ZitatAlles anzeigenHintergrund: Hoch entwickelte Roboter machen dem traditionellen Aufsitzmäher in Fußballstadien Konkurrenz. Der Bundesligist 1. FC Kaiserslautern testet seit Kurzem den vollautomatischen „CutCat”, der nicht mehr braucht als eine Akkuladestation an der Seitenlinie. Mit den bisherigen Ergebnissen sind die Greenkeeper zufrieden.
Die „Katze” ist grau und sieht aus wie ein kleines Ufo. Gemächlich rollt sie in der prallen Sonne über den Rasen im Fritz-Walter-Stadion. Sie schnurrt nicht, sie brummt höchstens ein bisschen. Die „Katze” ist auch keine Katze, sondern ein vollautomatischer Mähroboter mit dem englischen Namen „CutCat” („Schneidekatze”).
Der 1. FC Kaiserslautern testet den „CutCat” seit Ende Juli, erzählt Headgreenkeeper Steffen Köhler. Er ist angestellt beim Lauterer Golfclub Barbarossa, mit dem der FCK seit 2008 zusammenarbeitet. Köhler ist mit den bisherigen Ergebnissen des „CutCat” zufrieden: Der Roboter belaste den Boden wegen seines geringeren Gewichts weniger als der traditionelle Aufsitzmäher. Wie von Geisterhand gelenkt, fährt der „CutCat” über den Rasen.
Mehr als eine Akkuladestation an der Seitenlinie braucht er nicht. Und die findet er wieder dank einer um dem ganzen Platz verlegten Induktionsschleife, erklärt Philipp Jung. Er arbeitet beim Unternehmen Eurogreen, das den von einem belgischen Hersteller produzierten „CutCat” in Deutschland vertreibt. „Die Induktionsschleife, ein Elektrokabel, ist mit der Ladestation verbunden, so findet er sie wieder”, erläutert Jung.
Fünf „Schneidköpfe” sitzen an der Unterseite des Mähroboters. An jedem sind wiederum drei Messer - „zwischen Rasierklinge und Skalpell” (Jung) - befestigt. Die von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) vorgeschriebene Schnitthöhe liegt bei 28 Millimetern. Wie schnell die Halme nach dem Mähen wieder in die Höhe schießen, hängt von der Witterung ab, aber auch von der Pflege. „Wenn wir gedüngt haben, wächst der Rasen schneller”, sagt Köhler.
Richtig Dreck macht der „CutCat” nicht. Weil er so häufig und so fein mäht, bleiben kaum Grasreste liegen, die entsorgt werden müssten. Bei feuchtem Wetter müssen Steffen Köhler und sein Kollege Andreas Stuber die Unterseite des Roboters einmal am Tag mit einem Blasgerät säubern, bei Hitze wesentlich seltener.
Rund 8000 Quadratmeter Rasen fasst das Fritz-Walter-Stadion - die schafft der „CutCat” innerhalb eines Tages einmal komplett. Ein Programm aus Logarithmen gibt ihm den Weg vor. Am PC oder direkt am kleinen Bordcomputer kann Köhler zum Beispiel eingeben, wann Fußballer auf dem Platz sind - und der „CutCat” dort nichts zu suchen hat.
Einfach über einen menschlichen Fuß fahren würde der Mähroboter sowieso nicht, beweist Jung bei seiner Vorführung. Zwei „Augen” orten Hindernisse, dann verliert der „CutCat” an Geschwindigkeit und stößt sanft gegen das Schienbein, bevor er stehen bleibt. Nur einmal habe sich der Roboter bisher verfahren, berichtet Köhler, und zwar auf den Weg, den die Spieler vom Spielfeld ins Stadioninnere nehmen. „Vielleicht wollte er sich einfach mal umsehen”, scherzt Köhler. Im Fall einer Störung sendet der Mähroboter eine SMS an ein Mobiltelefon. „Kontakt zur Ladestation verloren” würde er zum Beispiel bei Stromausfall beklagen.
Angst um seinen Job muss sich Köhler trotz „CutCat” nicht machen. Denn ein ausgebildeter Headgreenkeeper wie er muss mehr als mähen: Er kümmert sich darum, dass der Rasen nach jedem Spiel belüftet (aerifiziert), regelmäßig gedüngt und gewässert wird. Köhler muss auch darauf achten, ob's dem Grün gut geht oder ob zum Beispiel eine Pilzinfektion den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln fordert. Das kann der „CutCat” nun wirklich nicht ...
Der Mähroboter „CutCat”
Der „CutCat” verfügt über fünf Schneidköpfe mit einer Schnittbreite von insgesamt einem Meter. Er wiegt 43 Kilogramm und fährt mit einer Geschwindigkeit von 3,6 Stundenkilometern (1,8 km/h bei einem ausgemachten Hindernis). Die Akkus brauchen zwei Stunden, um sich vollständig aufzuladen. Der Strombedarf liegt nach Angaben von Eurogreen bei 200 bis 750 Kilowattstunden im Jahr, je nachdem, wie intensiv gemäht wird.
An einem Tag kann der „CutCat” bis zu 12.000 Quadratmeter mähen. Die Schnitthöhe kann zwischen 22 und 95 Millimetern stufenweise verstellt werden. Der Listenpreis liegt bei 15.000 Euro, wovon 13.500 Euro auf das Gerät und der Rest auf die Einrichtung entfallen. In der FußballBundesliga setzen bislang der FC Schalke 04, der Hamburger SV und der FC Bayern München den „CutCat” als Mäher auf ihren Rasenflächen ein.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau