ZitatAlles anzeigen„Tödliche Fehler” machen FCK-Trainer Krassimir Balakov den Einstand kaputt - Am Samstag kommt der HSV
Nach 14 Minuten war das Spiel für den FCK verloren, der Klassenerhalt womöglich endgültig verspielt und der erhoffte Effekt des Trainerwechsels schon verpufft: Dem SC Freiburg genügte die Annahme zweier Gastgeschenke, um einen glanzlosen, aber immens wichtigen 2:0 (2:0)-Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern einzutüten.
Mutig wollte Krassimir Balakov seine Mannschaft sehen. Geordnet im 4-1-4-1 sollte der Angriffsschwung des Sport-Clubs aufgefangen werden. Das die Theorie. Dass die nach acht Minuten praktisch Makulatur war, dafür sorgte mal wieder Rodnei. Erschreckt vom Pressingversuch der Freiburger, die in der Trainer-Ära Streich verinnerlicht haben, was Abstiegskampf heißt, setzte Rodnei in unfassbarer Panik Sebastian Freis den Ball an den Kopf. Dessen Zuspiel veredelte Karim Guédé, der den Lauterern demonstrierte, wie man im hohen Tempo auch den Torwart bei Rückgaben unter Druck setzt.
80 Prozent des Treffers mochte Christian Streich dem vom Kölner Abstellgleis geholten Freis zuschreiben - zu viel der Ehre. Die Scorerpunkt gebührt Rodnei, dessen Einsatz auch wir Balakov-Vorgänger Marco Kurz angeraten hatten ...
„Es kann passieren, Spieler sind keine Maschinen”, bemühte sich Krassimir Balakov nach seinem missglückten Einstand als FCK-Trainer, ein Scherbengericht zu vermeiden. Aber nach Makiadis Kopfballtreffer zum 2:0 - Torwart Sippel war an Schusters Eckball vorbeigeflogen - bekam der FCK das Spiel wohl irgendwie in Griff, verteidigte die mehr oder weniger auf Ergebnisverwaltung bedachten Freiburger vom Tor weg. Gefahr vor das von Oliver Baumann gut gehütete Gehäuse des Sport-Clubs brachten nur der zu oft allein gelassene Julian Derstroff (37., 48.) und Olcay Sahan (81.). „Du darfst in solch einem Spiel nicht in Rückstand geraten - das war tödlich”, beschrieb Kapitän Tiffert den frühen Knackpunkt. „Für den Kopf noch schlechter, wenn man dem Gegner zwei Tore schenkt”, wusste Vereinschef Stefan Kuntz.
Ein neuer Trainer, neue Hoffnung, viele Einzelgespräche. Untern Strich stehen das 17. Spiel ohne Sieg, eine erneute Niederlage durch krasse individuelle Fehler - und ein FCK-Coach, der angesichts der chronischen Angriffsharmlosigkeit fast nur noch Durchhalteparolen zu predigen wusste: „Wir werden bis zum Schluss kämpfen ...”
„Wir sind ganz unten”, bemerkte Olcay Sahan. Seine Zustandsbeschreibung entspricht den traurigen Tatsachen! Fatal: Nach der Hinrunde - drei Siege, sieben Remis, sieben Niederlagen - schien der FCK mit dem Gros der Liga auf Augenhöhe zu sein. Nur ein Knipser fehlte. Im Winterschlussverkauf handelten die Verantwortlichen. Fünf Mann kamen, acht gingen oder mussten gehen. Panik? Aktionismus? Fakt ist, dass Sandro Wagner, der Hoffnungsträger, stark begann, aber schnell noch stärker abfiel. Am Samstag fehlte er verletzt.
„Wir sind noch da”, beteuerte Krassimir Balakov nach dem 0:2 dienstbeflissen. Er will nichts versprechen - nur ehrliche Arbeit. „Wir sollten Mannschaft und Trainer einfach in Ruhe arbeiten lassen, damit Krassimir noch mehr einbringen kann, was er sich vorstellt”, sagte Stefan Kuntz. Am Samstag (15.30 Uhr) kommt der Drittletzte Hamburger SV zum Schlusslicht auf den Betzenberg. Mehr Intensivstation geht fast nicht ...
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Kommentar
Die Tabelle lügt nicht
VON HORST KONZOK
Der 1. FC Kaiserslautern ist fast abgestiegen. Die Mannschaft muss am Samstag gegen den HSV Charakter zeigen!
