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VOLL-TREFFER - Er fliegt und fliegt und fliegt... und landet schließlich zum 1:2-Anschlusstreffer im Tor der Gladbacher Borussia: Der Kunstschuss aus 20 Metern von Leon Jessen (ganz links). Da staunt sogar Marco Reus (Mitte).
Borussia Mönchengladbach feiert einen 2:1-Sieg beim 1. FC Kaiserslautern. Der frühe Doppelschlag von Herrmann und Arango ist vorentscheidend. Leon Jessens Traumtor kommt zu spät.
Borussia Mönchengladbach bleibt auf Erfolgskurs: Mit dem 2:1 (2:0)-Sieg beim 1. FC Kaiserslautern festigten die klasse konternden „Fohlen” ihren Platz in der Bundesliga-Spitzengruppe. Der FCK war nach ansprechender zweiter Halbzeit nah dran, den Ausgleich zu erzwingen. Aber Dorge Kouemaha blieb bei seinem Comeback glücklos (67., 69. Minute).
„Wir haben einen wahnsinnigen Atem, wir haben eine wahnsinnige Geduld und eine unheimlich dicke Haut”, unterstrich FCK-Trainer Marco Kurz den Glauben an seine Mannschaft, die auch nach dem 0:2-Schock unbedingten Willen und einen guten Geist demonstrierte. Ein Hoffnungsträger kam nach der Pause von der Bank: Julian Derstroff!
Atemberaubend schnell, ungemein effektiv: Borussia setzt den Siegeszug konsequent fort. Einen ersten Warnschuss ließ Juan Arango völlig ungehindert aus 17 Metern los (4.). Ein Doppelschlag in der 10. und 15. Minute traf und schockte Lautern.
Fantastisch wie Patrick Herrmann nach Neustädter-Pass auf und davon ging, Leon Jessen abhängte und für die Führung der „Fohlen” sorgte. Fünf Minuten später leistete sich Jessen einen folgenschweren Ballverlust gegen Herrmann. Arango ließ Florian Dick leer laufen und überlistete auch Torhüter Trapp mit einem raffinierten Schlenzer - 0:2. Aus drei Chancen hatte Gladbach „zwei super Tore gemacht”, schwärmte Trainer Lucien Favre nach dem Zittersieg. Pech für die Roten Teufel: Zwei Minuten nach dem 0:1 landete ein 18-Meter-Freistoß Pierre De Wits an der Torlatte.
Bitter für Borussia: Patrick Herrmann, Torschütze und Torvorbereiter, schied nach 36 Minuten beim Sturz nach einem Duell mit Dick mit Schlüsselbeinbruch aus. „Schade für ihn, weil er eine überragende Saison spielt, schade für uns, weil uns seine Qualität fehlt”, bedauerte Favre. Seine Mannschaft geriet nach dem Sonntagsschuss Jessens zum 1:2 unversehens ins Schwimmen (63.). Da hatte sie Glück und einen guten Marc-André ter Stegen im Tor.
Mit der Einwechslung von Julian Derstroff für den nicht schlechten, aber noch nicht für 90 Minuten spielfähigen De Wit und Richard Sukuta-Pasu für den überforderten Olcay Sahan kam nach der Pause Flügelschwung ins Lauterer Spiel.
„Gladbach hat eine überragende Offensive und eine überragende Defensive”, anerkannte FCK-Trainer Marco Kurz, der mit ansehen musste, wie Roman Neustädter und Havard Nordtveit vor der Abwehr abräumten. Im Zentrum agierten Dante und Roel Brouwers herausragend. Klasse wie Brouwers nach Sukuta-Pasus Flanke gegen Derstroff klärte (57.).
