ZitatAlles anzeigenJetzt wäre es langsam an der Zeit, ans Siegenkönnen zu glauben und ans Können, das den Sieg mit sich bringt. Die Mannschaft glaubt noch daran, sagt Marco Kurz. Der Misserfolg ist mal wieder aufgearbeitet und abgehakt. Und jetzt geht's zu den Bayern. Der Trainer und die Mannschaft haben sich die schon mal angesehen, beim Spiel gegen Stuttgart. Der Coach hat im Stadion gefroren, die Mannschaft saß im Warmen vorm Fernseher. Festgestellt haben sie dasselbe. Kurz hat gesehen, dass „die kicken können”. Florian Dick, dass sie „sehr souverän, sehr überlegen” aufgetreten sind. Aber auch, dass von Stuttgart „wenig Gegenwehr” kam. „Wenn man die Bayern so spielen lässt, spielen sie es runter.” Dicks Rezept lautet deshalb: „Viel Laufarbeit.” Und er zeigt sich optimistisch: „Laufen können wir.”
Müsste nur das mit dem Toreschießen noch klappen. Und da sind wir langsam an dem Punkt, wo es ans Glauben und Beten geht. Ob da die besten Karten hat, wer den Teufel als Maskottchen hat? Noch dazu wenn er im katholischen Bayern spielt?
Die Fans vom Betzenberg haben den Glauben an den Sieg schon fast verloren. Dick lobt sie trotzdem als Unterstützer. „Dass sie nicht immer applaudieren, wenn wir Chancen versieben, ist verständlich. Sie haben ein gutes Gefühl dafür, ob wir alles geben und es dann nur nicht so läuft. Am Samstag hat der letzte Druck und der letzte Wille gefehlt. Dass da mal Pfiffe kamen, verstehe ich auch”, gesteht er.
Also hat's doch was mit Wollen und Glauben zu tun. „Ich verlange von meiner Mannschaft, dass wir alles abrufen, um ein Ergebnis zu erarbeiten”, sagt Kurz und freut sich auf die „tolle Kulisse” und den „grünen Rasen”. Grün wie die Hoffnung.
Vielleicht hilft aber auch ein Wunder. Oder einer, der Wunder bewirken kann. Marco Kurz hat am Mittwoch das Trikot mit der Nummer 6 neu vergeben - an Geburtstagskind Horst Eckel. Der Sechser von vergangener Woche ist ja gesperrt. Ist also Eckel mit seinen 80 Lenzen die neue Nummer 6? Kurz schmunzelt auf die Frage. Und kontert: „Er hat das Training versäumt und wird nicht im Kader stehen. Das hat er sich selbst zuzuschreiben.”
Also kein Wunder von München. Zumindest nicht mit dem Helden von damals. Glauben und hoffen wir einfach, dass das mit dem Kölnspiel nur ein Ausrutscher war. Und dass die Null vor dem Doppelpunkt nichts mit dem Marketinggag des FCK-Fanshops im Stadionheft von vergangener Woche zu tun hatte: Pro geschossenem FCK-Tor gegen Köln hätte es Prozente auf Trikots gegeben, 10 Prozent pro Tor, bis zu 50 bei fünf Treffern. Und die Beflockung wäre gratis gewesen.
Hoffen wir lieber auf die Treffer, verzichten auf den Rabatt und beten wir, dass die Jungs nicht nur laufen, sondern auch kicken können.
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Ich bin der Meinung, ...
... dass der FCK noch Glück im Unglück hat.
Ruhig war es auch beim 1. FC Kaiserslautern selten. Das ist erst besser geworden, seit Stefan Kuntz die Roten Teufel 2008 mit Trainer Milan Sasic vor dem Absturz in die Drittklassigkeit bewahrte.
Unter Coach Marco Kurz folgten 2010 der Bundesliga-Aufstieg und 2011 der überraschende wie schmeichelhafte siebte Platz. Anfang 2012 ist's wieder ungemütlich am „Betze”. Der FCK schießt kaum Tore und kommt nicht vom Tabellenende der Bundesliga weg. Platz 16 etwa würde am Ende nervenaufreibende Relegationsspiele bedeuten. Eine letzte Chance, aber auch ein hohes Risiko, doch wieder abzusteigen. Und weil die nächsten Gegner München, Mönchengladbach und Mainz heißen, haben viele FCK-Anhänger Angst, dass ihre Lauterer gar nach ganz unten rutschen.
Viele Fans haben immer noch die guten alten Europapokalzeiten im Kopf, der legendäre 5:0-Sieg gegen Real Madrid jährt sich am 17. März zum 30. Mal. Im Winter 2012 aber herrscht bei vielen Anhängern doppelter Frust. In Ex-Kapitän und Aufstiegsheld Martin Amedick ist ein Vorzeige-FCKler zu Eintracht Frankfurt geflüchtet. Und Srdjan Lakic stürmt nun für die TSG 1899 Hoffenheim. Das zu erleben, tut FCK-Fans fast so weh wie ein Abstiegsplatz ihrer Lieblinge. Vor vier Jahren indes war das Leiden ungleich größer. Aber Rückschläge sind immer bitter - egal, von welcher Position aus. Dabei hat der FCK noch Glück im Unglück. Mit gerade 15 Törchen nach 20 Spielen „nur” Drittletzter zu sein - das ist auch ein Phänomen.
DIE RHEINPFALZ
Pfälzische Volkszeitung