Schwere Zeiten in der Fußball-Pfalz: Der 1. FC Kaiserslautern, der bei fünf seiner elf Unentschieden ein Chancenplus hatte, ist als schlechteste Rückrunden-Mannschaft abgeschlagen Tabellenletzter. Die FCK-Offensive besitzt - was 17 Tore belegen - kein Bundesligaformat!
Die Tabelle lügt nicht. Sie ist auch Zeugnis der gescheiterten Einkaufspolitik. Im Sommer kam Gil Vermouth, um das Mittelfeld zu verstärken. Ein Flop!
Unerklärlich bleibt, dass Itay Shechter nach passablem Beginn, nach drei wichtigen, punktebringenden Toren in den ersten zehn Spielen total einbrach. Zufall oder nicht: Der Stürmer aus Israel schoss in der Hinrunde das Siegtor gegen Freiburg, bekam prima Kritiken und saß dann in Hamburg aus taktischen Gründen als Joker auf der Bank. Fortan ging nichts mehr ...
Die FCK-Verantwortlichen sahen bis Dezember eine intakte Mannschaft ackern. Mangelhaft: der Abschluss. Um das zu korrigieren, wurde eingekauft. Sandro Wagner kam als Leihgabe, um die Tore zu schießen und die Roten Teufel über den Strich zu bringen. Er begann vielversprechend, vergab vier gute Chancen, verkrampfte - Problemfall statt Problemlöser.
Der FCK hat fünf Mann im Winter geholt. Eine Verstärkung ist nur der 20 Jahre alte Ariel Borysiuk, ein veranlagter, spielstarker Sechser. Er spielte auch in Freiburg couragiert und engagiert, ehe ihm einige Risikopässe missrieten.
Jetzt folgen zwei Heimspiele. Endspiele, Nervenspiele. Es ist auch ein entscheidender Charaktertest für die Jungs, denen Krassimir Balakov den Glauben an sich selbst zurückgeben muss.
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„Schwer, noch an Klassenerhalt zu glauben”
Meinung am Montag: Dietmar Bolten vom Ludwigshafener FCK-Fan „Herzblutteufel” zum Abstiegskampf
2008 hat der Mundenheimer Dietmar Bolten den FCK-Fanclub „Herzblutteufel” mitgegründet, dessen Vorsitzender er seither ist. Das „Endspiel” seines Vereins am Samstag gegen den SC Freiburg, das die Pfälzer 0:2 verloren, hat der 62-Jährige in der Kneipe verfolgt. Bis gestern Morgen ließen wir Bolten Zeit zum Durchatmen, dann sprachen wir mit ihm über den Abstiegskrimi in der Fußball-Bundesliga.
Herr Bolten, wie fühlen Sie sich nach der nächsten Niederlage im Abstiegskampf?
Ich bin froh, dass Sie mich das nicht gleich nach dem Spiel gefragt haben. Es ist eine Riesenenttäuschung, aber keine Riesenüberraschung, dass der 1. FC Kaiserslautern verloren hat.
Haben Sie jetzt noch ein Fünkchen Hoffnung auf den Klassenerhalt?
Es ist noch nicht vorbei und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Aber ehrlich gesagt, man kann's nicht wirklich glauben, wenn man das Spiel jetzt wieder gesehen hat.
War der Trainerwechsel sinnvoll?
Ich hätte mit Marco Kurz weitergemacht. Dass das Ganze nicht läuft, liegt ja offensichtlich an der Mannschaft. Die ist verunsichert, das ist ein Kopfproblem.
Was würde ein weiterer Abstieg des FCK für die Fankultur bedeuten?
Zum Glück hat der FCK vor allem richtige Fans und nicht solche, die das vom Erfolg abhängig machen. „Einmal Betze - immer Betze”, das ist ein Teil unseres Lebens.
Vor wenigen Wochen erst, nach dem verlorenen Spiel in Mainz, haben Fans des FCK für Negativschlagzeilen gesorgt. Ist die FCK-Fan-Szene eine problematische?
Idioten gibt es überall, auch unter den FCK-Fans. Rassistische Äußerungen aber muss man verurteilen, und man muss dieser Leute habhaft werden. Von der FCK-Vereinsführung habe ich da außer Lippenbekenntnissen aber noch keine wirklichen Maßnahmen mitbekommen.
Was können die Fans jetzt noch tun, damit der FCK es doch noch packt?
Wir schreien uns im Stadion ja schon die Seele aus dem Leib. Aber nach einer so langen Durststrecke ist es einfach schwer, sich immer wieder zu motivieren.
Interview: Markus Knopp
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DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau