Kurz: Alle drei haben den Verein verlassen.

    Alan Stulin und Steven Zellner haben bereits Profiverträge erhalten, konnten im Profiteam jedoch noch nicht zu Einsätzen kommen. Ist die Leistungsspanne zwischen dem Nachwuchs und dem Profiteam noch so groß? Welche Bereiche der Jugendarbeit müssten verbessert werden, um die Spanne zu verringern?

    Kurz: Hier haben wir einige Veränderungen vorgenommen, denn wir wissen um die dringende Notwendigkeit eigene Spieler herauszubilden. Neben baulichen Maßnahmen, die Stefan Kuntz in Angriff nimmt, werden zukünftig immer drei bis vier Plätze für Nachwuchsspieler im Training bereit gehalten. Außerdem haben wir den Austausch zwischen den Trainern weiter intensiviert. Einige Vereine sind uns hier noch weit voraus, aber wir haben schon vor Jahren begonnen, hier neue Strukturen rein zu bekommen.

    Günther Gorenzel hat Roger Lutz in seiner Funktion als Co-Trainer abgelöst. Sie haben bereits in München zusammengearbeitet, was war der ausschlaggebende Grund für diese Personalie? Wie wird sich Ihre eigene Arbeit als auch die tägliche Arbeit auf dem Trainingsplatz dadurch verändern und ggf. verbessern?

    Kurz: Roger Lutz hat auf meinen ausdrücklichen Wunsch für zwei Jahre die Doppelfunktion Co-Trainer und Teammanager übernommen. Wir wollen und müssen uns weiterentwickeln und daher war es nur eine Frage der Zeit, bis die Anforderungen in einem der beiden Bereiche zu groß werden, um beides richtig auszufüllen. Mit Günther Gorentzel habe ich bei 1860 sehr gut zusammengearbeitet. Wir denken ähnlich über Fußball und er bringt sehr viel internationale Erfahrung mit ein. Nicht unwesentlich ist zudem, dass er einen Blick von außen auf unsere Strukturen und Arbeit einbringen kann und wir uns hierdurch neue Impulse erwarten.

    In der vergangenen Saison haben Sie vermehrt eine 1-Stürmer-Taktik gewählt. Wird sich das Spielsystem ändern?

    Kurz: Ich halte von dieser „Systemdiskussion“ nicht viel. Jede Spielsituation hat ihr eigenes System. Wir haben mit nur einem nominellen Stürmer fünf Tore gegen Schalke 04 geschossen. Es ist immer eine Frage des vorhandenen Spielermaterials und zudem des Gegners auf den man trifft. Wir wollen und werden variabler auftreten können, denn besonders hierauf haben wir bei den Neuverpflichtungen und Trainingsinhalten Wert gelegt.

    Sie sind nun seit zwei Jahren Cheftrainer beim 1. FC Kaiserslautern. Was kennzeichnet Ihrer Meinung nach den Mythos „Betzenberg“? Welche persönlichen Eindrücke haben Sie von dieser Zeit?

    Kurz: Wir haben in diesen zwei Jahren großartige gemeinsame Erlebnisse gehabt. Es war eine intensive und sehr emotionale Phase, aber sie ist noch lange nicht zu Ende, denn wir bleiben hungrig und wollen weiter erfolgreich sein.

    Ihr Vertrag endet im Juni 2012. Gab es bereits Gespräche mit Stefan Kuntz bezüglich einer vorzeitigen Vertragsverlängerung?

    Kurz: Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Sekunde Gedanken gemacht.

    Abschließend bleibt nur noch die Frage nach dem Saisonziel: Welche Bedeutung als auch welchen Tabellenplatz strebt der 1. FC Kaiserslautern für die kommende Saison an?

    Kurz: Für uns zählt auch in diesem Jahr nur der Klassenerhalt. Wir wollen drei Mannschaften hinter uns lassen.


    Das Team von Treffpunkt Betze wünscht Ihnen als auch Ihrer Mannschaft eine gute und erfolgreiche Saisonvorbereitung. Vielen Dank für das Interview!

    Quelle Fotomaterial: 1. FC Kaiserslautern
    Quelle: Treffpunkt Betze & Teufelskurier
    Autor: BetzeFensi

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