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FCK verspielt den Klassenerhalt in einer desaströsen Rückrunde - Der Abgang mit Wehmut - Abels Leiden
Im Westen schlägt das Herz des Betzenbergs. Dort steht der zwölfte Mann. Dort lebt die Emotion. Die Besatzung der Fankurve hat leiden gelernt auf der beispiellosen Talfahrt des 1. FC Kaiserslautern. Als sich die Absteiger in Rot am Samstag nach dem 2:5 (1:3) gegen Borussia Dortmund ein letztes Mal dort versammelten, bekamen sie den Spiegel vorgehalten: „Euer Gesicht habt ihr schon längst verloren ...”
„Genug Wehmut” hat FCK-Innenverteidiger Mathias Abel am späten Samstagnachmittag verspürt. Als dem 30 Jahre alten gebürtigen Kaiserslauterer noch einmal so richtig bewusst wurde, dass sich seine Mannschaft mit einer trostlosen 2:5-Niederlage gegen den deutschen Meister von der Bundesliga-Bühne im Fritz-Walter-Stadion verabschiedet hat, war ihm mulmig zumute. Nach dem Abstieg 2006 dauerte es vier Jahre, ehe der FCK zurückkam. 2008 stand er mit einem Bein in der Dritten Liga ...
Kurz nach seinen Kollegen lief Abel am Samstag einige Minuten nach Spielschluss aus der Kabine und noch einmal nach draußen, um sich von den treuen Anhängern in der Westkurve für diese Saison zu verabschieden. 49.780 Zuschauer, ausverkauftes Haus - der von FCK-Trainer Krassimir Balakov angestrebte würdige Abschied wurde es nicht: Der deutsche Meister durfte zumeist unbehelligt ein lockeres Schaulaufen in der Frühsommersonne betreiben. In Berlin beim 2:1 gegen die gleichfalls marode Hertha hatte beispielsweise Rodnei noch wirkungsvoll aufgeräumt. Am Samstag stand er bei den ersten drei Treffern Spalier.
„Es ist viel Wehmut dabei, wenn man sieht, wie die Stimmung heute wieder war. Aber wir waren zu oft zu weit weg von unseren Gegenspielern”, sagte Abel nach seiner Abschiedsrunde, auf der er für sich und seine Kameraden Trost, Aufmunterung, aber natürlich auch kritische Worte mitgenommen hat. „Das Stadion hat die Bundesliga verdient, die Fans haben die Bundesliga verdient”, betonte Abel, „deshalb müssen wir im Sommer die richtigen Weichen stellen, dass wir so schnell wie möglich wieder aufsteigen. Die Fans haben gesagt, sie werden Gas geben für den Wiederaufstieg.”
Die Mannschaft hat zu wenig Gas gegeben, Leidenschaft sieht anders aus. Die Bundesliga wurde mit einer desaströsen Rückrunde verspielt. 16 Punkte wie in der Hinrunde - und der FCK würde noch um den Relegationsplatz kämpfen. Aber die chronisch ladegehemmte Mannschaft, die sich so viele naive Gegentore einfing, hat den Klassenverbleib einfach nicht verdient.
„Ich trage die Verantwortung”, sagt Stefan Kuntz, der Vorstandsvorsitzende. Mit Trainer Marco Kurz hatte er nach der Hinrunde versucht, der Ladehemmung Herr zu werden. Nachdem es schon im Sommer nicht gelungen war, die Lücken in der Offensive zu schließen, griff der FCK im Winterschlussverkauf fast panikartig zu. Und daneben. Fünf Mann kamen - verstärkt hat die Mannschaft keiner. Ariel Borysiuk hat Talent, sah aber bei seinem Debüt beim folgenschweren 0:1 gegen Köln Gelb-Rot. Sandro Wagner begann gut, traf nicht und wurde zum Buhmann vieler Fans. Nicolai Jörgensen - ein Flop. Der junge Jakub Swierczok stürmte zuletzt nur noch erfolglos in der zweiten Mannschaft. Anthar Yahia kam mit Trainingsrückstand aus Saudi-Arabien. Wie sollte er helfen?
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau