ZitatAlles anzeigenWir wollen uns stellen und Tacheles reden“ - nach der Heimspiel-Niederlage gegen Hoffenheim stellte der FCK-Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Rombach eine Außerordentliche Mitgliederversammlung in Aussicht. Die Vereinsversammlung ist für den 9. Mai terminiert. Dabei soll die verkorkste Saison im Kreis der Vereinsmitglieder aufgearbeitet werden. Vorausgegangen war das Engagement einiger Vereinsaktivisten, die den Wunsch nach einer Aussprache an Aufsichtsrat und Vorstand herangetragen hatten. Einer der Akteure, die sich für die Zukunft des Lauterer Traditionsvereins engagieren, ist die „Perspektive FCK“, eine Vereinigung von Mitgliedern des 1. FC Kaiserslautern. Über die Intention der Initiative sowie die aktuelle FCK-Situation spricht Sebastian Scheffler.
Von Andreas Erb
Nein, das Wort „Herzblut“ soll in diesem Artikel nicht erscheinen. Sebastian Scheffler winkt ab. Herzblut? Zu oft bemüht wurde diese Vokabel seit der furiosen FCK-Aufstiegskampagne vor zwei Jahren. Abgedroschen, abgenudelt und ausgelutscht. Überhaupt: Nicht überall, wo Herzblut draufstand, war auch wirklich Herzblut drin. Aber trotzdem: Bei Scheffler ist das anders. Herzblut ist ihm nicht abzuerkennen. Auch wenn er nicht darüber redet. Oder gerade deswegen. Denn er lässt Taten sprechen. Scheffler ist nämlich in der Fanszene des 1. FC Kaiserslautern ein echter Aktivposten. Gewählter Fanvertreter, Vereinsmitglied und Sprecher der „Perspektive FCK“.
Jene Initiative, die „Perspektive FCK“, hatte in der Woche vor dem Spiel gegen Hoffenheim die Bitte um eine Außerordentliche Mitgliederversammlung an die Vereinsführung gegeben. „Wir haben um eine Aussprache gebeten, um alles aus der Welt zu räumen, was da so rumschwirrt“, meint Scheffler. „Innerhalb von 24 Stunden hatten wir eine positive Rückmeldung.“ Direkt nach Saisonende soll es zu eben dieser Aussprache in Form einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung samt FCK-Aufsichtsrat und Vereinsvorstand kommen. Bei der „Perspektive FCK“ handelt es sich um einen Zusammenschluss von rund 75 FCK-Vereinsmitgliedern, die sich innerhalb des Vereins vernetzt haben. Scheffler gibt sich pragmatisch: „Es werden nicht mehr oder weniger Tore geschossen, ob es uns gibt oder nicht.“ Entsprechend richtet sich der Fokus der Initiative auch nur bedingt auf das Spielgeschehen. Vielmehr möchte man das Vereinsleben gestalten sowie die Interaktion zwischen Abteilungen, Mitgliedern und Vereinsführung fördern. Der „Perspektive FCK“ geht es um strukturelle Fragen. Ein weiteres Anliegen: Der Erhalt des Stadionnamens „Fritz-Walter-Stadion“ als Alleinstellungsmerkmal in Deutschland.
Initialzündung für die „Perspektive FCK“ waren die existentiellen Herausforderungen, denen der Verein noch vor wenigen Jahren gegenüberstand. Scheffler erinnert sich an „die Krise vor Stefan Kuntz“ und die damalige Erkenntnis, dass es an einer Institution mangelt, die in schwierigen Zeiten die Stimmen der Mitglieder zu einem Statement bündelt. „Stefan Kuntz hat den Verein gerettet, aber vor ihm hat es massive Probleme gegeben. Und irgendwann wird es auch eine Zeit nach Stefan Kuntz geben. Das Ziel ist also, die Strukturen im Verein so zu gestalten, dass die Mitglieder nachhaltig die Möglichkeit haben, neben der Jahreshauptversammlung sich in das Vereinsgeschehen einzuklinken“, beschreibt Scheffler die Gedanken, mit denen die „Perspektive FCK“ 2009 gegründet wurde. Man wolle eine offene Diskussionskultur in den Verein tragen: „Die Intention ist, konstruktive Kritik zu üben und Dinge, die schief gelaufen sind, offen anzusprechen.“ Denn im Vereinsleben, insbesondere im ehrenamtlichen Bereich der Mitglieder, erkennt Scheffler einerseits einen gewissen Modernisierungsstau und andererseits großes Potential, das es zu wecken gilt. „Unser oberstes Ziel ist die Mitgliedergewinnung für den 1. FC Kaiserslautern“, sagt Scheffler. In einer breiten Mitgliederbasis sieht Scheffler auch ein Stück Zukunftsfähigkeit für den 1. FC Kaiserslautern.
Also hatte die „Perspektive FCK“ 2009 ein Mitgliederkonzept erarbeitet. „Das wurde auf der Jahreshauptversammlung mehrfach erwähnt.“ Das Konzept schlägt Ideen vor, die die Vereinsmitgliedschaft attraktiver machen sollen, beispielsweise durch exklusive Aktionen für FCKMitglieder, seien es Autogrammstunden oder spezielle Merchandisingartikel. Die Umsetzung laufe langsam, meint Scheffler, lediglich im Ticketing seien bereits ein Vorkaufsrecht für Mitglieder und Dauerkartenbesitzer verankert sowie eine Umstellung auf Online-Kauf realisiert worden. Aktuell verfolgt die „Perspektive FCK“ das Projekt, in der Vereinsstruktur eine eigene Fanabteilung zu etablieren, um „das Interesse der sogenannten passiven Mitglieder im Verein stärker vertreten zu können“.
Ein entsprechender Antrag an die Vereinsführung ist gestellt. Es geht der „Perspektive FCK“ darum, die Fankultur zu stärken, Beteiligungsforen zu schaffen und Gestaltungsmöglichkeiten zu institutionalisieren - im Sinne aller Fußballfans und Vereinsmitglieder, die selbst nicht aktiv am Spielbetrieb teilnehmen, sich aber in das Vereinsgeschehen einbringen möchten. Mit diesem konstruktiven Geist blickt Scheffler auch auf die Außerordentliche Mitgliederversammlung am 9. Mai. Vertreter der „Perspektive FCK“ wollen dort Fragen stellen, um kritische Themen aufs Tableau zu bringen und Antworten für die Zukunft zu finden. Dabei nennt Scheffler vier Themenblöcke: die Transferpolitik, die Jugendarbeit, Personalentscheidungen sowie die finanzielle Konstruktion des Vereins. Scheffler fragt beispielsweise: „Mit wie viel Risiko geht man in die Zweite Liga? Und wäre eine erneute Reduzierung der Stadionmiete im Fall eines Verbleibs in der Zweiten Liga notwendig?“
Der Fanaktivist gibt sich kritisch. In seiner Kritik jedoch bleibt er moderat. Es geht ihm und der „Perspektive FCK“ nicht um Revolution. „Es geht um die Sache“, meint er. Es geht nicht um Personen. Es geht einzig und allein um den Verein. Es geht ausschließlich um die Zukunft des 1. FC Kaiserslautern. Zugegeben: Auch das klingt ein wenig abgedroschen. Ein bisschen wie die Vokabel „Herzblut“. Ob er und die „Perspektive FCK“ ihrem eigenen Anspruch gerecht werden? Das wird sich zeigen. Am 9. Mai.
Quelle: Wochenblatt KL