1. FC Kaiserslautern: Trapp - Dick, Simunek, Rodnei, Jessen - Borysiuk - Sahan (46. Sukuta-Pasu), De Wit (46. Derstroff), Tiffert - Swierczok (61. Kouemaha), Wagner
Borussa Mönchengladbach: ter Stegen - Jantschke, Brouwers, Dante, Daems - Nordtveit, Neustädter - Herrmann (38. Leckie, 82. Wendt), Arango - de Camargo, Reus (90. +2 Cigerci)
Tore: 0:1 Herrmann (10.), 0:2 Arango (15.), 1:2 Jessen (63.) - Gelbe Karten: Dick (5/3), Sahan (4), Wagner (4) - Brouwers - Beste Spieler: Borysiuk, Derstroff - Brouwers, Herrmann, Dante , Arango - Zuschauer: 45.661 - Schiedsrichter: Weiner (Giesen).
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Traumschuss nach Albtraumstart
Der 1. FC Kaiserslautern kassiert durch anfangs grandios kombinierende Gladbacher zwei sehr frühe Gegentore. Leon Jessen gelingt später ein sehenswerter Volltreffer. Im Stadion herrscht überragende Atmosphäre.
Tolle Stimmung im Fritz-Walter-Stadion, die beste in dieser Saison: 45.661 Zuschauer sorgen für eine Riesen-Fußballatmosphäre. Um 15.29 Uhr - kurz vor dem Anpfiff der Partie des Bundesliga-Drittletzten 1. FC Kaiserslautern gegen den Dritten Borussia Mönchengladbach - singen und feiern 38.000 FCK-Anhänger und 7000 Gladbacher optimistisch vor sich hin.
Nur elf Minuten später schreien die Fohlen-Fans verzückt, als ihre Mannschaft wieder einen dieser Traumkonter zum 1:0 abschließt. Patrick Herrmann, der später einen Schlüsselbeinbruch erleidet und vom euphorischen Jubler zum großen Pechvogel wird, vollstreckt. 15.41 Uhr: rheinischer Karneval in der Ostkurve, trotzige Anfeuerungen im Westen. Die verstummen fünf Minuten später. Wieder so ein Bilderbuch-Konter wie einst in Gladbachs Meisterjahren. Lauterns Linksverteidiger Leon Jessen leitet den Schnellangriff mit einem haarsträubenden Ballverlust ein. „Ich wollte zu Pierre De Wit passen, aber der Ball war zu kurz”, sagt Jessen später reumütig. Die Borussia hat ihr Blitz-Umschalten perfektioniert und zelebriert das schnelle Flachpass-Spiel selbst auf dem Acker im Fritz-Walter-Stadion. Reus leitet das 2:0 Juan Arangos grandios ein (15.). Jetzt singen und feiern nur noch die Borussia-Fans. Die Westkurvler halten Trotz entgegen.
„Zwei ärgerliche Situationen bei den Gegentoren. Umso mehr, als wir genau diese Spielzüge zehnmal, hundertmal vorher besprochen haben”, klagt FCK-Stürmer Sandro Wagner. „Das waren genau solche zwei Tore, wie sie Gladbach mittlerweile in Perfektion erzielt. Wir wussten das vorher genau, aber in der Praxis kommt es dann eben zu ein, zwei kleinen Momenten, in denen man die falschen Entscheidungen trifft”, sagt FCK-Torwart Kevin Trapp.
In der 63. Minute trifft Jessen die richtige Entscheidung. Von der linken Strafraumkante hämmert der Däne den Ball in den Winkel im langen Eck. Das Tor seines Lebens. „Ich habe mir gedacht: Warum nicht schießen ...?”, verrät der 25-Jährige. Eine Minute vorher schon ist spürbar, dass doch noch was möglich ist für die früh geprügelten, aber nun auf ihre Westkurve spielenden Roten Teufel. Wagner fordert die Fans mit wilden Gesten auf, noch lauter zu werden. Den passenden Impuls liefert Jessens Traumtor. 17.02 Uhr: „Lauterer geben niemals auf - sie kämpfen!”, hallt es durch die Kurve.
Sie kämpfen. Aber es reicht nicht mehr. „Ich glaube, wir haben in der zweiten Halbzeit den Grundstein gelegt für den Abstiegskampf in den kommenden Wochen”, meint Trapp. 17.24 Uhr. Schluss. Borussia- und FCK-Fans besingen einen „Auswärtssieg”. Die Gladbacher diesen und die Lauterer den erhofften von nächster Woche. Beim Derby in Mainz.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau