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Die „Elf Freunde” am Löwenburgkreisel werden gründlich saniert - Von Kopf bis Fuß neuer Farbanstrich
Die Spieler sind arg ramponiert. Der eine hat eine Verletzung am Arm, ein anderer eine Fraktur am Brustbein, wieder einen zwickt es in der Wade. Lange schleppen sie die Blessuren schon mit sich herum. Nun ist Hilfe in Sicht. Der Rettungswagen ist da. Die Sanitäter eilen mit dem Ärztekoffer herbei. Darin liegen nicht Mull und Tupfer, sondern Feilen und Bohrer - denn die Patienten sind nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Beton. Sie stehen auf dem Löwenburgkreisel, sind bekannt als die „Elf Freunde” und werden derzeit gründlich verarztet.
Was den Beton-Burschen fehlt, ist schnell diagnostiziert: Der Zahn der Zeit nagt an ihnen. „Sie verbleichen in der Sonne, bei Regen dringt Wasser ein, das den Beton aufplatzen lässt”, sagt Holger Patt aus dem Team der Künstlerin Christel Lechner. Sie hat die Figuren geschaffen und 2004 auf den Kreisel gestellt. Nach sieben Jahren ist nun eine Generalsanierung fällig. „Das ist wie bei einem Haus, da sollte auch alle zehn Jahre die Fassade gestrichen werden”, sagt Patt.
Er kam nach einer Ausbildung zum Landschaftsgärtner und einem Studium der Landschaftsarchitektur zu der Künstlerin, die in ihrem Atelier in Witten bei Dortmund etwa zehn Mitarbeiter beschäftigt. Mit zwei Kollegen ging es gestern in aller Früh nach Kaiserslautern. Mit im Kleinbus alle nötigen Werkzeuge wie Bohrer, Feilen, Fräsen oder ein Kompressor.
Gestern morgen auf dem Löwenburgkreisel: Ein bisschen erinnert die Szenerie an ein Lazarett. Ein weißes Zelt ist aufgebaut, das vor Sonne schützt - und das auch ein bisschen an die WM 2006 erinnert, dem Anlass zum Aufstellen der „Elf Freunde”. Pagodenzelte wie das am Löwenburgkreisel gab es im Sommer 2006 hundertfach in der ganzen Eisenbahnstraße.
Damit die „Elf Freunde” bald wieder so erstrahlen wie vor sieben Jahren, legen sich Patt und seine Kollegen ins Zeug. Marc Ahrens und Andreas Schmitz bohren die Risse auf, mal am Hals, mal am Bein, mal am Rumpf einer Figur. Patt bläst mit einem Druckluftreiniger den Staub aus den Ritzen. Dann füllt er Harz ein, das in vier bis sechs Stunden trocknet. Sobald es getrocknet ist, wird es verspachtelt und in einem Arbeitsgang die komplette Farbe von der Figur geschliffen. Auf den nackten Beton kommt dann eine weiße Grundierung, darauf noch einmal eine weiße Deckschicht.
Die drei Männer wollen dies bis Mittwoch fertig haben. Nach der Deckschicht ist für sie Schicht im Schacht. Beim Schichtwechsel kommen die Maler. Besser gesagt die Malerinnen. „Das Feine machen bei uns die Damen, wir sind fürs Grobe zuständig”, schmunzelt Patt. Die drei Malerinnen verpassen den „Elf Freunden” einen komplett neuen Anstrich, vom Rot der Trikots über hautfarbene Töne für Gesicht, Beine und Hände bis zu dunklerer Farbe fürs Haar. Dann kommt eine Schicht Siegellack drauf. Der hält wieder ein paar Jahre. „Das Problem hier sind die roten Trikots. Rot bleicht in der Sonne sehr schnell aus”, sagt Patt.
Auch die Meisterin wird am Mittwoch erwartet. Dann schaut Christel Lechner persönlich nach ihren Schützlingen. Und auch nach deren Vettern vor dem Polizeipräsidium. Vier von den acht Betonmännern, die die Mannschaften symbolisieren, die bei der WM im Fritz-Walter-Stadion spielten, gingen in der Vergangenheit durch Vandalismus zu Bruch und mussten geflickt werden. Zumindest einer braucht einen Farbanstrich. „Der mit der grünen Hose ist verblasst”, sagt Patt.
Bei dem Anstrich des Australiers wird es wohl bleiben. Die Stadt habe nur einen Auftrag für die Sanierung der „Elf Freunde” vergeben, betont Werner Vondano von der Tourist-Information. Was rund 5000 Euro koste
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Wo kommt Begriff „Elf Freunde” her?
Vielleicht habt ihr ja schon mal den Spruch „Elf Freunde müsst ihr sein” gehört. Vielleicht habt ihr auch schon mal gesehen, dass der auf der Einfassung des Löwenburgkreisels steht. Das ist dort, wo die elf Betonfußballer stehen. Die heißen „Elf Freunde”. Warum heißen die „so und wo kommt der Spruch her?
Der Spruch wird Sepp Herberger zugeschrieben, der war in den 50er Jahren Bundestrainer, also das, was heute Joachim Löw ist. Im Gegensatz zu Löw hat es Herberger fertig gebracht, mit Deutschland Weltmeister zu werden. Das war 1954 in Ungarn. Herberger war nicht nur ein großartiger Trainer, er ist auch heute noch bekannt für seine flotten Sprüche.
„Der Ball ist rund”, lautet einer, oder „Das Runde muss in das Eckige”. Oder „Elf Freunde müsst ihr sein”. Mit dieser Devise wurde Deutschland 1954 Weltmeister. Weil elf Freunde auf dem Platz standen, die füreinander rackerten, zusammenhielten und mehr waren als nur Sportskollegen.
In der Weltmeister-Elf standen damals fünf Spieler des FCK. Darunter die Brüder Fritz und Ottmar Walter, die mit dem FCK 1951 und 1953 Deutscher Meister wurden. Deshalb hieß die Mannschaft auch „Walter-Elf”. Und was für die Nationalmannschaft galt, galt auch für den FCK: „Elf Freunde müsst ihr sein”. Fritz Walter, der beste deutsche Spieler seiner Zeit, war einer von Elf, ein Vorbild ohne Stargehabe, was heute im Fußball nur noch selten zu finden ist.
Die Betonfußballer sollen an diese legendäre „Walter-Elf” erinnern. Und an die Zeit, als der FCK das war, was heute Bayern München ist: die beste deutsche Fußball-Mannschaft. .
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzische Volkszeitung